Feinde - Hostiles (2017)

In seinem vierten Spielfilm nimmt Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper ("Black Mass") den Hass zwischen den Ureinwohnern und den wei�en Kolonisatoren ins Visier, der sich im Zuge der blutigen und gewaltsamen Westerschlie�ung des nordamerikanischen Kontinentes herausbildete. Wie der Titel bereits deutlich unterstreicht, stehen sich in seiner Erz�hlung erbitterte Feinde gegen�ber. Auf der einen Seite der hochdekorierte Captain Joseph J. Blocker (Christian Bale), auf der anderen der Cheyenne-H�uptling Yellow Hawk (Wes Studi), der diverse Kameraden des US-Soldaten auf dem Gewissen hat. Denkbar ung�nstig ist vor diesem Hintergrund der Auftrag, den Blocker von seinem Vorgesetzten (Stephen Lang) erh�lt. Ausgerechnet er soll den verabscheuten, krebskranken indigenen Anf�hrer zusammen mit dessen Familie aus der Gefangenschaft in das Heimatterritorium nach Montana bringen, wo der Todgeweihte in Ruhe sterben darf.

Handfestes Konfliktpotenzial liegt umgehend in der Luft, wird von Coopers Drehbuch, das auf einem Manuskript von Donald E. Stewart basiert, aber nach und nach in eine Ann�herung umgewandelt. Unmissverst�ndlich spricht sich der im Bundesstaat Virginia geborene Filmemacher f�r eine Verst�ndigung zwischen den Kulturen aus und bekr�ftigt, dass trotz aller Vorbehalte und tiefsitzender Verletzungen gegenseitiges Verzeihen m�glich ist. Eine Botschaft, die es gerade in turbulenten Zeiten wie diesen braucht, in denen der amtierende US-Pr�sident nicht selten r�de gegen Minderheiten wettert.

"Feinde – Hostiles" beschreibt eine lobenswerte L�uterung, kann sich von den erz�hlerischen Vers�umnissen vieler anderer Westernarbeiten jedoch nicht g�nzlich freimachen. Auch wenn die auftretenden Ureinwohner ihre eigene Sprache behalten d�rfen, gew�hrt ihnen der Film letztlich zu wenig Entfaltungsraum und l�sst den Zuschauer nur fl�chtig in ihr Innenleben blicken. Im Zentrum steht der von Christian Bale mit ausgepr�gter Intensit�t verk�rperte Captain Blocker – und damit eine wei�e Perspektive, wie es im Genre leider nach wie vor gang und g�be ist. Wenig anzufangen wei� Cooper �berdies mit seinen Frauenfiguren. W�hrend die Natives Elk Woman (Q’orianka Kilcher) und Living Woman (Tanaya Beatty) fast komplett au�en vor bleiben, darf die von Rosamund Pike gespielte Siedlerin Rosalee Quaid immerhin diverse Male das Wort ergreifen. Ihr Trauma nach dem grausamen Verlust von Ehemann und Kindern ergr�ndet Coopers Skript aber blo� oberfl�chlich. Und noch dazu definiert sich die Witwe im Verlauf der Reise immer st�rker �ber den als zupackenden Besch�tzer in Stellung gebrachten Blocker.

Ein Gegengewicht zu den M�ngeln in der Charakterzeichnung bilden die stimmungsvollen Landschaftsimpressionen (Kamera: Masanobu Takayanagi) und einige packend orchestrierte Spannungsszenen. Den Puls in die H�he treibt "Feinde – Hostiles" beispielsweise gleich zu Anfang mit dem rabiaten Komantschen-Angriff auf Rosalee Quaid und ihre Familie oder aber mit der bleihaltigen Auseinandersetzung ganz am Ende, die die destruktive Seite des uramerikanischen Individualismus offen zu Tage treten l�sst.

Fazit: Atmosph�risches, versiert fotografiertes Westerndrama, das seinen indigenen Figuren leider nicht gen�gend Aufmerksamkeit schenkt und seine fraglos l�bliche Botschaft dadurch etwas verw�ssert.