70. Geburtstag: Faye Dunaway, das Gesicht von New Hollywood - WELT
WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Film
  4. 70. Geburtstag: Faye Dunaway, das Gesicht von New Hollywood

Film 70. Geburtstag

Faye Dunaway, das Gesicht von New Hollywood

Redakteur
Mit "Bonnie und Clyde" startete Faye Dunaway ihre Karriere. So grandios zwischen Härte und Zerbrechlichkeit konnte in den 70ern keine changieren.

Am Abend des 28. März 1977 trug Faye Dunaway noch ein schwarzes Kleid, nicht besonders spektakulär, und so war auch ihr Auftritt, als die Schauspielerin den Oscar für die Hauptrolle in "Network" entgegennahm.

Ein knapper Dank, ein schüchternes Lächeln. Und raus. Am nächsten Morgen war Faye Dunaway morgens um halb sieben Uhr am Pool des Beverly Hills Hotels verabredet. Sie hatte nicht geschlafen, zog sich ein langes, helles Negligé an.

Sie heiratete den Fotografen Terry O'Neils

Das Foto dieser Szene ist berühmt. Um sie herum liegen die Zeitungen, auf einem Tisch stehen Teegeschirr und die Oscar-Statue. Das Bild erzählt beispielhaft vom Moment des stillen Triumphs.

Faye Dunaway stützt den Kopf mit der Hand, sie sieht müde aus, nachdenklich. Einsamkeit und Melancholie: Wird es jetzt, mit dem Oscar, noch weiter gehen? Und hat es sich gelohnt? Reicht der Antrieb? Oder war das schon alles?

Wann immer von Oscar-Fluch die Rede ist, der besonders Schauspielerinnen einholt und ihnen keine guten Rollen mehr beschert, muss sich Terry O’Neils Foto mit dem Titel „Der Morgen danach“ ansehen. Es wird schwieriger, nicht leichter. Faye Dunaway hat es offensichtlich so gut gefallen, dass sie den britischen Fotografen später geheiratet hat.

Dunaway war keine einfache Schauspielerin

Die Erzählungen über die Furie Faye Dunaway, die ihre Skrupel in höchst divöses Auftreten umsetzt, sind zahlreich. Mehrfach ist sie aus Rollen rausgeflogen. Roman Polanski berichtet von schlimmen Szenen und Debatten bei „Chinatown“.

Einmal, als die Kamera ihr über die Schulter blickte, störte ihn ein einzelnes Haar im Bild. Nach mehreren Frisierversuchen schnitt der Regisseur Faye Dunaways Haar mit der Schere einfach ab. Ein hysterischer Tobsuchtsanfall mit ausschweifenden obszönen Ausfällen und einer offiziellen Aussprache waren die Folge.

Aber wenn man sie im Film als tief verletzte Frau sieht und hört, wie sie zu Jack Nicholson "Ich bin nie besonders lang mit jemand zusammen, Mr. Gittes" sagt, möchte man hinschmelzen und zugleich erstarren.

Dunaway wurde zur Ikone New Hollywoods

In ihren besten Auftritten ist Faye Dunaway unnahbar und beschützenswert in einer Intensität, die sehr selten erreicht wird. Sie bleibt ein Rätsel, auch weil sie die Miene ihres Gesichts ständig verändert.

Anzeige

Niemand changierte in den späten Sechziger- und Siebzigerjahren derart grandios zwischen Härte und Zerbrechlichkeit. So wurde sie zur Ikone New Hollywoods. Die Göttin, die Angst hat. Und kalt sein kann.

Berühmt wurde das Mädchen aus Florida 1967 als Gangsterbraut in "Bonnie & Clyde". Sie schießt, liest Gedichte vor und ist traurig, weil ihr Liebhaber impotent ist. Dunaways Art, Baskenmütze zu tragen, kam mit dem Film wieder in Mode.

Der Oscar 1977 – ihr Karrierehöhepunkt

Coolness und Stärke verschmolzen zum Bild der neuen Frau. In "Thomas Crown ist nicht zu fassen" tritt sie ein Jahr später unfassbar stilsicher und kalt-berechnend auf, es ist Steve McQueen, der in der legendären Verführungsszene am Schachbrett die Figur umwirft und sich geschlagen gibt, bevor sie mit dem Vorschlag "Lassen Sie uns ein anderes Spiel spielen" ins Bett gehen.

Libertinage begleitet Dunaways Auftritte, über "Little Big Man" spottet sie selbst, sie habe "die nette kleine Rolle der Pfarrersfrau, die zur Nutte wird" gespielt. Der Höhepunkt ist die Sexszene in "Network", in der sie als Karrierefrau mit William Holden schläft und währenddessen unaufhörlich über den Sender und ihre Arbeit redet, um kurz zwischendurch "oh, oh" zu seufzen.

Mit dem Oscar 1977 war tatsächlich der Gipfel erreicht. Das Ende von New Hollywood markiert auch Faye Dunaways Abschied von den großen, nachwirkenden Filmen. Mit markigen Worten hat die Schauspielerin „Star Wars“ und die Blockbuster-Welle dafür verantwortlich gemacht.

Ihre reizvoll schiefen Gesichtszüge – geglättet

Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Sie hat 1981 in „Meine liebe Rabenmutter“ die Ex-Diva Joan Crawford gespielt und viel Spott abbekommen. Die "Goldene Himbeere" für die schlechteste Schauspielleistung durfte Dunaway sich mit Bo Derek teilen.

In „Barfly“ 1987 trat sie als versoffene Frau auf und fuhrwerkte hübsch mit ihren langen Beinen im Bild herum. Die Alkoholprobleme kannte sie aus dem eigenen Leben zur Genüge. Und für Emir Kusturica spielte sie ziemlich verrückt und wunderbar in „Arizona Dream“ (1993).

Anzeige

Beim Musical "Sunset Boulevard" sollte sie die Rolle der verrückten Stummfilm-Diva spielen, flog aber kurz vorher raus. Das Gros sind bis heute Nebenrollen, Kurzauftritte, kleine Fernsehfiguren.

Gelegentlich geistert sie mit deutlich geglättetem Gesicht durch Shows. Ihre leicht schiefen Züge, die unergründlich und reizvoll waren, sind verschwunden. Wenn man sich heute, an ihrem 70. Geburtstag, das Foto nach der Oscar-Verleihung sieht, ist zu erkennen: Dies alles hat Faye Dunaway damals geahnt. Es wurde nicht leichter.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant