Faustrecht der Freiheit 

1974

 

Filmliste Rainer Werner Fassbinder

  

  

 

   

 

Regie und Produzent

Rainer Werner Fassbinder

Regie-Assistenz

Irm Hermann

Drehbuch

Rainer Werner Fassbinder und Christian Hohoff

Produktionsleitung-/firma

Christian Hohoff , Tango-Film

Kamera

Michael Ballhaus

Ausstattung

Kurt Raab

Musik

Peer Raben und Archiv  

FSK

ab 18 Jahre

L�nge

123 Minuten

Sonstiges

Der Film tr�gt die Widmung: "F�r Armin und alle anderen"

Ur-/Erstauff�hrung

30.5.1975   in Cannes

Genre

Beziehung, Liebe, Homosexualit�t

Filmbesprechung

- filmzentrale.com

- www.fassbinderfoundation.de

  

  

Darsteller

Rolle

Rainer Werner Fassbinder

Franz Fox

Peter Chatel

Eugen Thiess

Karlheinz B�hm

Max

Rudolf Lenz

Rechtsanwalt

Karl Scheydt

Klaus

Hans Zander

Springer, Barbesitzer

Kurt Raab

Wodka-Peter

Ulla Jacobsson

Frau Thiess

Adrian Hoven

Herr Thiess

Irm Hermann

Madame Cherie

Kitty Buchhammer

Madame Isabell

Christiane Maybach

Hedwig, Schwester von Franz

Ursula Str�tz

Madame Antoinette

Elma Karlowa

Harry Baer

Philipp

Barbara Valentin

Albine, Frau von Max

Bruce Low

Arzt

Peter Kern

Blumenverk�ufer

Walter Sedlmayr

Autoh�ndler

El Hedi Ben Salem

Marokkaner

Evelyn K�nneke

Frau im Reiseb�ro

Marquard Bohm

US-Soldat

Ingrid Caven

S�ngerin

Lilo Pempeit (Liselotte Eder)

Frau auf der Treppe

Hannes Gromball

Brigitte Mira

Frau im Lottoladen

          

  

            

Inhalt

 

Franz Biberkopf (RWF), wegen seiner Schaubuden-Nummer Fox genannt, verliert seinen Job auf dem Rummelplatz. Was bleibt ihm da �brig, als auf den Strich zu gehen? Dort wird er von einem Antiquit�tenh�ndler aufgegabelt, der ihn wiederum mit dem Unternehmersohn Eugen bekanntmacht. Das Gl�ck scheint Fox hold zu sein. Er gewinnt eine halbe Million im Lotto. Doch das Geld ist er schnell wieder los. Von seinem schicken Freund Eugen, der ihn in die kultivierte Gro�b�rgerwelt einf�hrt, wird er nach Strich und Faden ausgenommen. Fox kann sich noch so bem�hen, der Klassenunterschied wird immer weiterbestehen. Obwohl einmal mehr mit dem Tod des Protagonisten endend, herrscht in diesem Fassbinder-Film vor allem im ersten Teil ein ungewohnt kom�diantischer, witziger Ton vor. Lakonische, auf Pointen hin angelegte Dialoge, komisch zugespitzte Situationen und Ironie heben die sonst vorherrschende melodramatische Schwere auf.

 

(Quelle: Kino Xenix, Z�rich)

  

  

Szene mit Karlheinz B�hm (li.), RWF und Peter Chatel (re.)

In einem Interview auf dem Filmfestival in Cannes 1975 sagte Fassbinder �ber Faustrecht der Freiheit: "Es ist sicher der erste Film, in dem die Mitwirkenden Homosexuelle sind, ohne dass die Homosexualit�t zu einem Problem gemacht wird. Immer in Filmen, Theater oder Romanen, wenn Homosexuelle auftreten, war das Problem die Homosexualit�t, oder aber es war eine komische Nummer. Aber hier wird die Homosexualit�t als etwas ganz Normales gezeigt, und das Problem ist etwas ganz anderes, n�mlich eine Liebesgeschichte, wo einer die Liebe des anderen ausnutzt, und das ist eigentlich die Geschichte, die ich immer erz�hle."

Die Hauptperson in Faustrecht der Freiheit ist ein kleiner homosexueller Gauner und Strichjunge, Franz Biberkopf. Seinen Vornahmen hat er mit den Hauptpersonen in Fassbinders ersten beiden Gangsterfilmen gemeinsam, und der ungew�hnliche Nachname geht nat�rlich auf Franz Biberkopf zur�ck, die Hauptperson von D�blins Roman Berlin Alexanderplatz, der einen �hnlichen Einfluss auf Fassbinders Produktion aus�bte wie Fontanes Effi Briest. Effi Briest steht mit der ganzen Erziehungs- und Unterdr�ckungsproblematik in Verbindung, w�hrend Berlin Alexanderplatz auf eine andere Hauptspur in Fassbinders Produktion weist: die Geschichten on den kleinen Gangstern und ihren M�dchen. In D�blins ausladendem, aber zugleich packendem Roman ist Franz Biberkopf ein kleiner Gauner, der aus dem Gef�ngnis kommt und wie der Franz in Liebe - K�lter als der Tod eine problematische Beziehung zu einem Verbrechersyndikat hat. Er arbeitet am liebsten auf eigenes Risiko und bindet sich ungern, doch sein Selbstst�ndigkeitsdrang kommt ihn teuer zu stehen. Wie Fassbinders Franz ist er gespalten zwischen seiner Liebe zu einer Hure, deren Zuh�lter er ist, und seiner Freundschaft mit einem unzuverl�ssigen Kumpel, der f�r das Syndikat arbeitet. Diese beiden Abh�ngigkeitsbeziehungen tragen zu Franz Biberkopfs Zusammenbruch bei: der Freund bringt Biberkopfs M�dchen um - was Bruno in Fassbinders Deb�tfilm erfolglos versuchte...

 

(Quelle: Christian Braad Thomsen: Textauszug aus "Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk eines ma�losen Genies", Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg, 1993, Seiten 237-238, Text�bernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)

  

  

Geht man von der Bedeutung der M�nnerfreundschaften in seinen fr�heren Filmen aus, mag es �berraschen, dass Fassbinder bis zu Faustrecht der Freiheit keine homosexuelle Liebesgeschichte direkt portr�tierte. Weniger �berraschend ist es dagegen, dass auch dieser Film dem Muster der �konomischen und emotionalen Ausbeutung folgt, welches Fassbinder in seinen sozialen Melodramen entwickelt hatte.

Franz Biberkopf (Fassbinder selbst), ein gutm�tiger Homosexueller aus der Arbeiterklasse, der unter seinen Jahrmarktskollegen als "Fox, der t�nende Kopf" bekannt ist, gewinnt bei einer Lotterie eine halbe Million Mark und findet sich pl�tzlich inmitten der reichen und glamour�sen Schwulenszene wieder. Von der coolen Kultiviertheit seiner neuen Freunde verwirrt, verliebt sich Franz in den schlauen und attraktiven Eugen (Peter Chatel), den Sohn eines Druckereibesitzers (Adrian Hoven), der dringend Kapital ben�tigt. Vater und Sohn tun alles, um Franz um sein Geld zu erleichtern, indem sie ihn mal mit ihrer Aufmerksamkeit umschmeicheln, mal seine Ungebildetheit �ffentlich blo�stellen. Als das Geld weg ist, ist es auch mit der Liebe vorbei. Am Ende schluckt Franz, jetzt obdachlos, eine Flasche Schlaftabletten. Als er in einer U-Bahn-Station stirbt, wird er von zwei Jugendlichen ausgeraubt. 

  

Szene mit  RWF und Christine Maybach

Der Film wurde haupts�chlich aus zwei Gr�nden kritisiert: Zu plakativ werde die Botschaft an den Mann gebracht, dabei die Hauptfigur mitleidlos erniedrigt und das Publikum mit der f�rchterlichen Unausweichlichkeit der Geschichte gequ�lt. Andererseits sei die Darstellung des Schwulenmilieus arg klischeehaft geraten. Fassbinder sagte, er wolle den Zuschauer vergessen machen, dass der Film unter M�nnern spiele, und tats�chlich ist die satirische und grausame Sch�rfe des Films der Beschreibung b�rgerlicher oder kleinb�rgerlicher Milieus in fr�hen Filmen wie Warum l�uft Herr R. Amok? oder  H�ndler der vier Jahreszeiten vergleichbar. In diesen Filmen waren M�nnerfreundschaften romantisiert worden, weil sie die Folie abgaben, die sichtbar machte, was M�nner und Frauen einander antun. Wenn Sexualit�t als Barriere �berwunden werden kann, bleiben immer noch diejenigen von Klasse und Ausbildung. Faustrecht der Freiheit zeigt keinen Ausweg, sieht man einmal von den wenigen Momenten der Zuneigung ab, die Franz von seiner Schwester erf�hrt, die diesmal nicht von Hanna Schygulla gespielt wird, sondern von Christiane Maybach.

Fassbinder setzt zudem auf einen merklichen Bruch im Tonfall des Films: Der erste Teil besitzt ein derart sicheres Gesp�r f�r Komik, dass das selbstmitleidige Melodram des zweiten Teils, das Franz' unbegriffene Erniedrigung zeigt, den Zuschauer wie ein unangenehmer Schock trifft.

 

Man k�nnte Faustrecht der Freiheit als Fortsetzung und Spiegelbild von Die bitteren Tr�nen der Petra von Kant sehen, wobei die Perspektive zweimal umgestellt ist. In Petra von Kant werden die Mittelschicht-Neurosen der Titelfigur ausgebreitet, nicht aber die Unsicherheiten der Arbeiterklasse: Karin ist eine sexuell selbstsichere Frau, die sozialen Status und Klassenunterschiede mittels ihres guten Aussehens umgeht, was f�r Franz in Faustrecht der Freiheit offensichtlich unm�glich ist, w�hrend es dort die aalglatten Mittelschichts-Homosexuellen sind, die so tun, als ob sie die Klassenunterschiede ignorieren. Petra von Kant tr�gt folgende Widmung: Gewidmet dem, der hier Marlene wurde. Ber�cksichtigt man, das Faustrecht der Freiheit "f�r Armin und alle anderen" ist, dann hat es den Anschein, als spiele Fassbinder selbst in diesem Film seinen Freund und Geliebten Armin Meier, obwohl ihm nachgesagt wurde, er habe weit mehr mit dem manipulativen Eugen gemeinsam gehabt als mit Fox.

 

(Quelle: Thomas Elsaesser: Textauszug aus "Rainer Werner Fassbinder", Bertz Verlag GbR, Berlin, 2001, Seiten 448-449, Text�bernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)

   

  

 

  

   

   

 

     

    

 

 

 

  

  

  

  

  

  

  

  

  

  

   

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 10. Oktober 2020

  

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Die beiden Kino-Aushangfotos wurden mir freundlicherweise von Einhorn-Film zur Verf�gung gestellt.