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VG Römerberg und Dudenhofen

Römerberg-Dudenhofen: Bunte Bänder gegen rechts

Ideengeber der Aktion „Wir sind bunt! Farbe bekennen gegen rechts“ sind die katholischen und evangelischen Kirchen in der Verbandsgemeinde. Mittlerweile wurden rund 4000 Bändern ausgegeben.

Römerberg-Dudenhofen: Bunte Bänder gegen rechts

Deutliches Zeichen: Die Aktion der Kirchengemeinden ist auch am Eingangsportal zu St. Gangolf zu erkennen. FOTO: SUSANNE KÜHNER

Farbige Bänder zieren Fensterläden, Geländer und Hoftore seit einiger Zeit in der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen. Sie symbolisieren das gemeinsame Aufstehen gegen Rechtsextremismus. Die Zahl der Unterstützer wächst.

Ideengeber der Aktion „Wir sind bunt! Farbe bekennen gegen rechts“ sind die katholischen und evangelischen Kirchen in der Verbandsgemeinde. Heike Vogt, Mitglied der Kirchengemeinde St. Hildegard, hatte die Grundidee. Pfarrer Dr. Jens Henning hat die Thematik davor schon regelmäßig in seinen Predigten aufgegriffen. 

„Während meiner Zeit in Südafrika habe ich noch die Reste der Apartheid und der Diskriminierung der Bevölkerung erlebt“, erklärt Henning, weshalb ihn das Thema Rassismus so sehr umtreibt. Wie viele Menschen betont er: „Die Frage nach der Entwicklung und der Zukunft wird immer akuter.“ 

Obgleich es weder in der VG, noch im nahen Umfeld derzeit danach aussehe, als könne ein AfD-Mensch in eine politische Führungsposition kommen, sei die Zeit reif für Aktionismus gegen rechts. „Wehret den Anfängen“, sagt Henning dazu.

Die steigenden Umfragewerte rechtsextremistischer Parteien im Land legt er dem Ansatz zugrunde. Diese sind im Besonderen ausschlaggebend für die ökumenische Initiative in der VG gewesen. „Wir haben beschlossen, dass wir uns als Kirche ganz klar positionieren müssen“, stellt Henning heraus. 

Bestärkt darin sahen sich die Gemeinden durch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der die Position gegen rechts - ebenso wie seine ostdeutschen Amtskollegen zuvor - unmissverständlich klar gemacht hat.

Die Idee, farbige Bänder als Zeichen für Toleranz öffentlich sichtbar in den Gemeinden anzubringen, entwickelte Vogt. Sie hatte bereits andernorts etwas Ähnliches gesehen. „Wir wollten die Bevölkerung beteiligen“, macht Henning deutlich. 

Das geschieht seit dem 27. Januar offensiv. An diesem Tag sind die ersten bunten Satinbänder nach dem Gottesdienst verkauft worden. Der Pfarrer spricht von mittlerweile rund 4000 Bändern, die ausgegeben wurden. Einen Euro pro Band zahlen die Empfänger als Unkostenbeitrag.

Neuer Satinstoff musste bereits nachbestellt werden. Anfang März traf er ein. Dankbar ist Henning um die Mithilfe der kfd Dudenhofen. Leiterin Elisabeth Kostov schneidet und rollt die Bänder mit ihrem Team. 1,50 Meter lang und zehn Zentimeter breit sind die einzelnen Stücke. 

„Die Aktion spricht sich herum und wir werden gefragt“, freut sich Henning über die Außenwirkung, die bislang erzielt wird. Jeden Tag, so kann er berichten, kommen neue Bänder in den Ortschaften dazu. Die Vertreter der Kirchengemeinden sind dafür pro-aktiv unterwegs. Informationsstände vor Supermärkten und Bäckereien hat es gegeben. Weitere sind geplant. „In Harthausen haben die Helfer an einem Vormittag 70 Bänder verkauft“, nennt Henning eine besonders gute Erfolgsquote. 

Dass sich zwischenzeitlich Gewerbetreibende angeschlossen haben, begeistert den Geistlichen ebenfalls. Ebenfalls erwähnenswert, so Henning: „Alle demokratischen Parteien bewerben die Aktion in ihren Schaukästen.“ Die Realschule plus in Dudenhofen habe darüber hinaus Plakate zur kirchlichen Aktion entworfen.

Nicht jede Reaktion ist jedoch erfreulich, lenkt Henning ein. „In Harthausen und Hanhofen wurden unsere Fahnen geklaut, in Mechtersheim wurden sie zerrissen und beschmiert“, merkt er an. Böse E-Mails hätten den Pfarrer darüber hinaus erreicht, unter anderem von AfD-zugewandten Gemeindemitgliedern. „Sie haben mit Kirchenaustritt gedroht“, lässt er wissen. 

Die Beschwerde der Aktionsgegner beim Bistum in Speyer fiel nicht auf fruchtbaren Boden. Dort seien die Kritiker auf die eindeutige Position der Kirche gegenüber rechtem Gedankengut und Intoleranz gegenüber anderen Nationalitäten verwiesen worden. Die Diskussion über die Aktion „Farbe bekennen gegen rechts“ sei darüber hinaus in den sozialen Medien entfacht. „Es gibt viele schöne Rückmeldungen dazu“, stellt Henning fest. 

Der Seelsorger, der die Kampagne mit fünf weiteren Freiwilligen koordiniert, bleibt dennoch hoffnungsvoll. „Die Zahl der Bänder wächst und wir kommen mit den Menschen ins Gespräch“, unterstreicht er. Erfreulich: Selbst kirchenferne Menschen haben bunte Satinstreifen erworben und zuhause angebracht. 

Erhältlich sind die Bänder in den katholischen Kirchen, in den katholischen und evangelischen Kindertagesstätten, in den evangelischen Pfarrämtern in Mechtersheim und Dudenhofen sowie nach den Gottesdiensten in allen Kirchen. xsm