Entstehung, Quellen und autobiografische Züge | Fabian
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Entstehung, Quellen und autobiografische Züge

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Entstehung

Im Jahr 1930 beginnt Erich Kästner mit der Arbeit an Fabian. Nach dem Erfolg seiner Kinderbücher und seiner Gedichte möchte er nun einen Roman für Erwachsene verfassen. Es dauert etwa zehn Monate, bis er das Manuskript bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart einreichen kann.

Anfang Juli 1931 schickt Kästner die fertige Schrift seinem Lektor Curt Weller, der durchaus positiv reagiert und ihm zu seiner ersten größeren epischen Arbeit gratuliert. Auch er glaubt an den Erfolg des Buches. Dennoch will er einige Änderungen daran vornehmen, da die Verleger der Deutschen Verlags-Anstalt eine Veröffentlichung in der ersten Version für zu riskant halten.

Kästners Lektor und seine Verleger stoßen sich an den ausführlichen Schilderungen von sexuellen Handlungen oder an zu offensiven politischen Passagen. Der Autor gibt den Forderungen nach und lässt verschiedene Streichungen und Ergänzungen in seinem ursprünglichen Manuskript zu. Als Fabian wenige Monate später im Oktober 1931 erscheint, ist die Erzählung somit nicht mehr das ursprüngliche Werk, das Kästner seinem Verlag übergeben hat.

Erst 2013 erscheint das Werk unter dem von Kästner favorisierten Titel „Der Gang vor die Hunde“ (vgl. dazu auch „Analyse/Titel“) erstmalig in einer rekonstruierten Urfassung und mit allen Passagen, welche die Erstverleger streichen ließen. Diese Ausgabe folgt Kästners Nachlass im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Ebenso beinhaltet das Werk Nachworte und Vorbemerkungen des Autors zu früheren Ausgaben.

Die Neuausgabe ist in Bezug auf die verschiedenen Romanfassungen nicht historisch-kritisch, sondern will dem Leser ein möglichst unverändertes Bild von der ursprünglichen Version vermitteln, wie Kästner sie geplant hatte. Im Vergleich bietet die Urausgabe neben den ausführlicheren expliziten Szenen und politischen Positionen vor allem ein Kapitel, in dem die Blinddarmoperation von Direktor Breitkopf sehr ausführlich geschildert wird sowie eine Busfahrt, auf der sich Fabian und Labude über die Monumente Berlins lustig machen und damit die übrigen Fahrgäste verärgern.

Intention und Quellen

Kästner verfasst seinen gesellschaftskritischen Roman Fabian als eine Warnung an die Gesellschaft vor dem drohenden Unheil, das sich in Deutschland und damit in ganz Europa anbahnt. „Der ursprüngliche Titel, den, samt einigen krassen Kapiteln, der Erstverleger nicht zuließ, lautete »Der Gang vor die Hunde«. Damit sollte, schon auf dem Buchumschlag, deutlich werden, dass der Roman ein bestimmtes Ziel verfolgte: Er wollte warnen.“ (S. 6). Daher versuchte der Autor damals, erfolglos den ursprünglich geplanten Titel beibehalten, um seine satirische Intention bereits auf dem Buchumschlag deutlich zu markieren.

Erich Kästners Großstadtroman Fabian, der das Leben in Berlin im Jahr 1930 schildert, wird der Neuen Sachlichkeit zugeordnet, die in ihren Werken versucht, ein möglichst realistisches Abbild und unverändertes Bild der damaligen Zeit zu präsentieren. Die Quellen für sein Werk sind demnach direkt vor seinen Augen ausgebreitet und werden zu einer Vorlage: „Die große Arbeitslosigkeit, die der wirtschaftlichen folgende seelische Depression, die Sucht, sich zu betäuben, die Aktivität bedenkenloser Parteien, das waren Sturmzeichen der nahenden Krise.“ (S. 6).

Im Sinne der Neuen Sachlichkeit arbeitet Kästner das eigene Erleben der Großstadt Berlin in den Roman „Fabian“ ein, in der er seit 1927 lebt, und erschafft somit ein Stück Zeitgeschichte. Neben den eigenen Beobachtungen greift Kästner auch auf Zeitungen als Quellen zurück und integriert Artikelüberschriften sowie Buchzitate und Briefe in sein Werk (vgl. dazu „Analyse/Montagetechnik“).

Der Autor hat sicher von Döblins 1929 erschienenem Erfolgsroman Berlin Alexanderplatz, welcher nicht nur die positiven Veränderungen, sondern auch die Schattenseiten der Großstadt schildern, Impulse sowie Inspiration für das Verfassen von Fabian erhalten.

Autobiografische Züge

Der Roman „Fabian“ enthält verschiedene autobiografische Züge, die sich auf unterschiedliche Bereiche des Lebens von Erich Kästner beziehen:

Kästners Studienzeit und seine Arbeit als Journalist und Werbefachmann

- Ebenso wie Fabian und Labude studiert Erich Kästner von 1919 an unter anderem Germanistik an der Universität Leipzig und promoviert 1925. Ebenso wie Fabian lebt er ab 1927 in Berlin in einer Wohnung zur Untermiete.

- Der Schriftsteller sammelt Börsenkurse für einen Makler, um sich sein Studium zu finanzieren. Auch die Figur Fabian arbeitet eine Zeitlang für die Börse: „Während der Inflation hab ich für eine Aktiengesellschaft Börsenpapiere verwaltet. Ich musste jeden Tag zweimal den Effektivwert der Papiere ausrechnen, damit die Leute wussten, wi...

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