Exil – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Beispiele | DWDS
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Exil, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Exils · Nominativ Plural: Exile
Aussprache 
Wortbildung  mit ›Exil‹ als Erstglied: Exilant · Exilforschung · Exilheimat · exilieren · exilisch · Exilkubaner · Exilland · Exilliteratur · Exilpolitiker · Exilpresse · Exilregierung · Exilzeit
 ·  mit ›Exil‹ als Grundform: exil-
Herkunft aus exiliumlat ‘Aufenthalt in der Fremde, Verbannung’ < exullat ‘der Vertriebene, Verbannte, Ausgewanderte’
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

aufgrund von (staatlicher, religiöser) Verfolgung, Ausbürgerung, Verbannung erzwungener oder wegen als unerträglich empfundener politischer Verhältnisse freiwillig gewählter langfristiger Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein erzwungenes, unfreiwilliges, freiwilliges, selbstgewähltes, dreijähriges, jahrzehntelanges, rettendes Exil
als Akkusativobjekt: das Exil wählen, vorziehen, verlängern, verlassen; Exil gewähren, suchen, finden
in Präpositionalgruppe/-objekt: ins Exil gehen, fliehen; ins Exil getrieben, gezwungen werden; jmdn. ins Exil schicken, verbannen; die Flucht, der Gang ins Exil; im Exil leben, [Jahre] verbringen, sterben; das Leben, die Jahre im Exil; aus dem Exil zurückkehren, zurückkommen; die Rückkehr, Heimkehr aus dem Exil
als Genitivattribut: die Stationen, der Ort, die Einsamkeit, das Elend, die Jahre, Jahrzehnte, die Zeit des Exils
in Koordination: Exil und Emigration, Flucht, Verfolgung, Verbannung, Vertreibung
Beispiele:
Der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, flüchtete […] ins indische Exil. [Der Spiegel, 08.10.2013 (online)]
Am 5. August jährte sich zum beinahe 2000sten Mal jener Tag, an dem der Jerusalemer Tempel zerstört und das jüdische Volk ins Exil getrieben worden war. [Der Standard, 06.08.2014]
Ihm [Karl III.] wird der Königshof in Neudingen an der Donau zuerkannt, wohin er ins Exil gehen muss, während Arnulf neuer König des Ostreiches wird. [www.tribur.de, 01.01.2014]
übertragen Als Tendenzen[…] nannte Reichert die Renditejagd im Buchmarkt[…] und die Vernachlässigung schwieriger Literatur, die zunehmend nur noch in Kleinverlagen ein Exil finde. [Neue Zürcher Zeitung, 29.10.2002]
Im März 1988 ist es eine gewalttätige Auseinandersetzung […], die […] zu einem landesweiten Aufstand führt – zu einem einzigen Aufschrei nach Freiheit und Demokratie, der von der Militärjunta jedoch brutal erstickt wird. Tausende werden erschossen, verhaftet, ins Exil getrieben[…]. [Süddeutsche Zeitung, 10.12.1996]
spezieller Manche Völker haben keine Heimat, wir Palästinenser finden noch nicht einmal ein Exil (= Ort für einen Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes). [Der Spiegel, 18.07.1983]
Die chilenische Militärregierung gab […] bekannt, daß alle im Exil lebenden Chilenen in die Heimat zurückkehren könnten, falls sie sich verpflichteten, auf jede Art politischer Tätigkeit zu verzichten […]. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1976]]
Tief verbittert [über ein rassistisches Gerichtsurteil] verliess er [der Medizinprofessor] die geliebte deutsche Heimat und ging ins freiwillige Exil nach Zürich. [Pariser Tageblatt, 30.05.1936]
Phrasem:
inneres Exil (= Rückzug aus der als bedrückend empfundenen, gesellschaftlichen Außenwelt in die Innerlichkeit)
Beispiele:
Diesem Klima des geistigen Zerfalls [in Libyen] waren auch die Künstler und Intellektuellen ausgesetzt, die sich nicht beugen oder verleugnen mochten; die einen gingen schweigend ins innere Exil, andere verliessen das Land. [Neue Zürcher Zeitung, 02.03.2011]
Diese Innenansichten eines Seniorenzentrums sind erschreckend. Strukturelle Mängel begünstigen katastrophale Zustände. Pflegende brennen aus und verkriechen sich ins innere Exil. [Der Spiegel, 22.10.2012]
Es ist wohl zu verstehen, daß Kiesinger als ehrgeiziger junger Mann[…] sich der Partei [NSDAP] anschloß, als sie an die Macht kam; es ist ihm auch zu glauben, daß er, nachdem er erkannt hatte, daß er sich mit Verbrechern eingelassen hatte, sich aus der aktiven Politik ins innere Exil […] zurückzog. [Die Zeit, 26.05.1967]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Exil · exilieren
Exil n. ‘Verbannungs-, Zufluchtsort’, ahd. īhsilī f., entlehnt im 9. Jh., danach nhd. Exil n., neu entlehnt im 16. Jh. Beide aus lat. exilium n. ‘Aufenthalt in der Fremde, Verbannung’, abgeleitet von lat. exul ‘der Vertriebene, Verbannte, Ausgewanderte’, einem Präfixkompositum mit ex- (s. d.), dessen zweites Element al- auch in griech. alā́sthai (ἀλᾶσθαι) ‘umherirren, unstet und flüchtig umherziehen, verbannt sein’ vorliegt. Vom Substantiv abgeleitet exilieren Vb. ‘verbannen, vertreiben’ (18. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›Exil‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Exil‹.

Emigration Heimkehr Untergrund amerikanisch amsterdamer argentinisch babylonisch chilenisch englisch erzwungen gewählt holländisch indisch kalifornisch kubanisch londoner mexikanisch moskauer niederländisch nigerianisch pariser prager saudisch schwedisch schweizer selbstgewählt tunesisch unfreiwillig yorker zwingen
Zitationshilfe
„Exil“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Exil>.

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