Eva Luise Köhler: Wie es ist, wenn der Sohn mit 17 Jahren Vater wird - WELT
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Panorama Eva Luise Köhler

Wie es ist, wenn der Sohn mit 17 Jahren Vater wird

Chefreporterin
Hausbesuch bei Eva Luise Köhler: Die frühere First Lady spricht über ihr neues Leben, die Behinderung ihrer Tochter und die frühe Vaterschaft ihres Sohnes.

Eva Luise Köhler Köhler, Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten, genießt ihr neues Leben in Berlin-Charlottenburg: "Man kann herrlich bummeln gehen", sagte sie der "Welt am Sonntag". "Die Badeseen sind um die Ecke, auch der Chor, in dem ich singe. Wir genießen das ganz normale Leben."

An die Zeiten als First Lady neben ihrem Mann Horst Köhler, der im Mai 2010 nach sechs Jahren im Amt zurücktrat, blicke sie gern zurück. Es sei ein vertrautes Gefühl, wenn sie heute mit der S-Bahn am Schloss Bellevue vorbeifahre: "Natürlich schaue ich dann auch hin", so Frau Köhler, "Ich habe ja schöne Erinnerungen."

Jetzt aber möchte die Schwäbin ihre Zeit nutzen, sich verstärkt als Schirmherrin von "Achse" zu engagieren, einem Verein für Menschen mit chronischen, seltenen Erkrankungen. Sie wünsche sich grundsätzlich "mehr Verständnis in der Gesellschaft für Menschen, die krank sind".

Die Deutschen knickrig? "Ein Ammenmärchen"

Gleichzeitig lobt sie die Großzügigkeit, mit der die Menschen selbst in Zeiten wie diesen ihre Geldbörsen für Gutes öffnen würden: "Uns Deutschen wird gern mal unterstellt, wir seien knickrig. Das ist ein Ammenmärchen."

Die Nöte der Betroffenen mit seltenen Erkrankungen kennt sie nur zu gut. Eva Luise Köhler hat eine Tochter, die an Retinitis Pigmentosa, leidet – eine Augenkrankheit, die zur Erblindung führt, und diverse Begleiterkrankungen mit sich führen kann: "Dass etwas nicht ganz stimmt, fiel uns erst auf, als meine Tochter in die Schule kam. Bis wir eine Diagnose erhielten, vergingen zehn Jahre."

Ulrike ist heute 38 Jahre alt, sie habe studiert, spreche drei Sprachen und promoviere gerade. Sie sei stolz auf ihre Tochter.

Ein Leben mit permanenten Einschränkungen

"Ihr Führhund ,Midnight‘, eine schwarze Großpudeldame, begleitet sie in Seminare, die sie an der Uni gibt, beim Einkaufen und ins Café, wenn sie sich mit ihren Freundinnen trifft, und natürlich, wenn sie mit der Bahn zu uns nach Berlin fährt." Trotzdem sei es für die Tochter ein Leben mit permanenten Einschränkungen und Herausforderungen. "Das ist nicht immer leicht."

Auch über psychische Erkrankungen, Erschöpfung, Depressionen, Burnout, spricht Eva Luise Köhler offen: "Diese seelischen Erkrankungen sind sehr ernst zu nehmen." Da sei einiges an Aufklärung zu tun.

"Ich denke, die Tatsache, dass diese Fälle sogar zunehmen, könnte auch mit einer Sinnfrage zu tun haben. Heute herrscht eine große Beliebigkeit, das Leben ist weniger überschaubar geworden. Gerade viele junge Menschen befinden sich in einer Sinnkrise, sie sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Und der ist nicht immer leicht zu finden, was zu Verunsicherungen führen kann."

Sohn Jochen wurde mit 17 Vater

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Als Teenager habe sie selbst viel über den Sinn des Lebens diskutiert, bei Musik von Jacques Brél und Juliette Gréco. "Die ganze Atmosphäre dieser Zeit habe ich als spannend empfunden. Drogen haben mich allerdings nie gereizt, Süßigkeiten verführen mich da eher. Im Grunde bin ich ein positiver und gestaltender Mensch."

Sport und das Singen im Kirchenchor würden ihr heute gegen Seelenblues helfen: "Wenn ich mich ausgepowert habe, geht es mir gut."

Ihr Sohn Jochen wurde mit 17 Vater. Darüber sei sie damals nicht sehr froh gewesen.

"Wir sind sehr glücklich über unser Enkelkind, so wie es immer wunderbar ist, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Sicherlich können alle Eltern aber auch nachvollziehen, dass man nicht unbedingt begeistert ist, wenn so eine Situation eintritt. Ganz einfach, weil ein Jugendlicher noch nicht reif genug ist, um mitten in der Schulzeit ein Kind zu erziehen."

Zu den Vermutungen, ihr Mann Horst Köhler, sei auch wegen Burnouts plötzlich im Mai 2010 zurückgetreten, sagt sie: "Es geht ihm sehr gut, danke der Nachfrage."

Lesen Sie den Wortlaut des Interviews mit Eva Luise Köhler in der "Welt am Sonntag"

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