Erschienen in:
01.01.2008 | Historisches
Eugen Bleuler (1857–1939) und die deutsche Psychiatrie
verfasst von:
R. Tölle
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 1/2008
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Zusammenfassung
Zwei Gedenktage – vor 150 Jahren wurde Eugen Bleuler geboren und vor annähernd 100 Jahren publizierte er erstmalig seine „Schizophrenie“ – geben Anlass zu einer psychiatriegeschichtlichen Retrospektive, insbesondere aus der Sicht der deutschen Psychiatrie. Zusammen mit dem ungefähr gleichaltrigen E. Kraepelin und S. Freud zählt E. Bleuler zu den Vätern der modernen Psychiatrie. Aus dem weit gespannten und ergebnisreich bearbeiteten Spektrum seiner Psychiatrie treten die Schizophrenie-Monographie von 1911 und die erste Auflage seines Lehrbuches von 1916 besonders hervor. Zwei Errungenschaften verdankt die Psychiatrie E. Bleuler: Die „vertiefende“ Psychopathologie, die nicht nur das Vorkommen und Nebeneinander der schizophrenen Symptome darstellt, sondern auch die inneren Zusammenhänge, und die Bedeutung der Psychoanalyse für die Psychiatrie, ohne dass aber Bleuler „Psychoanalytiker“ geworden wäre. Er war vielmehr ein pluridimensionaler Psychiater im besten Sinne des Wortes und dabei „Sympathisant“ der Psychoanalyse. Rezeption und Wirkungsgeschichte des Werkes Bleulers werden in diesem Beitrag erörtert. Schließlich wird auf ein weiteres Arbeitsthema hingewiesen, das E. Bleuler selbst für sein wesentliches Arbeitsgebiet hielt: Der Kampf gegen den Alkoholismus.