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Deutschland Söders Partei im Höhenflug

Die CSU – befreit von einer großen Bürde

Ressort Politik
„Die Grünen sind ein Sicherheitsrisiko für unser Land“

CSU-Chef Söder teilt beim Politischen Aschermittwoch aus: So wirft er der Bundesregierung unter anderem ein katastrophales Management der Migrationspolitik vor – und das in einer Zeit, in der die Zahl der Migranten und Flüchtlinge höher sei als 2015/16.

Quelle: WELT

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Die CSU erlebt einen Höhenflug, wie sie ihn lange nicht gesehen hat. Hinter dem Aufschwung steckt eine Strategie von Parteichef Söder, die auf bayerische Kompromisslosigkeit setzt. Er verspricht: Eine Koalition mit den Grünen werde es im Freistaat „niemals“ geben.

Markus Söder trommelt unruhig mit den Fingern auf den Tisch und winkt mit der Hand die Mappe herbei, in der sein Redemanuskript steckt. Schwungvoll sind darin die Stichwörter seiner fast zweistündigen Rede eingerahmt, die er gleich auf dem Politischen Aschermittwoch halten wird.

Söder spricht vor rund 4000 Parteianhängern in der gut gefüllten Dreiländerhalle in Passau. Es ist das „Politische Hochamt der CSU“; das erste wieder in einer Halle mit Bier, Brezn, viel Bussi-Bussi und noch mehr Menschen in Tracht seit Ausbruch der Corona-Pandemie – und seit der verlorenen Bundestagswahl 2021. Seit dem Machtverlust in Berlin, „Ampel-Land“ wie Söder stichelt.

CSU-Chef Markus Söder nach seiner Rede beim Politischen Aschermittwoch in Passau
CSU-Chef Markus Söder nach seiner Rede beim Politischen Aschermittwoch in Passau
Quelle: dpa

Die schwere Niederlage treibt die Christsozialen immer noch um, wie so viele in der Schwesterpartei CDU. Die CSU „war wer“, sagt einer der Funktionäre, in München, in Berlin, auch in Brüssel. Nun regiert in Berlin die Ampel, die Union als Opposition wird klar von CDU-Chef Friedrich Merz geführt.

Die CSU ist überwiegend auf Bayern zurechtgestutzt. „Wir schauen jetzt schon mehr als früher auf München, dort ist jetzt das entscheidende und einzige Zentrum der Partei“, sagt einer aus der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Und Söder, der Mann, der sich auf dem Sprung ins Kanzleramt sah, will nun nach eigenem Bekenntnis nur noch eines: erster Mann in Bayern bleiben. Wobei ihm enge Vertraute von Merz in dieser Hinsicht „kein Wort glauben“, wie sie sagen.

Und trotzdem ist die Stimmung der Christsozialen gut wie selten in Passau, das Selbstbewusstsein so groß, dass Söder von der Bühne mahnt, „nicht übermütig zu werden“. Und auch sonst keine Spur von Defensive oder gar Demut. Kanzler Olaf Scholz (SPD) : „Verspricht eine Zeitenwende und liefert Zeitlupe“, spottet Söder. Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)? „Den Namen muss man sich nicht merken.“ FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner: Einer, der heimlich über die Grundsteuer-Neubemessung die Steuern erhöht. Die Bundesregierung? „Die schlechteste, die Deutschland je hatte.“

Ein Söder-Unterstützer sagt einen CSU-Sieg bei der Landtagswahl im Herbst voraus
Ein Söder-Unterstützer sagt einen CSU-Sieg bei der Landtagswahl im Herbst voraus
Quelle: dpa/Peter Kneffel

Die Klimakleber? „Sollen sich in Peking festkleben.“ Und zu den Grünen und ihren Ernährungstipps sagt Söder: „Wir essen keine Maden, sondern Schweinsbraten. Und wenn ihr Insekten wollt, liebe Grüne, dann könnt ihr die selber fressen.“ Rhetorisch deftige Hausmannskost hat Bayerns Ministerpräsident angekündigt – und liefert genau das.

Wie befreit von einer Bürde

Der Parteivorsitzende, sein Kabinett, die CSU-Granden und das Publikum scheinen vor Kraft kaum laufen zu können. Trotz des Machtverlusts in Berlin. Oder besser: genau deshalb.

Ohne Regierungsverantwortung im Bund wirken die Christsozialen in Bayern wie befreit von einer Bürde. Sie müssen sich nicht mehr rechtfertigen für die Kompromisse der zurückliegenden Bundesregierungen. Für die Asylpolitik der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), den Atomausstieg, das Kohle-Aus. Für neue Belastungen, mehr Bürokratie. Alles Berlin, alles Brüssel.

„Es ist schmerzhaft, dass wir im Bund auf der Oppositionsbank sitzen“, sagt CSU-Generalsekretär Martin Huber. „Aber eine Koalition mit der SPD hat auch bedeutet, Kompromisse machen zu müssen. Und das war den eigenen Leuten nicht immer leicht zu vermitteln.“

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Es gebe einen „Oppositionsbonus“, sagt der ehemalige Parteichef und Landesminister Erwin Huber; dieser Bonus nutze der CSU in Bayern nun. Man rücke zusammen. „Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir wieder CSU pur machen können. Und wir können auch in Berlin wieder klares Profil zeigen“, meint Wissenschaftsminister Markus Blume.

„Die Leute merken, dass wir uns wieder klar auf Bayern konzentrieren“, erklärt Ilse Aigner, die Vorsitzende des CSU-Bezirksverbandes Oberbayern ist. „Nun können wir wieder Klartext sprechen“, fasst Generalsekretär Huber zusammen. Als er die Halle wie beim Boxen heiß gemacht hat, gibt er an Söder weiter.

„Bayern first“ funktioniert in Bayern

„Trendy and traditional“ sei Bayern, hat Söder dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson vor wenigen Tagen erzählt – das ist das neue Motto des bayerischen Ministerpräsidenten. Und das mit dem Bier im Krug vor ihm ist der traditionelle Teil.

Der Teller vor Söder besteht nur aus Käsehäppchen, keine Wurst, kein Speck, kein Fleisch. Und das in Bayern. Das ist die Kategorie „trendy“. Und dass Söder den Vorrednern kaum zuhört, lieber Boomer-Selfies mit Aigner macht, die er umgehend verschickt, und auch sonst ständig am Handy tippt, gehört wohl auch zu seiner Kategorie „trendy“.

Prosit! Söder und Parteikollegin Ilse Aigner
Prosit! Söder und Parteikollegin Ilse Aigner
Quelle: dpa/Peter Kneffel

In Bayern liegt die CSU zurzeit zweifellos im Trend, um hier im Bild zu bleiben. In Umfragen legen die Christsozialen kontinuierlich zu. Knapp acht Monate vor der bayerischen Landtagswahl kommt die CSU in der Erhebung des Forsa-Instituts auf 42 Prozent. Besser waren die Umfragen zuletzt vor zwei Jahren. Die absolute Mehrheit ist damit in Sichtweite, weil die übrigen Parteien, die laut Umfrage in den Landtag einzögen, zusammen 45 Prozent hätten, also nur drei Punkte mehr als die Christsozialen.

Söder liegt also offenbar richtig mit seinem „Bayern first“, wenn er wie in Passau beschwört, dass „der Himmel über Bayern nicht grün wird, sondern weiß-blau bleibt“. Wenn er sagt, dass der Freistaat „das einzige Autoland“ in Deutschland sei. „Dass wir niemals eine schwarz-grüne Koalition in München machen.“ Dass die Ampel-Koalition „das Land umgestalten, die Grünen die Menschen umerziehen wollen“ und die CSU das Bollwerk dagegen sei.

Söder spielt die Karte „freier Süden“ gegen „Ampel-Norden“ – und in Bayern kommt das an. Der Beifall am Ende der Rede ist überwältigend. Nur die Bayern-Hymne zuletzt ist noch lauter.

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