Verschollenes Kirchner-Gemälde aufgetaucht | BR24
Bild von Ernst Ludwig Kirchner "Tanz im Varieté" aus dem Jahr 1911, dessen Verbleib jahrzehntelang ungeklärt war
Bildrechte: Foto: Marc Autenrieth/Auktionshaus Ketterer /dpa

Bild von Ernst Ludwig Kirchner "Tanz im Varieté" aus dem Jahr 1911, dessen Verbleib jahrzehntelang ungeklärt war

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Verschollenes Kirchner-Gemälde aufgetaucht

Jahrzehntelang rätselte die Kunstwelt, wo sich das Gemälde befindet. Nun ist ein verschollenes Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, das sich 80 Jahre in einer Privatsammlung befand, wieder aufgetaucht. Eine Sensation auf dem Kunstmarkt.

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Ein Bild von Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), von dem jahrzehntelang nicht klar war, wo es sich befindet, ist wieder aufgetaucht. Das Ölgemälde "Tanz im Varieté" aus dem Jahr 1911 befand sich laut Informationen des Münchner Auktionshauses Ketterer 80 Jahre lang in einer Privatsammlung in Baden-Württemberg. Am 7. Juni soll es für einen Schätzpreis von zwei bis drei Millionen Euro versteigert werden. Bislang war es ausschließlich als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt.

Aus dem Zyklus Zirkus und Varieté

Das 120 mal 145 Zentimeter große Werk ist "eines der außergewöhnlich großformatigen Bilder im Werk Kirchners", so das Auktionshaus. "Im Scheinwerferkegel inszeniert Kirchner eine Tanzszene mit einem schwarzen Tänzer und einer weißen Tänzerin, eingefasst von einer Gruppe weiterer Tänzer." Der Expressionist Kirchner habe darin seine Faszination für den Tanz verarbeitet. Das Gemälde zähle zu den Werken, die Kirchner in Dresden zum Thema Zirkus und Varieté gemalt habe.

Fotografien von Kirchner selbst

Man weiß über das Gemälde, dass es kurz nach seiner Entstehung ausgestellt wurde und dann in den 1920er-Jahren erneut. Davon existieren laut Auktionshaus Bildaufnahmen. Kirchner selbst habe das Bild mehrfach fotografiert. Die älteste Aufnahme zeigt den Angaben zufolge eine Ausstellung der "Brücke"-Maler im Frühjahr 1912 im Berliner Kunstsalon des Galeristen Fritz Gurlitt. Zum letzten Mal ausgestellt wurde "Tanz im Varieté" Ende 1923 ebenfalls in Berlin. "Danach verlieren sich seine Spuren", so das Auktionshaus.

Der gebürtig aus Aschaffenburg stammende Kirchner war Mitbegründer der Künstlervereinigung "Die Brücke". Mit Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und dem heute weniger bekannten Fritz Bleyl hatte er die Gruppe 1905 in Dresden ins Leben gerufen.

Kirchnerhaus Aschaffenburg: spektakulärer Fund

Brigitte Schad bezeichnete das überraschend aufgetauchte Gemälde ebenfalls als "Sensationsfund". Der Fund sei spektakulär und außergewöhnlich, so die Leiterin des Aschaffenburger Kirchnerhauses weiter. "Das Bild entstammt einer Zeit, in der Kirchner ähnliche Motive gemalt hat. Aber auch diese sind zum Teil nicht mehr auffindbar." Sie seien in der Zeit des Dritten Reichs und des Weltkriegs verloren gegangen oder vernichtet worden.

Diese frühe Epoche Kirchners sei die beste Zeit des Künstlers gewesen, erklärt Schad, die das Museum in Kirchners Aschaffenburger Geburtshaus leitet. Das großformatige Bild scheint auch in gutem Zustand zu sein – "das sind alles Faktoren, die den Fund außergewöhnlich machen", so Schad. Dass das Kirchnermuseum, ansässig im Geburtshaus des Künstlers, das Werk vielleicht ersteigern könnte, hält die Leiterin Brigitte Schad dennoch für nicht realistisch – bei einem Schätzpreis von mehreren Millionen Euro.

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