Erik Ode Vor 100 Jahren wurde "Der Kommissar" geboren (06.11.1910)
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Liebes Knittergesicht Erik Ode Vor 100 Jahren wurde "Der Kommissar" geboren (06.11.1910)

Der Schauspieler Erik Ode wäre am 6. November 100 Jahre alt geworden. Als Titelheld der ZDF-Krimireihe "Der Kommissar" sorgte er in den 70-ern für Straßenfegerquoten - auch wenn die Jugend ihn schon damals als Gestrigen sah.
22.10.2010, 00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Eric Leimann

Der Schauspieler Erik Ode wäre am 6. November 100 Jahre alt geworden. Als Titelheld der ZDF-Krimireihe "Der Kommissar" sorgte er in den 70-ern für Straßenfegerquoten - auch wenn die Jugend ihn schon damals als Gestrigen sah.

Als er gegen seinen Willen zum Superstar wurde, war er fast 60 Jahre alt. Eigentlich hatte sich Erik Ode schon vom Job vor der Kamera zurückgezogen, arbeitete vor allem als Regisseur und Synchronsprecher für Hollywoodstars wie Fred Astaire und Gene Kelly. Doch dann sorgte Fritz Erik Signy Odemar, wie er bürgerlich hieß, zwischen 1969 und 1976 noch einmal für Straßenfegerquoten - als Titelheld der legendären ZDF-Krimireihe "Der Kommissar". Die Jugend sah ihn schon damals als Gestrigen, dabei wurde der Wandel der deutschen Gesellschaft vom 50-er-Jahre-Obrigkeitsstaat hin zu 1968 und expressiven Jugendkulturen durchaus in der Serie verhandelt. Erik Ode alias Kommissar Keller blieb jedoch kopfschüttelnder, konservativer Antipode dieses Wandels. Am 19. Juli 1983 starb der passionierte Raucher in seinem Haus am Tegernsee an Herz-Kreislauf-Versagen. Seine erfolgreiche und doch stille Karriere hatte über drei deutsche Staatssysteme hinweg Bestand.

Im Internet kursiert ein alter Werbespot für die längst vergesse Limousine Ro 80 des ebenso verblichenen deutschen Automobilherstellers NSU. Als "Testimonials" sieht man Erik Ode und Günther Schramm, beide populäre Fernsehhelden der frühen 70-er. Die Serie "Der Kommissar", in der beide Schauspieler als Münchener Ermittler freilaufende Mörder suchten, kannte damals jedes Kind. Dennoch ist der Werbespot in seiner betulichen Langsamkeit der beiden Akteure skurriler Zeuge einer vergangenen Zeit. Die Produktion des formschönen Ro 80 wurde 1977 mangels Erfolges eingestellt, unaufdringliche Werbung im gedehnten Plauderton gibt es schon lange nicht mehr - und auch keine Stars wie Erik Ode.

Der war an sich zum Serienstart 1969 schon eine Art Anachronismus: ein Held mit schütterem Haar und Bauchansatz. Ein Vertreter jener Generation, die den Krieg überlebt hatte und sich im Wirtschaftswunder-Deutschland ganz ohne inneren Drang zur gesellschaftlichen Veränderung wohl fühlte. Die Bedrohung kam für den "Kommissar" nicht selten aus den jungen Subkulturen dieses sich verändernden Deutschlands. Die sexuelle Revolution, das Inszenieren des Körpers als Selbstausdruck, Hippies, laute Popmusik, aufkommender Drogenkonsum, Männer in Leder - das alles quittierte Kommissar Keller mit einem Kopfschütteln, einem Not-Cognac im Dienst oder dem stoischen Zug an der geliebten Zigarette. Mord und die Zeichen des gesellschaftlichen Umbruchs gehörten für den freundlichen stillen Kommissar offenbar zusammen.

Dabei war der Look der bis 1976 ausnahmslos in Schwarz-Weiß gedrehten 97 Folgen keineswegs so konservativ wie ihr Ermittler. Der expressive Einsatz von Musik, mitunter experimentelle Bildgestaltung und neue Erzähltechniken machten die Serie schon eher zu einem Kind ihrer Zeit und Zeuge des gesellschaftlichen Wandels. "Der Kommissar", mit Quoten von über 70 Prozent eine Instanz am Freitagabend um 20.15 Uhr, zeugte weitaus deutlicher von einem Deutschland in Bewegung als die Nachfolgeserie "Derrick", die 1973 startete und eher von bleiernen Zeiten in vornehmen, todtraurigen Münchener Villenvierteln erzählte. Beim "Kommissar" konnte sich der Mörder noch in jeder Schicht verstecken. Vom Bestschuppen über siffige Bahnhofsklos bis hin zur Villa - Schauplätzen und Geschichten waren keine Grenzen gesetzt.

1972 veröffentlichte Erik Ode seine Autobiografie "Der Kommissar und ich", in der sich der zurückhaltende Star verwundert und nicht gerade erfreut mit seinem späten Ruhm und den daraus folgenden Promistatus auseinandersetzte. Als einen der anonymsten deutschen Prominenten bezeichnete ihn zu Lebzeiten ein Kollege.

Als Sohn des bekannten Schauspielers Fritz Odemar wurde er am 6. November 1910 in Berlin geboren. Schon mit 13 Jahren spielte er 1923 in dem Stummfilm "I.N.R.I", 1928 gründete er das Kabarett "Anti". Als quirliger Nebendarsteller fasste Ode noch vor 1933 Fuß in den Filmproduktionen der Weimarer Republik.

Während des Krieges war er vorwiegend in heiteren Produktionen zu sehen, welche die Moral bei der Truppe und an der Heimatfront hoch halten sollten. Gegen Ende des Krieges wurde der Schauspieler noch als Funker eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Zu diesem Zeitpunkt war Ode bereits mit seiner Wiener Kollegin Hilde Volk verheiratet. Die 1942 geschlossene Ehe hatte bis an sein Lebensende Bestand. Im Nachkriegsdeutschland verlegte sich der Mann mit den feinen Gesichtsfalten mehr und mehr aufs Regiefach, sorgte für Unterhaltungsfilme der 50-er. Sie trugen Titel wie "Schlagerparade" (1953), "An jedem Finger zehn" (1954), "Lügen haben hübsche Beine" (1956) oder "Liebe, Jazz und Übermut" (1957) und feierten Stars wie Peter Alexander, Caterina Valente und Vico Torriani.

Dass Erik Ode Ende der 60-er doch noch zu einem der bekanntesten deutschen Fernsehgesichter wurde, hatte er Autor Herbert Reinecker und Produzent Helmut Ringelmann zu verdanken, die den erfahrenen Mimen für die Rolle des "Kommissars" haben wollten. Nach dem Ende der Kultserie war Ode von 1978 bis 1980 noch in der ARD-Krimiserie "Sonne, Wein und harte Nüsse" zu sehen. Sie zeigte einen pensionierten deutschen Ermittler auf seinem Alterssitz in der Provence - wo er dem örtlichen Polizisten bei der Aufklärung von Verbrechen half. Nachdem der Schauspieler 1982 auf einer Münchener Theaterbühne einen Schwächeanfall erlitten hatte, zog er sich aus dem Berufsleben zurück. Am 19. Juli 1983 starb Erik Ode in Weissach am Tegernsee und wurde seebestattet.

Als wolle das Fernsehen noch ein mal belegen, dass die Zeiten von Stars wie Erik Ode lange zurückliegen, ist zum 100. Geburtstag des "Kommissars" keinerlei Würdigung geplant. Die Tage, da Geburtstage von Schauspielern mit Wiederholungen oder Galas gefeiert wurden, der Tod beliebter Stars Programmänderungen in der Primetime zur Folge hatten - sie scheinen ewig her zu sein. Immerhin nimmt die Veröffentlichung des "Kommissargesamtwerks" Form an. Die wegen Rechtstreitigkeiten lange verzögerte DVD-Sammlung ging Mitte 2010 in den Handel. Kollektion eins und zwei mit den Folgen eins bis 49 sind bereits veröffentlicht, zum Geburtstag kommt ein dritter Pappschuber mit den Folgen 50 bis 73 heraus. Die finale vierte Box folgt im Februar. Erik-Ode-Fans und Fernseh-Nostalgiker können sich immerhin auf diese Konserve der Jahre 1969 bis 1976 freuen.

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