Superheldin: Elly Heuss-Knapp: Die zupackende Alleskönnerin
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Superheldin
Elly Heuss-Knapp: Die zupackende Alleskönnerin

Superheldinnen der Geschichte
Elly Heuss-Knapp

Elly Heuss-Knapp

© TroNa GmbH

Sie war die Godmother der Radiowerbung, gründete das Müttergenesungswerk und setze sich für die Europäische Bewegung ein. Kurzum: Elly Heuss-Knapp war eine echte Superheldin. Zeit, sich von ihr inspirieren zu lassen. Alles, was du über sie wissen musst:

Wer ist diese Frau?


Elly Heuss-Knapp (1881-1952) war eine deutsche Politikerin,  Sozialreformerin und Gründerin des Müttergenesungswerks.

Warum ist sie eine Superheldin?


Heuss, Heuss? Ist das nicht die Frau von Theodor Heuss? Ja, ist sie. Doch sie nur auf ihre Ehe mit dem ersten deutschen Bundespräsidenten und die Zeit als „First Lady“ zu beschränken, wird ihr ganz und gar nicht gerecht.

Elly Heuss-Knapp ist so viel mehr als die Frau an seiner Seite: Sie ist Lehrerin (ab 1899), Mitbegründerin einer „Fortschrittsschule“ für Mädchen (1900), studiert Volkswirtschaftslehre (1905), hält politische Vorträge und setzt sich für die Einführung von Tarifverträgen und Mindestlöhnen ein.

Aus tiefem theologischen Interesse arbeitet sie in der Gemeinde eines evangelischen Pfarrers mit. Unter den Nazis erhält Heuss-Knapp Auftrittsverbot, fungiert aber in ihrem Haus als Gastgeberin für Verfolgte und Gegner der NS-Diktatur. In dieser Zeit beginnt sie, in der Werbung zu arbeiten und ernährt mit ihrem Einkommen Mann und Sohn. Nebenbei erfindet sie die Radiowerbung neu, denn bis dato sind die ausgestrahlten Spots nichts anderes als vorgelesene Zeitungsanzeigen. Und Heuss-Knapp entwickelt den Jingle als Markenzeichen für Firmen. Diese Erfindung lässt sie sich patentieren und setzt sie dann für große Unternehmen wie Nivea oder Persil ein.

Nach dem Krieg vertieft Heuss-Knapp, die sich schon 1918 als DDP-Kandidatin für den Reichstag aufstellen hatte lassen, ihr politisches Engagement wieder: Sie ist für die Demokratische Volkspartei (DVP) und später für die Freie Demokratische Partei (FDP) Mitglied des Landtages von Württemberg-Baden (1946 bis 1949). Und setzt sich im sozialpolitischen Ausschuss dafür ein, dass Schulkinder jeden Tag eine Mahlzeit bekommen und die Schulklassen kleiner werden. Dieses Engagement bringt ihr den Spitznamen „Landesmutter“ ein.

Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie an der Gründung des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung beteiligt (1949) und wird dessen Vizepräsidentin. Und gründet gemeinsam mit Antonie Nopitsch – zwei Jahre vor ihrem Tod mit 71 Jahren – das Müttergenesungswerk (1950), das heute völlig zu Recht den Beinamen „Elly-Heuss-Knapp-Stiftung“ trägt. Ein Lebenslauf, wie er beeindruckender nicht sein könnte, oder?

Okay, und woher kommt sie?

Elisabeth Eleonore Anna Justine „Elly“ Knapp wächst als Tochter eines bekannten Staatswissenschaftlers in Straßburg auf, der sie und ihre ältere Schwester allein erzieht, nachdem ihre Mutter kurz nach Ellys Geburt psychisch erkrankt und den Rest ihres Lebens in Sanatorien verbringt.

Ein grundlegendes Interesse an Politik wird ihr also wahrscheinlich bereits in die Wiege gelegt. Alles andere in ihrer erstaunlichen Karriere hat sie sich aus eigener Kraft erarbeitet.

Gut zu wissen:


Elly Heuss-Knapp war Bewunderin des liberalen Politikers und Theologen Friedrich Naumann. In dessen Haus lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen. Getraut wurden die beiden 1908 übrigens von Arzt, Philosoph und Pazifist Albert Schweitzer, ebenfalls ein „Naumannianer“.  

Was bedeutet ihr Engagement heute für uns?


Wir profitieren bis zum heutigen Tag von Heuss-Knapps Kampf für soziale Reformen und die Emanzipation der Frau. Die nervige „Seitenbacher“-Radiowerbung kreiden wir ihr jetzt mal nicht an...

Das können wir von ihr lernen:


Dass man mit Beharrlichkeit und vor allem Herzblut (fast) alles erreichen kann.

Ihr bestes Zitat:


„Ich wollte etwas verändern, soziale Ungerechtigkeit beseitigen. Kurz, das Frauenbild verbessern.“