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ICONIST First Lady Elke Büdenbender

„Ich habe genau gewusst, worauf ich mich einlasse“

Wirtschaftsreporterin
Die Juristin Elke Büdenbender und Frau des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier im Interview im Berliner China Club. Die Juristin Elke Büdenbender und Frau des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier im Interview im Berliner China Club.
Elke Büdenbender ist Juristin und Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier
Quelle: Marlene Gawrisch/WELT
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Elke Büdenbender muss ihre repräsentativen Aufgaben als Frau des Bundespräsidenten mit ihrem Beruf als Richterin in Einklang bringen. Ein Gespräch über Herzensangelegenheiten einer First Lady, den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben mit 60 – und warum sie eine Frauenquote für notwendig hält.

Frauen für Vollzeitstellen zu begeistern oder in Führungspositionen zu bringen sei schön, aber nicht genug: Elke Büdenbender fand bei ihrer Rede während des „Female Impact Summit 2024“ klare Worte. Gleichzeitig gelte es, Männer zu befähigen, einen Teil der Sorgearbeit zu übernehmen. Nur so lasse sich Doppelbelastung von Frauen vermeiden.

120 Frauen in Führungspositionen waren auf Einladung der in China geborenen Unternehmerin und Autorin Yu Zhang in den Berliner „China Club“ gekommen, um sich auszutauschen. Das anschließende Interview findet hinter Schiebetüren mit luftigen Schnitzereien statt. Der Geräuschpegel ist hoch, man kann kaum das eigene Wort verstehen. Die First Lady lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie lächelt, sorgt sich mit der Reporterin um die Qualität der Tonbandaufnahme und spricht einfach ein bisschen lauter.

WELT: „Ich bin eine Nelke im Knopfloch meines Mannes“ hat Christiane Herzog, eine Ihrer Vorgängerinnen, einmal gesagt. Sehen Sie sich auch so?

Elke Büdenbender: Bei allem Respekt für Frau Herzog, die mit ihrer Stiftung für Mukoviszidose-Kranke Großartiges geleistet hat, das sehe ich anders. Frau Carstens hat gesagt: „Ich bin nicht die Petersilie auf der Aufschnittplatte meines Mannes.“ Und meine liebe Kollegin Eliza Reid, die Frau des isländischen Präsidenten, hat ein wunderbares Essay geschrieben mit dem Titel: „Ich bin nicht die Handtasche meines Mannes.“ Ich verstehe die Rolle weniger als schmückendes Beiwerk, sondern gestalte sie mit Inhalten aus.

WELT: Die Ehefrau in der repräsentativen Rolle, unbezahlt an der Seite ihres Mannes. Schaffen wir damit nicht ein Vorbild, das aus der Zeit gefallen ist?

Büdenbender: Da haben Sie schon recht. Ich verstehe das Problem. Nach über 20 Jahren als praktizierende Richterin habe ich anfangs gar nicht gesehen, dass ich in den Augen anderer ein tradiertes Rollenvorbild lebe. Dennoch war es richtig, in den ersten fünf Jahren meinen Beruf ruhen zu lassen. Es gab ja viele herausfordernde neue Situationen. Ich habe vorher zum Beispiel keine Reden gehalten, keine Interviews gegeben.

WELT: Sie erhalten keine Bezahlung, haben keine Pensionsansprüche – und leisten doch jede Menge „Care-Arbeit“ für die Bundesrepublik. Ist das ein Fehler im System?

Büdenbender: Ich bin eine erwachsene und gut ausgebildete Frau. Ich habe genau gewusst, worauf ich mich einlasse. Mein Mann ist das demokratisch legitimierte Staatsoberhaupt dieses Landes. Ich habe kein Mandat, sondern eine Art Ehrenamt, das ich sehr gern übernehme. Es ist kein Fehler im System. Jede Frau und jeder Mann an der Seite eines Bundespräsidenten oder einer Bundespräsidentin kann sich auch die Freiheit nehmen zu tun, was sie oder er möchte. In der ersten Amtszeit meines Mannes habe ich mich ganz der Sache gewidmet, konnte Menschen kennenlernen, mich für andere einsetzen. Das empfinde ich als großes Privileg. Seit Beginn der zweiten Amtszeit arbeite ich nun auch wieder in meinem Beruf als Richterin.

WELT: Wollten Sie damit auch ein Signal der Eigenständigkeit setzen?

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Büdenbender: Das hat sicher auch eine Rolle gespielt. Aber vor allem waren es auch persönlich Gründe. Ich bin vor zwei Jahren 60 Jahre alt geworden. Wenn ich noch einmal fünf Jahre ausgesetzt hätte, wäre ich nie wieder in meinen Beruf zurückgekehrt, den ich unglaublich gern ausübe. Politik ist mühsam, man braucht viel Geduld und Kompromissbereitschaft auf allen Seiten. Im Gericht spreche ich am Ende des Tages Recht und treffe nach sorgfältiger Abwägung eine Entscheidung.

Die Juristin Elke Büdenbender und Frau des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier im Interview im Berliner China Club.
„Es ist kein Fehler im System“ – Elke Büdenbender über das „Amt“ der First Lady
Quelle: Marlene Gawrisch/WELT


WELT: Auf Reisen mit dem Bundespräsidenten sehen Sie oft mehr echtes Leben als Ihr Mann, besuchen zum Beispiel Hilfsorganisationen oder treffen Menschenrechtler. Haben Sie da nicht einen größeren Hebel, um wirksam zu sein, als als Richterin für Einzelfälle?

Büdenbender: Auch die Programme meines Mannes bestehen nicht nur aus politischen Gesprächen. Treffen mit Oppositionellen und Menschenrechtlern gehören natürlich regelmäßig dazu. Die Partnerinnen und Partner von Staatsoberhäuptern haben im Rahmen ihrer Termine dann aber auch die Möglichkeit, dabei auf bestimmte Dinge hinzuweisen und Menschen auf ihrem Weg zu ermutigen. Das finde ich eine großartige Chance. Als Richterin wiederum habe ich Einfluss auf das Leben eines einzelnen Menschen. Sei es in einem Asylverfahren, sei es, wenn ein Führerschein entzogen oder ein Gewerbe untersagt wird. Wir verhandeln auch große Verfahren im Wirtschaftsverwaltungsrecht. Da bewegen wir schon viel. Mir macht die Auseinandersetzung mit Rechtsproblemen einfach Freude. Dazu kommen die vielen tollen Kolleginnen und Kollegen.

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WELT: Nun allerdings stehen Sie in einem Vereinbarkeitsdilemma, das viele Frauen kennen. In Ihrem Fall sind es zwei Jobs, die es unter einen Hut zu bekommen gilt. Zahlen Sie den Preis der doppelten Anstrengung?

Büdenbender: Überall, wo man auf zwei Hochzeiten tanzt, ist es schwierig. Auch Kolleginnen und Kollegen von mir, die drei oder vier Kinder haben, sind immer im Galopp unterwegs. Richterin, das ist mein Amt. Dafür bekomme ich Geld, da habe ich eine große Verantwortung, und das muss laufen. Ich bin immer montags, dienstags, mittwochs im Gericht und donnerstags, freitags, samstags und sonntags für das Präsidialamt verfügbar. Das ist manchmal erschöpfend. Aber ich bin trotzdem glücklich mit meiner Entscheidung.

WELT: Was war schwerer: Mutter und Richterin oder First Lady und Richterin?

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Büdenbender: Mutter von einer kleinen Tochter zu sein, hat mir einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe es ungeheuer genossen, mit einem Kind die Welt noch einmal neu zu entdecken. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich damals auch in Teilzeit gearbeitet. Mein Mann war viel unterwegs, ich also oft allein-betreuend, aber nie alleinerziehend. Sein Herz war immer dabei. Er hat bis heute eine sehr gute Beziehung zu unserer Tochter. Und im Haushalt ist er auch fit – er hat schließlich vor der Familienzeit 15 Jahre in einer großen Wohngemeinschaft gelebt. Ich finde ja immer, man muss auch die Männer ermächtigen.

WELT: Was macht in Ihren Augen eine gute „First Lady“ aus?

Büdenbender: Man braucht Themen, die einem am Herzen liegen. Dort kann man unterstützen und Aufmerksamkeit verschaffen. Mein Thema ist die Gleichberechtigung von Frauen. Auch gleiche Bildungschancen für Kinder sind mir enorm wichtig. Zudem verstehe ich mich als Botschafterin der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Ich bin schließlich selbst mit einer Ausbildung gestartet. Auch meine Schirmherrschaften liegen mir am Herzen, zum Beispiel beim Müttergenesungswerk oder der Initiative Klischeefrei.

Bundespräsident besucht die Mongolei
Büdenbender und ihr Mann, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, besuchen Anfang Februar Ulan Bator
Quelle: dpa/Britta Pedersen


WELT: Das Müttergenesungswerk hat Elly Heuss-Knapp gegründet. Was soll mit Ihnen verbunden bleiben?

Büdenbender: Ich bin nicht ehrgeizig für meine Person, sondern für die Themen. Mir ist es wichtig, direkt auf Menschen zuzugehen und die Zeit zu nutzen, die ich mit ihnen habe. Das gilt auch für Auslandsreisen mit meinem Mann. Da habe ich oft das Privileg, andere Juristinnen zu treffen, aber auch Engagierte in Hilfsorganisationen und der Zivilgesellschaft.

WELT: Von Ihnen sind kaum politische Forderungen bekannt. Eine Ausnahme: Sie sprechen sich für eine Frauenquote aus.

Büdenbender: Als Bürgerin Büdenbender hätte ich natürlich ganz viele Forderungen. Aber ich werde ja als Frau des Bundespräsidenten gefragt. Da bin ich sehr zurückhaltend.

WELT: Wieso gerade die Quote?

Büdenbender: Weil es nicht anders geht. In der öffentlichen Verwaltung zum Beispiel hat die Quote signifikant zu einer Erhöhung des Frauenanteils geführt. Und es gibt die Quote für die Aufsichtsräte. Das wirkt einfach.

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WELT: Welche Rolle spielen Frauennetzwerke – wie etwa der Female Impact Summit – für den Aufstieg von Frauen?

Büdenbender: Es ist wichtig zu zeigen, dass es Frauen gibt, die es in Führungspositionen geschafft haben. Auch Mentorinnen und Mentoren sind sehr wichtig, die sich der jungen Frauen in Firmen annehmen und ihnen Mut machen. Frauen haben bis heute noch oft zu viel Scheu, ihren Aufstieg auch einzufordern. Da brauchen wir mehr Selbstbewusstsein. Und wir brauchen Frauen in Führungspositionen als Vorbilder. Aber wir können nicht nur von Frauen verlangen, dass sie Mut haben und Ambitionen zeigen. Auch die Männer müssen sich ändern.

WELT: Wie müssen sich die Männer ändern?

Büdenbender: Sie sollten das ganze Leben annehmen, genauso wie es sehr viele Frauen tun. Das täte auch den Männern gut. Was ich damit meine? Einfach auch mal beim Elternabend zu sitzen, die alternden Eltern zum Arzt zu begleiten, so etwas gehört zum Leben dazu, wenn man Familie lebt. Eine partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe – das ist für mich der Königinnenweg.

Zur Person: Elke Büdenbender, First Lady in Teilzeit

Deutschlands „First Lady“ arbeitet als Richterin am Berliner Verwaltungsgericht. Geboren 1962 im Landkreis Siegen, ist Elke Büdenbender seit 1995 mit dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier verheiratet. Die beiden haben eine erwachsene Tochter. Im Jahr 2010 spendete ihr Ehemann ihr eine Niere. Büdenbender besuchte als Erste in ihrer Familie eine Universität. Zunächst machte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau, holte dann das Abitur nach und studierte Jura. In der zweiten Amtszeit ihres Mannes ging sie in Teilzeit in ihren Beruf zurück.

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