"Tatort"-Star Eli Wasserscheid: "Hilflosigkeit ist für mich das Allerschlimmste"

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"Tatort"-Star Eli Wasserscheid: "Hilflosigkeit ist für mich das Allerschlimmste"


"Tatort"-Star Eli Wasserscheid
"Hilflosigkeit ist für mich das Allerschlimmste"

InterviewVon Maria Bode

01.05.2022Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Eli Wasserscheid: Im "Tatort" aus Franken spielt sie die Kommissarin Wanda Goldwasser.Vergrößern des Bildes
Eli Wasserscheid: Im "Tatort" aus Franken spielt sie die Kommissarin Wanda Goldwasser. (Quelle: BR)

Zum achten Mal läuft am Sonntag ein "Tatort" aus Franken, zum achten Mal dabei ist Eli Wasserscheid als Kommissarin Wanda Goldwasser. t-online erzählt die Schauspielerin, ob sie schon mal ans Aufhören dachte und was sie an ihrer Rolle schätzt.

Das Team aus Franken ermittelt im neuen "Tatort: Warum" in Nürnberg. Ein junger IT-Spezialist (gespielt von Caspar Schuchmann) wird ermordet, doch die Frage nach dem Warum, nach dem Motiv, fehlt zunächst. Die Eltern des Mannes scheinen daran zu zerbrechen. Doch der Fall fordert auch die Ermittlerinnen und Ermittler emotional.

Zu ihnen gehört Kommissarin Wanda Goldwasser. Diese wird seit 2015 von Eli Wasserscheid gespielt. Anlässlich des achten Falls des Teams um Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) spricht die gebürtige Fränkin über ihre Art, mit der Hilflosigkeit angesichts des Krieges in der Ukraine umzugehen. Zudem berichtet sie unter anderem von ihrer Lehrtätigkeit und einer besonders tollen Eigenschaft ihrer Rolle.

t-online: Die neue "Tatort"-Episode aus Franken heißt "Warum" – wann haben Sie sich zuletzt gefragt: "Warum?"

Eli Wasserscheid: In der aktuellen Situation und dem Krieg in der Ukraine frage ich mich täglich mehrmals, warum? Warum ist das jetzt? Wie ist das alles so gekommen? Warum? Da gibt es sehr viele Fragen. Es gibt aber nicht die eine Antwort, nach der man sich sehnt. Auszuhalten, dass es diese Antwort nicht gibt, sondern dass alles sehr komplex ist, ist nicht ohne.

Oft hört man inzwischen von einer Abgestumpftheit, was das Interesse an der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine angeht. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Mich beschäftigt das weiterhin sehr. Es ist wie so ein Rauschen, das die ganze Zeit mit dabei ist im Alltag. Anfangs fand ich es schwierig, wieder in mein alltägliches Leben zurückzukommen und mich um scheinbare Banalitäten zu kümmern. Aber mir hat es geholfen, mich zu engagieren und das, was ich geben kann – an Zeit, Dingen und Geld – zu geben.

Inwiefern hat Ihnen das geholfen?

Ich habe so das Gefühl, die Situation ertragen zu können. Hilflosigkeit ist für mich das Allerschlimmste. Punktuell etwas zu tun, hat mir geholfen, die Waage zu finden zwischen dem eigenen Alltag und den Geschehnissen in der Ukraine. Aber es ist nach wie vor wahnsinnig schlimm.

Sehr bedrückend ist auch der neue "Tatort" aus Franken. Können Sie bei den Dreharbeiten direkt wieder lachen und Späße machen, wenn so eine Szene im Kasten ist?

Ich verbinde mich mit dem, was vor der Kamera passiert. Das macht etwas mit mir. In diesem Fall haben wir es mit einem brutalen Mord an einem jungen Mann zu tun. Das berührt und trotzdem kann ich mich in der Pause entspannen und ich selbst sein. Eine Aura umgibt die Szene und aus dieser kann ich rausgehen, zu Mittag essen und mich gut fühlen. Danach gehe ich wieder rein in den Dunstkreis und nehme das Gefühl wieder auf.

Gibt es aber Geschichten, die Sie an die Grenze bringen?

Wenn ich Figuren spiele, deren Kinder sterben, dann bin ich abends fix und fertig. Es ist nicht mein Kind, aber mein Körper und mein System haben die Trauer durchgemacht. Das werde ich dann nicht so schnell wieder los.

Was bedeutet es Ihnen, eine feste Rolle im "Tatort" zu spielen?

Das ist eine wunderschöne, wiederkehrende Freude. Zu wissen, dass ich einmal im Jahr das Team und meine Figur wiedersehe und die Geschichte weitergeht, ist ein Geschenk.

Zudem spielen Sie im Franken-"Tatort", ihrer Heimatregion …

Ja, da sage ich immer: Das ist ein Extrazuckerl. Ich kenne Bamberg, ich kenne Franken, aber ich lerne durch das Drehen noch viele Ecken kennen, wo ich noch nicht war und vielleicht gar nicht hingekommen wäre. Franken ist so vielseitig, was die Landschaften und Orte angeht. Zudem kann ich Freunde und Familie besuchen, wenn ich für den Dreh da bin.

Haben Sie auch über diesen einen Dreh im Jahr hinaus Kontakt zum Team?

Wir schreiben uns immer mal SMS, aber live sehen wir uns nur beim Dreh alle. Da ist es immer wieder schön, Dagmar, Fabian, Andreas und Matthias wiederzusehen. Das ist wie eine Familie, die Franken-"Tatort"-Familie. Alle sind wundervolle Menschen, mit denen ich tolle Gespräche führen und Spaß haben kann. Dafür bin ich absolut dankbar.

Gibt es eine Eigenschaft Ihrer Rolle Wanda Goldwasser, die Sie auch gerne hätten?

Sie ist mutiger als ich und geht völlig unvoreingenommen in Begegnungen rein. Sie hat ein unglaublich starkes Gefühl für Gerechtigkeit und ein großes Interesse an Menschen. Auch bei Tätern hinterfragt sie, warum er etwas tut, wie er an diesen Punkt gekommen ist. Sie ist sehr offen und steckt Menschen nicht so schnell in Schubladen. Das mag ich sehr.

Wann ist Ihnen das zuletzt passiert, dass Sie dachten, an diese Sache hätte ich mit weniger Voreingenommenheit rangehen können?

Im privaten Kreis passiert es mir immer wieder, dass ich denke, oh, da war ich jetzt viel zu schnell. Aber es freut mich dann, wenn ich in der Lage bin, Menschen aus einer Schublade wieder herauszuholen und sie neu zu sehen.

Haben Sie schon mal über das Aufhören beim "Tatort" nachgedacht, insofern, als man sie sonst vielleicht nur noch mit dieser Rolle in Verbindung bringen könnte?

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Aufhören steht bei mir nicht zur Debatte, eben weil es nur ein Film im Jahr ist. Ich mache so viel anderes: spiele Theater, drehe anderweitig, ich unterrichte Schauspiel. Deshalb überwiegt, was den "Tatort" angeht, einfach die Freude. Ob es irgendwann mal so ist, dass ich sage, hier verabschiede ich mich, kann sein. Aber bis jetzt ist es noch nicht so.

Wie wichtig ist Ihnen das Unterrichten an der Theaterakademie in München neben der Schauspielerei an sich?

Das ist wunderbar. Wenn wir dort in der Klasse gemeinsam spielen und ausprobieren, halte ich meinen gesamten Schauspielapparat wach. Wenn ich Dinge mit den Schülerinnen und Schülern erarbeite oder beschreibe, fordere ich das von mir auch selbst. Wenn Fragen aufkommen, stelle ich mir diese auch. Das macht unglaublichen Spaß und versprüht eine tolle Energie. Es ist wie das Aufladen der Schauspielbatterie.

Wären Sie also Lehrerin geworden, wenn nicht Schauspielerin oder welche Alternativen hätte es beruflich gegeben?

Es gab tatsächlich keine Alternative. Ich habe mir nie die Frage gestellt, was ich sonst machen sollte. Aber das Lehren und das Forschen, was Schauspielerei ist, hat mich schon immer interessiert. Da ist es nur ein konsequenter Schritt für mich gewesen, auch zu unterrichten.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Eli Wasserscheid
  • Vorabsichtung "Tatort: Warum" vom 1. Mai 2022
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