Einhard (um 770 – 840)

Einhard (um 770 – 840)

Einhard
Einhard-Basilika in Seligenstadt; Bild: Anatolii Lyzun / Shutterstock.com

Der Gelehrte und Autor Einhard zählte zu den bedeutendsten Akteuren der Karolingischen Renaissance.

Von ihm stammte die Biographie über Kaiser Karl den Großen.

Herkunft Einhards

Der genaue Geburtstag sowie das Geburtsjahr von Einhard ließen sich nicht ermitteln. So wird angenommen, dass er um das Jahr 770 in der Maingauregion das Licht der Welt als Sprössling einer wohlhabenden ostfränkischen Familie erblickte. Seine Eltern sollen die Namen Einhart und Engilfrit getragen haben.

Schon in jungen Jahren besuchte Einhard, der über eine geringere Körpergröße verfügte als seine Altersgenossen, das Kloster Fulda. Einige seiner Zeitgenossen verglichen ihn mit einer ständig huschenden Ameise. Wegen seiner körperlichen Defizite war Einhard nicht für den Dienst beim Militär geeignet. Mönch wurde er allerdings auch nicht.

Aus dem Jahr 788 sind Urkunden bekannt, die Einhard im Kloster von Fulda aufsetzte. Als Bildungseinrichtung war das Kloster zu jener Zeit allerdings noch nicht bekannt. Auf Einhards Talent wurde der Abt Baugulf aufmerksam, der als sein Mentor auftrat.

Zusammentreffen mit Karl dem Großen

Die bedeutendste Schule Ende des 8. Jahrhunderts in Westeuropa war die Hofschule in Aachen am Hofe des Frankenkönigs Karls des Großen. Karl war stets bestrebt, der königlichen Hofschule neue Talente zuzuführen, sodass er in seinem Reich unentwegt nach begabten Lehrlingen suchte.

Als Abt Baugulf einen Brief des Königs in dieser Angelegenheit erhielt, schlug er vor, Einhard an den Hof Karls zu entsenden. Da sich der genaue Zeitpunkt nicht mehr feststellen ließ, wird das Eintreffen Einhards in Aachen zwischen 791 und 794 vermutet. Belegt als Arbeit von Einhard am Königshof ist ein Briefgedicht des Gelehrten Alkuin, das aus dem Jahr 796 stammte.

Am Hof von Karl dem Großen konnte Einhard sein Talent ausspielen, sodass er schon bald als vollwertiges Mitglied der Gelehrtenrunde Aufnahme fand. Es gilt als wahrscheinlich, dass Einhard zunächst von Alkuin unterrichtet wurde, zu dem er ein besonderes und vertrautes Verhältnis entwickelte. So sprachen beide in großer Achtung voneinander und Einhard bezeichnete Alkuin später als einen der größten Gelehrten seiner Zeit.

Einhards Wirken am Hof Karls des Großen

Ebenso erwarb sich Einhard großen Respekt bei den anderen Mitgliedern des Aachener Hofes, auch wenn mitunter Scherze über seine schmächtige Körpergröße gemacht wurden. Insgesamt erhielt Einhard aber aufrichtigen Respekt sowie den Spitznamen Nardulus. Er war auf die Narde zurückführen, bei der es sich um ein kleines Baldriangewächs handelte, das gut riechende Öle lieferte.

Es wurde anerkannt, „dass Großes in der kleinen Brust Einhards schlummerte“, wie der westgotische Dichter Theodulf von Orleans schrieb, der ebenfalls zu den Beratern Karls des Großen zählte.

In seinem Wissensdurst beschränkte sich Einhard nicht nur auf die Studien von Klassikern der lateinischen Literatur wie von Cicero, Caesar, Ovid, Livius und Tacitus, sondern entdeckte immer wieder neue interessante Gebiete. Von Alkuin erhielt er die Aufgabe, die Bildung Karls des Großen in Literatur und Mathematik zu übernehmen. Es dauerte nicht lange, bis Einhard und Karl Freundschaft schlossen, die ein ganzes Leben hielt.

Von Karl wurde Einhard die Aufsicht über die kunstgewerblichen Werkstätten und Bauten übertragen. Dank seiner großen künstlerischen und wissenschaftlichen Talente erwarb sich der Gelehrte eine besondere Vertrauensstellung am Aachener Hof.

Als Alkuin sich in das Kloster Tours begab, stieg Einhard zum wichtigsten Lehrer der Hofschule auf, wenngleich er nicht deren offizielle Leitung erhielt. Weil Einhard stets treu und zuverlässig arbeitete, genoss er das vollste Vertrauen von Karl, von dem er auch einige wichtige Gesandtschaften erhielt.

So wurde Einhard im Jahr 806 vom Kaiser nach Rom geschickt, damit er die Zustimmung des Papstes zur Reichsreform einholte. 813 riet Einhard Karl dazu, seinen Sohn Ludwig den Frommen (778-840) zum Mitkaiser zu ernennen.

Vita Karoli Magni

Zu den heute noch bekanntesten Werken Einhards gehört die Vita Karoli Magni. Dabei handelt es sich um die Biographie Karls des Großen. Sie war die einzige Biographie, die von einem Zeitgenossen des fränkischen Kaisers verfasst wurde. Literarisch lehnte sich Einhard dabei an die antiken Biographien der römischen Kaiser von Sueton (um 70-122) an.

Die Vita Karoli Magni wurde auf Latein geschrieben und als Buch in zwei oder drei Versionen herausgebracht, die leicht voneinander abwichen. Es existierten über einhundert verschiedene Handschriften, die in unterschiedlichen Museen wie Berlin, München, Paris, London, Wien, Kopenhagen und Rom aufbewahrt werden. Verfasst wurden die Handschriften im 9. und 10. Jahrhundert. Sie bewegen sich dicht am ursprünglichen Wortlaut.

Nach Karls Tod

Als Karl der Große am 28. Januar 814 in Aachen starb, blieb Einhard am Hofe des neuen Kaisers Ludwig des Frommen und wurde zu dessen Privatsekretär. Außerdem erhielt er Auszeichnungen für seine Verdienste.

Eine weitere Aufgabe Einhards bestand in der Erziehung dessen Sohnes Lothar I. (795-855), die er ab 817 übernahm. Des Weiteren wurde Einhard die Leitung mehrerer Klöster wie St. Peter und St. Bavon in Gent, St. Cloud bei Paris, St. Servatius in Maastricht, St. Peter in Fritzlar, Steinbach im Odenwald, San Giovanni Battista in Pavia sowie St. Wandrille in der Normandie übertragen. Dort stand Einhard als Laienabt vor.

Verheiratet war Einhard mit Imma, die vermutlich dem Grafengeschlecht der Geroldinger aus dem Mittelrheingebiet entstammte. Auch eine weitläufige Verwandtschaft mit Ludwig dem Frommen wurde ihr nachgesagt. Kaiser Ludwig ließ dem Ehepaar Güter in Michelstadt im Odenwald sowie in Obermühlheim im Maingau zukommen.

Einhards allmählicher Rückzug vom kaiserlichen Hof

Ab 822/23 kam es zwischen Kaiser Ludwig und seinen Söhnen zu innenpolitischen Streitigkeiten um die Nachfolgefrage. Einhard trat im Sinne Karls des Großen als Befürworter der Reichseinheit auf und versuchte, den Konflikt auf friedliche Weise beizulegen, was ihm jedoch nicht gelang.

Infolgedessen zog sich Einhard mehr und mehr vom kaiserlichen Hof in Aachen zurück und widmete sich stattdessen dem Aufbau einer Abtei bei Michelstadt im Odenwald, wo er die Einhardsbasilika in Steinbach errichten ließ. In Rom bemühte er sich, für seine Abtei Reliquien des Petrus sowie des Heiligen Marcellinus zu bekommen.

Im Jahr 828 gelangten die Reliquien nach Obermühlheim, das heute Seligenstadt heißt. Dort wurde von Einhard eine weitere Abtei gegründet. Zwei Jahre später bat Einhard Kaiser Ludwig um dessen Unterstützung für die Bauten sowie um die Entbindung von weltlichen Aufgaben. So wollte sich der Gelehrte voll und ganz dem Benediktinerkloster Seligenstadt widmen.

Darüber hinaus schrieb Einhard nun an der Biographie über Karl den Großen, für den er nach wie vor größte Bewunderung hegte. Es wird angenommen, dass Einhard die Vita Karoli Magni um 836 herum verfasste.

Obwohl die Karlsbiographie einige historische Ungenauigkeiten enthielt, galt sie als das bedeutendste Werk für die mittelalterliche Forschung und stand ganz im Zeichen der Karolingischen Renaissance.

Für den Niedergang des Karolingischen Reiches machte Einhard Karls Sohn Ludwig den Frommen verantwortlich, dem es nicht gelang, aus dem übermächtigen Schatten seines Vaters herauszutreten.

Einhards letzte Jahre

Im Jahr 836 verstarb Einhards Frau Imma. Auch in seinen letzten Jahren nahm Einhard noch interessiert an den politischen Geschehnissen teil, seine Stimmung verschlechterte sich dabei jedoch. Regen Anteil soll er auch an der Aussöhnung zwischen Ludwig dem Frommen und seinem Sohn Lothar im Jahr 839 gehabt haben.

Am 14. März 840 schloss Einhard in Seligenstadt in Hessen für immer die Augen. Seine letzte Ruhe fand er in der Basilika des von ihm gegründeten Klosters Seligenstadt. Durch seine Karlsbiographie stieg Einhard zu einem der bedeutendsten Universalgelehrten des Frankenreiches auf. Er galt als einer der beliebtesten und intelligentesten Angehörigen seiner Epoche.

Mit der Vita Karola Magni hatte Einhard außerdem das Genre der Herrscherbiographie wiederbelebt, das seit der Antike weitgehend in Vergessenheit geraten war.

Neben der Karlsbiographie hinterließ der Universalgelehrte außerdem einige theologische Abhandlungen, mehrere Briefe sowie eine genaue Beschreibung des Überführens der Reliquien von Petrus und dem Heiligen Marcellinus.