Ein Mann geht über Leichen (The Stone Killer) - Nischenkino.de

Ein Mann geht über Leichen (The Stone Killer)

The Stone Killer

The Stone Killer (Ein Mann geht über Leichen) ist ein Kriminalthriller von Michael Winner aus dem Jahr 1973 mit Charles Bronson in der Hauptrolle.

Detective Lou Torrey (Bronson) soll einen Kriminellen aus Los Angeles nach New York überstellen. Bei Ankunft am Flughafen wird dieser vor Torreys Augen ermordet. Zunächst glaubt ihm niemand, dass der Ganove davor gewarnt hatte und eine Ahnung hatte. Als weitere Schurken tot aufgefunden werden, ermittelt Torrey in alle Richtungen und enthüllt – mit nicht ganz zimperlichen Methoden die seine Vorgesetzten zur Weißglut bringen – stückweise einen raffinierten Mafiacoup, hinter dem der sizilianische Boss Al Vescari (Martin Balsam) zu stecken scheint…..

Warum der italienische Titel (L’assassino di Pietra) auf dem Cover prangt, ist uklar. Am Produktionsjahr erkennt man zudem auch als Laie schnell: wir sind hier (noch) nicht im 80er Cannon-Bronson Universum, sondern noch im 70er Dirty Harry-Klon-Universum. Der Film wurde produziert von Michael Winner, der hier auch Regie führte und das Jahr darauf mit Death Wish einen riesigen Hit landete der wiederum ebenfalls Klone inspirierte (sowie jede Menge Fortsetzungen). Nochmal zum Titel: das einzig Italienische an dem Ganzen ist vermutlich Dino de Laurentiis der den Film irgendwie mit produzierte, das macht es aber nicht zur italienischen Produktion und auch die italienischen Elemente im Film (die sizilianische Mafia usw.) sind sehr geringfügig.

Der Film passt ideal zur Dekade. Ein Cop wird wegen harten Vorgehens kritisiert und es ist wie bei Dirty Harry: Recht und Gesetz, Vorschriften und Normen sind unzureichende Mittel gegen perverse Verbrechen, es braucht Cops die mal was machen. So der Tenor. Nicht ohne Grund wurden Filme dieser Machart oft für ihre faschistischen Untertöne kritisiert. Das juckt heute keinen mehr, interessanter ist eigentlich die Darstellung von Milieus und Verbrechen in Filmen dieser Zeit. Das ist als ob irgendwelche konservative Drehbuchautoren sich irgendwie hatten erzählen lassen wie den Hippies, Schwule usw. sind, und haben sich dann was ausgedacht. Es ist teilweise etwas altbacken wie hier so eine konservative Welt (deren Sichtweise sich im Weltbild der Polizisten niederschlägt, einer davon offenkundig ein Rassist) ihre Repräsentation auf der Leinwand findet, das kann man auch in unzähligen anderen Filmen dieser Sorte dann gut beobachten. Da sei die Gesellschaft kurz vor der Implosion wegen etwas Gras, freier Liebe und Homosexualität, und die Welle an Kriminalität hat natürlich nur mit Perversion und moralischem Verfall zu tun, keinesfalls aber mit (von konservativen Politikern verantworteten) wirtschaftspolitischen Faktoren. Egal, wir gucken das ja nicht wegen der Politik sondern Bronsons coolen Einzelnern.

Davon wiederum gibt es jede Menge. Zwar ist das jetzt nicht der beste Bronson Film, er schlafwandelt fast durch den Film und laiert sich die Rolle ein wenig aus den Rippen, aber er bekommt ein scharfzüngiges Drehbuch an die Seite und spielt fast roboterhaft den cleveren Ermittler der wenn es sein muss auch gut ballern kann. Interessanterweise bekommt er manchmal Gesellschaft von einem jungen Streifencop, hier gespielt von einem jungen John Ritter. The Stone Killer ist letztlich ein klassischer „police procedural“, also ein klassischer Ermittlerkrimi. Ausscheren tut der Film durch sein Element des Mafiafilms, das hier in Form von Martin Balsams Rolle aber etwas lieblos drangeflantscht wirkt. Der Film braucht diesen Subplot nicht, auch wenn sich herausstellt dass hinter dem zu lösenden Fall letztlich ein Mafiaplot steckt. Sei es drum, man hätte das gänzlich streichen können.

Die BluRay von Pidax bietet sowohl die stärker gekürzte deutsche Kinoversion als auch die ungekürzte (hier „extended cut“ getaufte) Originalversion des Films an (95min). Man merkt beim gucken dieser was unter anderem an Storyelementen gekürzt wurde, wenn man per Fernbedienung den deutschen Untertitel aktiviert, der immer nur erscheint wenn man Szenen vor sich hat die wohl nie synchronisiert worden waren. Tatsächliche eigenständige Untertitel bietet die BluRay nicht. Neben dem Umstand, dass Pidax oft noch DVDs herausbringt (auch von Filmen von denen woanders längst BluRays auf dem Markt sind) ist das der größte Makel des Labels. Es spart an der Stelle schlichtweg Geld. Der Ton liegt ansonsten auf Deutsch, Englisch (getestet) oder eben auch Italienisch vor und klingt eigentlich recht gut. Nur manchmal klingen bei Actionszenen die Geräusche etwas blechern oder weniger pegelfest, ggf. weil die Restauration der Tonspur diese etwas isoliert oder hörbar macht. Das Bild sieht super aus, und das auch bei schnellen Szenen wirklich hervorragend scharf. Extras sind außer einem Trailer und einer Bildergalerie keine an Bord.

The Stone Killer ist ein sehr solider Krimi mit Bronson, der jedoch ein wenig an der Naivetät seiner Zeit krankt und nicht ganz vertuschen kann dass es sich um einen Abklatsch von Dirty Harry handelt.

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Die im Artikel verwendeten Bilder sind keine Screenshots.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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