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Hast du uns endlich gefunden: Der preisgekrönte SPIEGEL Bestseller als Taschenbuch Taschenbuch – 14. März 2023
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Das literarische Debüt von Edgar Selge: Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauer und klassischer Musik. Exemplarisch und radikal persönlich.
Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen.
Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er sich in die Welt der Fantasie.
Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein.
Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität. Ob Bach oder Beethoven, Schubert oder Dvořák, Marschmusik oder Gospel: Wie eine zweite Erzählung legt sich die Musik über die Geschichte und begleitet den unbeirrbaren Drang nach Freiheit.
- Seitenzahl der Print-Ausgabe304 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberRowohlt Taschenbuch
- Erscheinungstermin14. März 2023
- Abmessungen12.6 x 2.31 x 19 cm
- ISBN-103499000962
- ISBN-13978-3499000966
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Produktbeschreibung des Verlags
Edgar Selge
Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. 1948 geboren, wuchs er im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf. Seine Schauspielausbildung schloss er 1975 an der Otto Falckenberg Schule in München ab. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Edgar Selge lebt mit der Schauspielerin Franziska Walser zusammen. Die beiden haben zwei Kinder. "Hast du uns endlich gefunden" ist sein literarisches Debüt.
Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen. Überall spürt der Junge – er ist zwölf – Risse in dieser geordneten Welt. Immer häufiger flüchtet er sich in die Welt der Phantasie. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen seiner älteren Brüder mit Vater und Mutter. Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. – Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich, voller Witz und Musikalität.
DAS INTERVIEW
Aufgewachsen als Sohn eines Gefängnisdirektors in unmittelbarer Nähe zur Jugendstrafanstalt; in einer Familie, in der klassische Musik und Literatur eine tragende Rolle spielen; der Krieg ist noch nicht lange vorbei: "Hast du uns endlich gefunden" ist aus der Perspektive eines 12-jährigen Jungen geschrieben. Weshalb? Dieser Text versucht, ein genaues Gesellschaftsbild einer Familie um 1960 zu erzählen. Dabei spielt die Spannung zwischen feingeistiger musischer Bildung und Verwurzelung in nationalsozialistisch-wilhelminischem Denken eine große Rolle. Die Erzählperspektive des zwölfjährigen Jungen ermöglicht eine schonungslose und zugleich verletzliche Beobachtung. Die Erwachsenen dieser Jahre weichen den unangenehmen Fragen zu ihrem Verhalten in der Nazizeit gern aus, indem sie den Scheinwerfer auf das moralische Wohlverhalten ihrer Kinder richten. Deshalb ist das Innenleben eines Kindes der beste Seismograph für die Ambivalenz der Eltern.
Mit dem Abstand von mehr als einem halben Jahrhundert – wie nah fühlen Sie sich heute diesem Jungen, den Sie einen "fernen Bruder" nennen? Erst im Alter habe ich den Mut gefunden, auf meine Kindheit zurückzublicken. Dabei habe ich gespürt: Der 73-Jährige zieht aus der Vitalität dieses Jungen immer noch sehr viel Kraft. Dieser Text ist nicht die Klage eines Opfers, im Gegenteil, er ist das Selbstporträt eines Stehaufmännchens. Schlimmste Erniedrigungen versucht dieses Kind in einen Sieg der Phantasie umzumünzen. Daraus entsteht eine problematische Disposition, die sich aber für einen Ausdrucksberuf als durchaus fruchtbar erweisen kann.
Dieses Buch zu schreiben sei ebenso harte körperliche Arbeit wie die Schauspielerei gewesen, sagen Sie. Wie lange schon verspürten Sie den Wunsch zu schreiben? Harte körperliche Arbeit? Na ja, ich muss auf meinen Körper hören, wenn der Ausbruch aus Zwang und Isolation gelingen soll. Aggression spielt dabei eine große Rolle, aber auch das Bedürfnis, sich zu öffnen und ein Resonanzraum für andere Menschen zu sein. Und dabei denke ich eher an meinen Kreislauf, meinen Atem, meine Muskulatur, meine Nerven und weniger an mein Hirn. Ich bilde mir ein, die Gedanken kommen von selbst, wenn mein Körper sich beruhigen kann.
Offenbar schützt auch die Liebe zu Literatur, Kunst und Musik eine gutbürgerliche Familie nicht vor Antisemitismus. Gegen die politischen Ressentiments der Eltern opponieren die älteren Brüder mit aller Heftigkeit. Wie erlebt das 12-jährige Kind diesen Konflikt? Voller Spannung. Mit-leidend und mit-verletzend. Und dabei: ständig die Seiten wechselnd. So wie ich mir bei Siegfrieds Kampf mit dem Drachen wünsche, dass er nie endet. Denn Siege sind langweilig.
In den 1950er und 1960er Jahren war die körperliche Züchtigung in Familie und Schule eher die Regel als die Ausnahme, das war auch bei dem jungen Edgar nicht anders. Es klingt, als würden die Schläge von damals ihn bis heute quälen … Quälend sind nicht die Schläge, sondern der Widerstreit im Gefühl für den Peiniger. Liebe und Abscheu: Wenn beides da ist, will ich mich nicht entscheiden.
Klassisch-romantische Musik spielt in der Familie eine große Rolle. Für die Beatles, Stones und Doors war der zwölfjährige Edgar des Buches (knapp) zu jung. Aber hat die "Musik der Revolte" später bei Ihnen eine Rolle gespielt? Ja, für den Zwanzigjährigen hat diese Musik eine große Rolle gespielt. Auch Pink Floyd, Amon Düül, Frank Zappa, später auch Joan Armatrading, Eartha Kitt, Bob Dylan. Trotzdem: In meiner empfindsamsten Zeit waren eben Schumann und Schubert zur Stelle. Und wie die Loreley hat diese Musik mit ihrem speziellen Zauber meinen Lebensweg bestimmt und zu einem verführerischen Gefängnis gemacht.
Wer Ihr Buch gelesen hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass es bei diesem literarischen Debüt bleiben wird. Schwebt Ihnen schon ein neuer Stoff vor, dem Sie sich schreibend nähern möchten? Ja klar. Nach fünf Jahren manischem Schreiben kann ich nicht aufhören und werde mir einen Stoff und eine Figur suchen, die mir wiederum verwandt sind, aber weniger autobiographisch.
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Produktbeschreibungen
Pressestimmen
Man streicht diesen guten Satz an und den nächsten guten Satz, und irgendwann ist das Buch weitgehend durchmarkiert. Und man denkt sich, als Mensch, der mit Schreiben sein Geld verdient: Besser kann man nicht schreiben. -- Holger Gertz ― Süddeutsche Zeitung Published On: 2021-10-30
In «Hast du uns endlich gefunden» schwingt alles mit: Verstehen und Begreifen. Liebe und Gewalt und die Einsamkeit eines Jungen, der ... sich seine eigenen Realitäten schafft... Ein großes Stück Literatur. ― WDR Fernsehen "Westart" Published On: 2021-10-23
Ein wunderbares Debüt, klug, emotional, bewegend und mit einem leisen Witz. -- Katja Weise ― NDR Kultur Published On: 2021-10-21
Was für eine Geschichte, was für ein Buch... Ich bin Jahrgang 48 wie Edgar Selge... Aber ich würde dieses Buch unbedingt auch jenen empfehlen, die erst in diesem Jahrhundert geboren wurden. Und denen davor sowieso. -- Christine Westermann ― Stern Published On: 2021-10-21
Ein hinreißend erzähltes, ein bedeutendes Buch. -- Michael Krüger ― Süddeutsche Zeitung Published On: 2021-10-16
Ein wunderbarer Text über das Erwachsenwerden...völlig uneitel und von großer Wahrhaftigkeit: ein Künstlerroman, geschrieben aus der Sicht eines Kindes. -- Peter Kümmel ― Zeit Literaturbeilage Published On: 2021-10-14
Edgar Selge hat das herausragende Debüt dieses Herbsts geschrieben. -- Tobias Rüther ― Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Published On: 2021-10-10
Der Schauspieler als Schriftsteller: ein glänzend geschriebenes, humorvolles, melancholisches Buch, das lange nachwirkt. ― NDR Kultur "Matinee" Published On: 2021-08-24
So unerbittlich klar und feinfühlig sind in deutscher Sprache die Freuden und Schmerzen der Kindheit seit Peter Weiss’ «Abschied von den Eltern» nicht mehr erzählt worden. Dieses Prosa-Debüt des großen Schauspielers Edgar Selge ist ein literarisches Ereignis. ― Der Tagesspiegel Published On: 2021-12-03
Ein großer Gewinn – man liest sich mitten ins Geschehen, weil das Erleben des Jungen so hautnah und bildhaft beschrieben ist. -- Claudia Ingenhoven ― taz Published On: 2021-11-11
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Produktinformation
- Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch; 7. Edition (14. März 2023)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 304 Seiten
- ISBN-10 : 3499000962
- ISBN-13 : 978-3499000966
- Abmessungen : 12.6 x 2.31 x 19 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 21,077 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 150 in Politische Romane
- Nr. 154 in Gesellschaftsromane
- Nr. 270 in Biografische Romane (Bücher)
- Kundenrezensionen:
Informationen zum Autor
Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. 1948 geboren, wuchs er im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf. Seine Schauspielausbildung schloss er 1975 an der Otto Falckenberg Schule in München ab. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Edgar Selge lebt mit der Schauspielerin Franziska Walser zusammen. Die beiden haben zwei Kinder. «Hast du uns endlich gefunden» ist sein literarisches Debüt.
Foto: © Muriel Liebmann
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Noch eine Mentalitätsgeschichte der Deutschen, so eindringlich wie selten eine
Edgar Selge ist ein deutscher Schauspieler, der es versteht, den von ihm verkörperten Personen eine
Intensität zu verleihen, die über die eigentlichen Erfordernisse des Plots weit hinaus geht. Nun hat er über das, was ihn nach seiner Überzeugung geprägt hat, ein Buch geschrieben. Als Zeitzeuge der Geschichte des deutschen Volkes vom Beginn der NS-Zeit an bis heute fühlt man sich direkt angesprochen, vergleicht mit den eigenen Erfahrungen und ist in vielen Fällen froh, einmal zu lesen, wie es einem anderen Menschen und seinen Angehörigen in der gleichen Zeit ergangen ist, welche sozialen und politischen Entwicklungen er miterlebt und wie er sie verarbeitet hat.
Der Vater, Edgar Selge mit dem selben Namen, den er seinem vierten Sohn gegeben hat, als junger Mann im zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen, nach dem Krieg als unbelastet eingestuft und nach abgeschlossenem Jurastudium bis zum Ende der Berufstätigeit als Leiter einer Justizvollzugsanstalt tätig, zunächst in Werl, von wo aus er offenbar wegen zu lascher Behandlung der als deutsche Kriegsverbrecher verurteilten Strafgefangenen auf den Posten als Leiter einer Jugendstrafanstalt in Herford umgesetzt wird. An ihm, seinen Ansichten und Gewohnheiten arbeitet der Sohn mit demselben Namen sich ein Leben lang ab, an seinen Reden und seinem Verhalten, seinem widersprüchlichen Charakter, der aus Gutherzigkeit und grausamer Härte zusammengesetzt ist, und an seiner alles überwölbenden Liebe zur Musik. In kurzen Episoden bringt der junge Edgar alles zur Sprache, was das Zusammenleben der Menschen in Deutschland jahrzehntelang geprägt hat und oftmals heute noch prägt. Verdrängter Nationalstolz, Vaterlandsliebe, auch wo es kaum noch etwas zu lieben gibt, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Judenverachtung, deutsche Tugenden, Patriarchalismus, Verachtung aller modernen Bestrebungen und heimliche Bemühungen, doch einmal auch die jungen Leute zu verstehen – als wacher Leser wird man alles finden, was die Entwicklung der seelischen Befindlichkeit in Deutschland über die Jahrzehnte hinweg beeinflusst hat. Der Autor ist nach eigener Überzeugung in einer liebevollen Familie aufgewachsen, die Mutter, der es nicht gelingt, die patriarchalen Strukturen der eigenen Familie in Frage zu stellen, die älteren Brüder, die dem jüngeren Edgar eine große Hilfe beim Verständnis der aufkommenden Moderne und bei der Entwicklung seiner eigenen Ansichten sind, sie alle haben beigetragen, dass aus ihm der nachdenkliche und zum Nachdenken auffordernde Künstler geworden ist, der heute in Filmen und Theaterstücken vor uns steht. Man möchte sich nur noch für das Buch bedanken.
Karin
Interessant und spannend und wirklich gut geschrieben.
😴