Tübinger Tagung zur „angeborenen Immunität“ | Universität Tübingen
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03.06.2023

Tübinger Tagung zur „angeborenen Immunität“

Zum 5. Mal trafen sich Forschende aus aller Welt zum Austausch über neue Trends in der Immunforschung

Bereits zum fünften Mal hat in Tübingen die internationale Tagung „Novel Concepts in Innate Immunity (NCII)“ stattgefunden. Rund 200 TeilnehmerInnen aus aller Welt diskutierten die angeborene Immunität (englisch „innate immunity“): Dieser sofort einsatzbereite, eher unspezifische aber effektive erste Teil des Immunsystems des Menschen ergänzt die darauffolgende spezifische oder erworbene Immunabwehr. 

Die NCII Konferenzserie begann 2015, um das 30-jährige Jubiläum der Entdeckung des Gens „Toll“ durch Professorin Christiane Nüsslein-Volhard in Tübingen zu würdigen. Die Nobelpreisträgerin entdeckte in der Fruchtfliege das Toll-Gen, wie auch weitere Gene, für die kulinarische schwäbische Spezialitäten wie „Spätzle“ oder „Weckle“ Namenspaten wurden.

Mitte der 1990-er Jahre wurde „Toll“ auch als wichtige Komponente der Immunabwehr der Fliege identifiziert: Nach Aktivierung durch das Protein Spätzle aktiviert Toll Gene, die für die Fruchtfliege unabdingbar für eine Immunabwehr gegen z.B. pathogene Schimmelpilze sind. Obwohl viele grundlegende Fragen der erworbenen Immunabwehr des Menschen bereits bekannt waren, wurde erst daraufhin entdeckt, dass es im Menschen auch sogenannte Toll-ähnliche Rezeptoren (englisch Toll-like receptors) gibt, die ebenfalls die erste Erkennung eindringender Mikroorganismen bewerkstelligen und somit quasi als „Augen“ des angeborenen Immunsystems fungieren. 

Da sie am Anfang fast aller Immunreaktionen stehen, kommt diesen Rezeptoren eine enorme Bedeutung bei Infektionen zu. Aber auch bei weiteren durch das Immunsystem gesteuerte Prozesse wie Entzündungen, Krebs oder Neurodegeneration. Interessant ist auch, dass das Wirkprinzip verschiedenster Impfstoffe maßgeblich die Aktivierung der angeborenen Immunabwehr über die „Toll-like Rezeptoren“ beinhaltet. Erst dieses Anknipsen der Immunabwehr über Toll-like Rezeptoren schafft die Voraussetzung für eine gute erworbene Immunantwort, die sich dann in Antikörperproduktion und Zellantworten niederschlägt. 

Seit der ersten NCII haben an den Konferenzen weitere Nobelpreisträger wie Jules Hoffmann (NCII 2015) und Bruce Beutler (NCII 2019) teilgenommen. 2023 hielt Yasmin Belkaid, eine weltbekannte Immunologin, die Keynote Lecture. Daneben fanden Fachvorträge von weiteren renommierten Forschenden wie auch wissenschaftlichem Nachwuchs und Gesprächsrunden statt. Unterstützt wurde die Konferenz auch von den Tübinger Exzellenzclustern, iFIT und CMFI.

Inhaltlich wurde auf die wichtigsten Trends im Forschungsbereich der angeborenen Immunität (Innate immunity) eingegangen, z.B. ihre Funktion in der Erkennung von Infektionserregern, Entzündungsvorgängen, metabolischen Prozessen, Krebs und dem Zusammenspiel zwischen dem Wirt und seinem Mikrobiom.

Neben der Arbeitsgruppe von Professor PhD Alexander Weber in der Abteilung Immunologie, dem Organisator der NCII Konferenzen, arbeiten in Tübingen eine Reihe von Forschenden an den Erkennungs- und Regulationsprozessen der angeborenen Immunität, mit Schwerpunkt Infektionserkrankungen, Entzündungen und Krebs. Weber selbst hatte Ende der 1990-er Jahre als Tübinger Biochemie-Student in einer Vorlesung Nüsslein-Volhards das erste Mal von Toll gehört und in der Folge über dessen Aktivierung durch Spätzle in Cambridge, Großbritannien, promoviert. Mit dem Start der NCII-Konferenzserie schloss sich 2015 somit der Kreis wieder in Tübingen. Aber die Serie geht seitdem weiter und über die NCII-Konferenz 2023 erhofft sich Alexander Weber neue Impulse für das spannende Forschungsfeld am Standort Tübingen, das auch weiterhin von Bedeutung bleiben wird. 

Alexander Weber

Kontakt:
Prof. Alex Weber, PhD
University of Tübingen
Interfaculty Institute for Cell Biology, Department of Immunology, Professor of Innate Immunity
Telefon +49 7071 / 29-87623 
alexander.weberspam prevention@uni-tuebingen.de

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