Auslandsadoption als letzte Hoffnung. Es ist ein holpriger Paarlauf von der deutschen B�rokratie bis zu den fragw�rdigen Adoptionspraktiken S�damerikas, in dem stimmig ein gesellschaftlich virulentes Thema und eine emotionsreiche Paar-Geschichte erz�hlt werden. Ein Happy End ist keineswegs vorprogrammiert. Die St�rken des Zweiteilers liegen im Detail. Die grobe Geschichte folgt der Logik des Alltags und den Gef�hlslagen des Paares.
„Hinter dem harmonischen Begriff vom Kinderwunsch kann f�r ein hoffendes Paar die schmerzhafte Realit�t einer tiefen Verletzung liegen“, so beschreibt der ZDF-Redakteur Daniel Blum die emotionale Situation, in die die Hauptfiguren des Fernsehfilms „Durch Himmel und H�lle“ geraten. Doch die beiden suchen einen Ausweg aus der Kinderlosigkeit. Und sie scheinen ihn in der Auslandsadoption zu finden. Der Film spiegelt einen Trend: Fast ein Drittel aller in Deutschland adoptierten Kinder besitzen nicht die deutsche Staatsb�rgerschaft. Dabei sind prominente Adoptions-Touristen wie Angelina Jolie, Madonna & Co die Avantgarde dieser sich abzeichnenden Popularisierung der Auslandsadoption.
„Durch den ersehnten Himmel der Erf�llung des gemeinsamen Kinderwunsches und durch die qu�lende H�lle der – weder medizinisch noch juristisch zu �berwindenden – Kinderlosigkeit, f�hrt die aufregende Reise dieses Films“, bringt Blum metaphernreich und damit die Tonlage des Films pr�zise spiegelnd auf den Punkt. �ber den D�chern von Hamburg beschlie�t das nicht mehr ganz junge Paar, Rebecca und Tom Gerling, fortan noch enger zusammen zu r�cken. Er z�ckt zwei Ringe, sie hat eine andere frohe Botschaft. „Wir waren im Himmel angekommen“, kommentiert die Heldin die Situation, in der andere Filme nach 90 Minuten abblenden.
Nach ein paar Wochen des Gl�cks beginnt der Gang durch die H�lle: ein Autounfall verursacht eine Fehlgeburt – die dritte. Rebecca will nicht mehr. „Ich wollte schwanger sein, nicht krank“, erkl�rt sie Tom und begr�ndet damit, warum f�r sie jetzt nur noch eine Adoption in Frage kommt. Doch mit Ende 30 in Deutschland ein Baby zu adoptieren ist ein Ding der Unm�glichkeit. Au�erdem haben die beiden eine „schwierige Phase“ durchzumachen. Auch Tom hat Probleme. Jener f�r seine Frau schicksalhafte Unfall hat auch f�r ihn unangenehme Folgen: Er hat eine Kunstfehlerklage am Hals. Trotz aller Widrigkeiten rauft sich das Paar zusammen und sch�pft neue Hoffnung: sie liegt im fernen Argentinien.
Auch wenn man zu Beginn des Zweiteilers Schlimmstes annehmen muss: Es ist ein holpriger Paarlauf von der deutschen B�rokratie bis zu den fragw�rdigen Adoptionspraktiken S�damerikas, in dem sehr gef�llig mit der Stimme der Vernunft, aber auch stimmig ein gesellschaftlich virulentes Thema und eine emotionsreiche Paar-Geschichte erz�hlt werden. Ein Happy End ist keineswegs vorprogrammiert. Die St�rken von „Himmel und H�lle“ liegen im Detail. Die grobe Geschichte folgt der Logik des Alltags und den Gef�hlen des Paares. Dass die Handlung dabei nicht ins Banale trudelt, ist den starken Beziehungsszenen zu verdanken. Ob nun der Haussegen schief oder der Himmel voller Geigen h�ngt – immer hat man als Zuschauer das Gef�hl, einer echten Beziehung zuzuschauen. Der Film erz�hlt wahrhaftig von den typischen Phasen der Liebe. Regisseur Tiefenbacher: „Wir zeigen gewisserma�en die Reise eines Paares zu sich selbst. Man k�nnte sagen, zu seinem besseren Ich als Paar.“
Es sind die Schauspieler, die diesem gef�hlstr�chtigen Stoff Glaubw�rdigkeit verleihen, die der Liebe Leben einhauchen und so vom allzu Menschelnden befreien. Natalia W�rner �berzeugt als Frau zwischen starkem Wille, Egotrip und weiblichen Selbstzweifeln, zwischen Hoffen und Bangen. Kai Wiesinger spielt seinen Tom als Prototyp des aufgekl�rten, verst�ndnisvollen Mannes. Diesen beil�ufigen Realismus beherrscht er wie kaum ein anderer seiner Generation hierzulande. Neben den beiden gl�nzt die Besetzung mit Gro�en in kleinen Rollen wie Axel Milberg, Matthias Brandt, Thomas Thieme, Hans-Jochen Wagner oder Silke Bodenbender, die beweist, dass sie mehr zu bieten hat als ein makelloses �u�eres. (Text-Stand: 2.4.2007)
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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