Dieudonné M’bala M’bala zu Geldstrafe verurteilt | Jüdische Allgemeine

Frankreich

Dieudonné M’bala M’bala zu Geldstrafe verurteilt

Muss 10.000 Euro Strafe und 16.000 Euro Schmerzensgeld an jüdische Organisationen zahlen: der umstrittene Komiker Dieudonné (hier bei einem Prozess 2019) Foto: imago images / PanoramiC

Ein Gericht im französischen Chartres hat den Komiker Dieudonné M’bala M’bala am Donnerstag wegen antisemitischer Beleidigungen zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt.

Im Jahr 2017 hatte der umstrittene Künstler, der seit Jahren vorwiegend mit judenfeindlichen Äußerungen in den Schlagzeilen steht, in seiner Show Holocaust-Überlebende in Anlehnung an die Häftlingskleidung im Todeslager Auschwitz-Birkenau als »Bande von Krakauer Pyjamas« bezeichnet.

schmerzensgeld Das sei eine »Beleidigung der jüdischen Opfer der Schoa«, so der Richter in dem Urteil. Außerdem wurde M’bala M’bala auferlegt, jeweils 8000 Euro Schmerzensgeld an zwei jüdische Organisationen zu zahlen, die als Nebenkläger in dem Prozess aufgetreten waren. Der Künstler, der unter seinem Vornamen nur als »Dieudonné« in Frankreich bekannt ist, war zunächst bei der Verhandlung anwesend, verließ das Gerichtsgebäude aber wenig später mit der Begründung, er müsse noch ein Programm aufzeichnen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Seine Anwältin Isabelle Coutant-Peyre bezeichnete das Verfahren gegen ihren Mandanten als »unangemessen«, da M’bala M’bala die Äußerungen bei einem privaten Anlass und nicht in der Öffentlichkeit gemacht habe. Sie kündigte an, gegen die Verurteilung Berufung einzulegen.

Zuletzt war Dieudonné von mehreren sozialen Netzwerken, darunter YouTube, Facebook und TikTok, wegen wiederholter antisemitischer Tiraden ausgeschlossen worden. Ein Facebook-Sprecher erklärte, der Komiker sei »dauerhaft« verbannt worden, weil er »wiederholt gegen unsere Regeln für Hassreden verstieß, indem er Inhalte veröffentlichte, die die Opfer des Holocaust verspotteten oder entmenschlichende Ausdrücke gegen Juden verwendete«.

HASSVIDEOS Im Mai hatte Dieudonné gleich mehrere Videos gepostet, in denen er den Dachverband CRIF und einzelne Persönlichkeiten aus der jüdischen Gemeinschaft, darunter den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, und die vor drei Jahren verstorbene Auschwitz-Überlebende Simone Veil schwer beleidigte.

Die offiziellen Vertreter der Juden nannte M’bala M’bala »Hurensöhne« und forderte seine Fans auf, gegen sie vorzugehen. Man müsse »diese Juden mal zur Ruhe bringen«. Jesus sei auf die Welt gekommen, »um uns von diesen Tempel-Gaunern zu befreien«, sagte er in einem anderen Video. Vor ihrer Löschung durch YouTube brachten es die Clips auf mehrere Millionen Aufrufe.

Auch in diesem Zusammenhang haben jüdische Verbände in Frankreich Klage gegen den Komiker eingereicht. Dieudonné war in der Vergangenheit bereits mehrfach verurteilt worden, darunter nicht nur wegen Beileidung, sondern auch wegen Steuerhinterziehung. mth

Antisemitismus

Der Krieg ist fern - der Konflikt ganz nah

Nach den Eskalationen der Uni-Proteste in den USA laden israelische Universitätspräsidenten Studenten und Professoren an ihre Hochschulen ein

von Dana Wüstemann  28.04.2024

USA

Wie ein böser Traum

Anti-Israel-Proteste sorgen an Elite-Universitäten für Gewalt und Chaos. Eine Studentin berichtet aus New York

von Franziska Sittig  26.04.2024

USA

Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Die Entscheidung ist ein Paukenschlag – vier Jahre nach der Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls

 25.04.2024

Mexiko

Präsidentschaftskandidatin von Bewaffneten aufgehalten

Steckt ein Drogenkartell hinter dem bedrohlichen Zwischenfall?

 22.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Der Regisseur möchte über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

USA/Israel

Biden: Pessach-Fest ist besonders hart für Familien der Geiseln

Die abscheulichen Gräueltaten der Hamas dürften niemals vergessen werden, sagt der Präsident

 22.04.2024

Ukraine

Mazze trotz Krieg

Kyivs älteste Synagogen-Bäckerei produziert seit Jahrzehnten, und nun auch bei Raketenbeschuss

von Michael Gold  22.04.2024

Pessach

Der eigene Exodus

Wie erlangt der Mensch persönliche Freiheit? Wir haben sechs Jüdinnen und Juden gefragt

von Nicole Dreyfus  22.04.2024

London

Initiative gegen Antisemitismus: Polizeichef soll zurücktreten

Hintergrund ist ein Vorfall bei einer antiisraelischen Demonstration

 22.04.2024