Kampfpanzer der Zukunft: Pistorius und Frankreich ermöglichen MGCS
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Zukunft auf dem Schlachtfeld: Deutschland und Frankreich entwickeln Nachfolger für Leopard 2

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Montage: Boris Pistorius (r, SPD), Bundesminister der Verteidigung, wird vom französischen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu. In einem Kreis ist ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 zu sehen.
Deutschland und Frankreich haben sich auf den gemeinsamen Bau des Landkampfsystems MGCS geeinigt, das den Leopard 2 ablösen soll. © Kay Nietfeld/Philipp Schulze/dpa

Deutschland und Frankreich setzen ihre Zusammenarbeit fort, um den Kampfpanzer der Zukunft zu entwickeln. Pistorius reist in Paris, um die Absichtserklärung zu unterzeichnen.

Paris – Deutschland und Frankreich wollen sowohl ein Kampfflugzeug als auch den Kampfpanzer der Zukunft gemeinsam entwickeln. Dabei treten jedoch immer wieder unterschiedliche Interessen zutage. Die Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Sébastien Lecornu unterzeichneten dazu am Freitag (26. April) in Paris eine Absichtserklärung für den Kampfpanzer der Zukunft, wie beide Minister danach verkündeten.

Einigkeit besteht dem Vernehmen nach auch darüber, die Aufgaben in dem milliardenschweren Großprojekt entlang von acht Säulen zu verteilen, von denen Deutschland und Frankreich in je zwei die Führung haben. Die anderen vier Säulen sollen gemeinsam koordiniert werden.

Waffensystem der Zukunft: Pistorius reist für MGCS-Deal nach Frankreich

Das als Main Ground Combat System (MGCS) bezeichnete Waffensystem ist das Gegenstück zum Luftkampfsystem der Zukunft (FCAS), das von Frankreich geführt wird. Es soll künftig Kampfpanzer in einem Datennetzwerk mit Unterstützungswaffen wie Drohnen und andere unbemannte Systeme verbinden und somit einen militärischen Technologiesprung ermöglichen. Das System soll auf die Kampfpanzer Leopard und Leclerc folgen.

Bereits 2012 gab es erste deutsch-französische Pläne, einen gemeinsamen Panzer zu entwickeln, der den deutschen Leopard und den französischen Leclerc ablösen sollte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gaben den Plänen politisches Gewicht: 2018 unterzeichneten die damaligen Verteidigungsministerinnen Ursula von der Leyen und Florence Parly eine erste Absichtserklärung, gefolgt von einem 2020 unterzeichneten Rahmenabkommen.

Darin wurde eine je 50-prozentige Finanzierung festgelegt. Beide Seiten sollten „ausreichende Rechte am geistigen Eigentum“ erhalten, hieß es darin. Zudem wurde eine auf zwei Jahre angelegte Studie auf den Weg gebracht, um die gemeinsamen Anforderungen festzulegen.

Streit über Details in der Kampfpanzer Entwicklung: Auch Rheinmetall ist beteiligt

Ähnlich wie beim Kampfjet der Zukunft steckte der Teufel im Detail, etwa bei den Zuständigkeiten der jeweiligen Industrie und dem geistigen Eigentum an den technologischen Entwicklungen. Dabei geht es letztlich auch um Exportmöglichkeiten. Das teilweise von Konkurrenz geprägte Verhältnis der beteiligten Unternehmen verzögerte das Projekt erheblich.

Nach langjährigen Verhandlungen waren 2015 der Rüstungskonzernen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Konzern Nexter Systems fusioniert. Die daraus entstandene Holding KNDS mit Sitz in Amsterdam sollte den gemeinsamen Kampfpanzer entwickeln.

Auf Drängen von Berlin wurde aber auch der in Düsseldorf ansässige Rüstungskonzern Rheinmetall an der Entwicklung beteiligt. Streit gab es unter anderem darüber, wer für das Hauptgeschoss zuständig sein sollte: Rheinmetall mit seiner 130mm-Kanone oder Nexter mit seiner 140mm-Kanone.

Kritik an Rheinmetall aus Frankreich – Leclerc-Panzer schon lange nicht mehr in Produktion

In Frankreich gab es zudem heftige Kritik, als Rheinmetall 2022 den Prototyp eines weiteren Panzers vorstellte, der früher als das MGCS fertig sein soll: Der KF51 Panther würde dem deutsch-französischen Vorhaben Konkurrenz machen. Ein weiterer Konflikt lag im unterschiedlich starken Zeitdruck: Während sich der deutsche Leopard 2 der Bundeswehr weiter gut verkauft, produziert Frankreich schon seit Jahren keine Leclerc-Panzer mehr.

Mittelfristig soll das Vorhaben auch für andere Staaten offen sein. Italien und Niederlande haben bereits Interesse angemeldet. Dies könnte die Kosten für alle senken, die Regelung der Zuständigkeiten aber weiter erschweren.

Auch der britische Challenger 3 Panzer entsteht unter Mitwirken der deutschen Rüstungsindustrie

Beide Seiten betonen, dass es nicht um die Weiterentwicklung der vorhandenen Panzer gehe, sondern um „etwas ganz Neues“. Bislang zeichnet sich ab, dass ein Fahrgestell für drei verschiedene Fahrzeuge genutzt werden soll: zum einen für den Hauptpanzer, dessen Besatzung in einer Schutzkapsel im Inneren besser geschützt sein soll. Er soll mit höchstens 50 Tonnen leichter sein als die bisherigen Modelle.

Ein weiteres bemanntes Fahrzeug soll mit einem Raketensystem ausgestattet werden, ein drittes unbemanntes Fahrzeug mit Panzerabwehrraketen. Hinzu kommen Drohnen, eine eigene Cloud-Plattform, moderne Sensorik und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Ursprünglich sollte das neue System 2035 einsatzbereit sein, inzwischen ist von 2040 die Rede.

Und diese deutsch-französische Zusammenarbeit, um ein neues Panzersystem zu entwickeln, ist nicht die einzige Kooperation Deutschlands bei der Entwicklung neuer Militärfahrzeuge. Der britische Challenger 3 Panzer entsteht ebenso unter Mitwirken der deutschen Rüstungsindustrie. In Kooperation zwischen Rheinmetall und BAE Systems, soll der Nachfolger des Challenger 2 entwickelt werden. Somit werden bald zwei modernste Panzermodelle die europäische Sicherheit gewährleisten. (afp/dpa/SiSchr)

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