Yellowstone: Review der 1. Staffel
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Yellowstone: Review der 1. Staffel

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Kevin Costner ist das Oberhaupt in der Westernserie „Yellowstone“
Kevin Costner ist das Oberhaupt in der Westernserie „Yellowstone“ © Paramount Network

Die steinreiche, aber hochgradig dysfunktionale Dutton-Sippe aus Montana steht im Mittelpunkt von Taylor Sheridans Erfolgsserie „Yellowstone“ bei Paramount+ und Netflix. Werfen wir einen Blick zurück auf Staffel eins der Serie, die es bereits zu zwei Spin-offs brachte...

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Großrancher John Dutton (Kevin Costner, „Der mit dem Wolf tanzt“), der Herr auf Yellowstone nahe der Stadt Bozeman in Montana ist einer der mächtigsten Männer im Staate. Nicht nur gehört ihm die größte zusammenhängende Ranch der USA, sondern er mischt auch kräftig in der Politik mit.

Auf Yellowstone wagt niemand, ihm zu widersprechen, auch Vorarbeiter Rip Wheeler (Cole Hauser, „Acts of Violence“) nicht. Dieser rekrutiert für seinen Boss Strafgefangene als Cowboys, die mittels Brandzeichen zu modernen Leibeigenen gemacht werden. Darunter auch der Kleinkriminelle Jimmy Hurdstram (Jefferson White, Chicago PD).

Doch hat es der mächtige und knochenharte Patriarch alles andere als leicht. Seine Frau Evelyn (Gretchen Mol, Boardwalk Empire) starb einst bei einem Reitunfall, für den fast die gesamte Familie mehr oder weniger offen die als Kind äußerst ängstliche Tochter Bethany, genannt Beth (Kelly Reilly, Black Box) verantwortlich macht. Beth entwickelte sich in der Folgezeit zu einer skrupellosen und bösartigen Managerin, die zudem Alkoholikerin mit enormem Männerverschleiß ist. Sohn Jamie (Wes Bentley, American Horror Story) hingegen ist zwar ein ambitionierter und gewiefter Anwalt, hat es jedoch niemals geschafft, sich vom übergroßen Einfluss seines Vaters zu lösen.

Der rebellische Kayce (Luke Grimes, „Fifty Shades of Grey“), Duttons jüngster Sohn, hat die Familie jedoch frühzeitig verlassen und ging zum Militär. Mittlerweile aus dem Dienst ausgeschieden lebt er mit seiner indigenen Ehefrau Monica (Kelsey Asbille, One Tree Hill) und dem gemeinsamen kleinen Sohn Tate (Brecken Merrill, „Lifeline“) im Yellowstone benachbarten Reservat.

Dieses ist durch Casinobetrieb im großen Stil ebenfalls zu immensem Reichtum und Ansehen gelangt. Sein Leiter, Häuptling Thomas Rainwater (Gil Birmingham, Animal Kingdom) ist John Duttons erklärter Erzfeind und bedient sich ebenso fragwürdiger Methoden wie der Rancher, um seine profitorientierten Ziele durchzusetzen.

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Duttons einziges weniger konfliktbeladenes Kind ist sein ältester Sohn Lee (Dave Annable, Brothers & Sisters), der in erster Linie auf der Ranch arbeitet.Als es zum Durchbruch einer großen Rinderherde Duttons auf das Gebiet des Reservats kommt und Rainwaters Leute die Tiere kurzerhand beschlagnahmen, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Bei einer Schießerei zwischen den verfeindeten Fraktionen tötet Monicas Bruder Robert (Jeremiah Bitsui, Breaking Bad), ebenfalls ein Army-Veteran, Lee Dutton und wird seinerseits von Kayce erschossen, wovon Monica jedoch vorerst nichts erfährt.

Durch den Vorfall eskaliert die Fehde zwischen den Duttons und den Bewohnern des Reservates. Rainwater versucht, mithilfe des Milliardärs Dan Jenkins (Denny Houston, „Wonder Woman“) auf perfide Weise, Yellowstone zu übernehmen.

Doch sind dies längst nicht die einzigen Probleme, mit denen die Duttons fertigwerden müssen. Das Familienoberhaupt ist insgeheim an Krebs erkrankt, Sohn Jamie will ausgerechnet in der Krisensituation in die Politik gehen und John versucht, sich seinem entfremdeten Sohn Kayce und insbesondere seinem kleinen Enkel Tate wieder anzunähern. Dies scheint näher zu rücken, als Monica in einen tragischen Unfall verwickelt wird.

Drama, Drama, Drama

Wes Bentley lädiert in „Yellowstone“
Wes Bentley lädiert in „Yellowstone“ © Paramount Network

Dass Yellowstone seit seinem Start im Jahr 2018 ein enormer Publikumsrenner wurde und nach der Erstausstrahlung 2020 auch hier bei uns fast stehenden Fußes seine Stammzuschauerschaft gefunden hat, ist kein Geheimnis. Doch worin liegt das Erfolgsrezept der Serie von Taylor Sheridan (der zuvor als David Hale in der Serie Sons of Anarchy als Schauspieler auftrat und als Regisseur den Neo-Western „Hell or High Water“ inszenierte)? „Yellowstone“ machte ihn zu einem der gefragtesten modernen Serienmacher, der neben den beiden Spin-offs 1883 und 1923 mittlerweile mehrere weitere Erfolgsformate wie Tulsa King und Mayor of Kingstown etabliert hat.

Aus alt mach neu!

Familienserien nehmen von jeher einen ganz besonderen Platz ein, natürlich vor allem dank Klassikern wie „Bonanza“, „Die Waltons“ oder „Eine amerikanische Familie“. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe, zu denen unter vielem anderen auch die hohe Identifikationsbereitschaft des allgemeinen Publikums sowie ein gewisser Hang zum Voyeurismus zählen.

Eine absolute Novität war hier selbstverständlich Dallas (2012), das es zwischen 1978 und 1991 auf sagenhafte 357 Folgen in vierzehn Episodenstaffeln brachte. „Dallas“ zeigte keine heile Welt in einem sicheren kleinen Familienuniversum, sondern illustrierte in hohem Maß die Schattenseiten des Lebens der superreichen texanischen Ölmagnaten, den Ewings.

Nun liegen „Dallas“ und davon inspirierte Serien wie Dynasty über dreißig Jahre zurück, Neuauflagen von beiden waren nur mäßig erfolgreich. Möglicherweise einfach auch deshalb, weil sie den Vergleichen mit ihren übergroßen Vorbildern auf Dauer nicht standhalten konnten. Also wurde es Zeit für eine Familienserie des 21. Jahrhunderts. Eine Bresche, in die Taylor Sheridan ab 2018 mit „Yellowstone“ erfolgreich sprang.

Eine schmutzige Familiengeschichte

Kevin Costner und Luke Grimes in „Yellowstone“
Kevin Costner und Luke Grimes in „Yellowstone“ © Paramount Network

Für die 80er Jahre waren die Ewings und später die Carringtons sicherlich für manchen Skandal gut. Doch gegenüber den Konfliktsituationen, die „Yellowstone“ den Duttons im Verlauf der bislang fünf Serienstaffeln (zu streamen bei Paramount+, bei Netflix bisher nur die drei ersten Seasons) so beschert, nimmt sich der Großteil der Miseren dieser beiden Familienclans geradezu harmlos aus.

Staffel 1, bestehend aus dem anderthalbstündigen Pilotfilm Daybreak („Bei Tagesanbruch“) und den acht Episoden Kill The Messenger („Familienbande“), No Good Horses („Keine Pferde“), The Long Black Train („Der Zug in die Dunkelheit“), Coming Home („Heimkehr“), The Remembering („Die Erinnerung“), A Monster Is Among Us („Ein Monster ist unter uns“) sowie der abschließenden Doppelfolge The Unravelling: Pt. 1 und The Unravelling: Pt. 2 („Der Zerfall 1 und 2“) widmet sich in erster Linie der Vorstellung der einzelnen Familienmitglieder, sprich Serienfiguren.

Ganz besonders sticht im Cast natürlich Altstar Kevin Costner hervor, den das Kinopublikum zuvor hauptsächlich in sympathischen Rollen kannte. Dabei gelingt Regisseur Sheridan (der sämtliche Folgen der ersten Staffel inszenierte) im Zusammenspiel mit dem Darsteller eine erstklassige Gratwanderung im Charakteraufbau.

Obwohl schon in den ersten Szenen klar wird, dass wir es bei Dutton Senior definitiv nicht mit einem freundlichen Familienvater zu tun haben, wird bei aller Härte und Skrupellosigkeit auch eine gewisse Verletzlichkeit sichtbar, die der Patriarch im weiteren Handlungsverlauf beibehält.

Dies zeigt ihn als überaus komplexe und ambivalente Figur, was seine Bedrohlichkeit oft genug weit mehr unterstreicht als sie abzumildern.

Übrigens ist Costners weitere Mitwirkung im Serienuniversum derzeit höchst fraglich, doch kommen wir hierauf in einem späteren Artikel zurück. Nicht viel anders verfährt Sheridan bei Duttons Tochter Beth, die in ebenso zwiespältiger Weise von Kelly Reilly verkörpert wird und weitaus vielschichtiger daherkommt als einstmals beispielsweise eine Alexis Carrington-Colby. Beths Entwicklung vom unsicheren Kind zur Furie wird in der Rahmenhandlung der Folgen nachgezeichnet.

Auch Figuren wie Duttons grundverschiedene Söhne Jamie und Kayce (wie schon erwähnt findet Lee bereits in der Pilotfolge den Tod) werden ausführlich vorgestellt, während die dramatischen Ereignisse um die geplante Einnahme der Ranch durch Reservatsboss Rainwater in hartem modernen Westernstil geschildert werden. Bemerkenswert dabei ist, dass Sheridan sich nicht vor der Umkehrung gewisser Klischees scheut. Die im Reservat lebenden Indigenen befinden sich zumindest in dessen Chefetage keineswegs in einer Opferrolle, sondern können dank ihrer Positionen mit ebenso harten Bandagen kämpfen wie die Duttons. Alles das ergibt letztlich eine Mischung, die spätestens auf den zweiten Blick keine große Ähnlichkeit mehr mit den Grabenkämpfen der Ewings und Carringtons aufweist.

„Yellowstone“ paart diverse Dramenelemente von Anfang an mit dem taffen Realismus der kapitalistischen Geschäftswelt und baut dabei vor allem auf ausgefeilten Charakterschilderungen auf. Ausschließlich gute und böse Jungs gibt es nicht in Sheridans Montana, wo der Patriarch schwarze und weiße Cowboyhüte im Wechsel trägt. In ähnlicher Weise hat man es auch bei Game of Thrones gemacht, bekanntermaßen gleichfalls erfolgreich.

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Der schmutzige moderne Wilde Westen

Tokala Black Elk and Luke Grimes in „Yellowstone“
Tokala Black Elk and Luke Grimes in „Yellowstone“ © Paramount Network

Freilich sind Serien wie „Yellowstone“ nicht für jeden Zuschauergeschmack gemacht. Doch dürfte ein entsprechend geneigtes Publikum schon nach der ersten Staffel (die erst die berühmte Spitze des Eisberges offenbart) ausreichend von der Serie eingenommen sein, um, Streaming sei Dank, gleich zur zweiten überzugehen. Für erstklassige Darsteller, reichlich Drama und einen ordentlichen Spannungsanteil gibt es von uns zum Anfang vier von fünf Y-Brandzeichen. Es kommt in den weiteren Staffeln noch einiges mehr auf uns zu!

Hier abschließend ein Originaltrailer zur ersten Staffel der Serie „Yellowstone“:

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