In „Die Frau aus dem Meer“ von Niki Stein ermittelt eine Kommissarin aus der Provinz im S�ndenpfuhl Berlin auf eigene Faust – und auch in eigener Sache. Niki Stein pr�sentiert in seine Gesellschafts- und Medienkritik im Genre-Gewand – als Thriller und Familiendrama. Das ist dramaturgisch nicht allzu feinsinnig und plottechnisch sehr dick aufgetragen, daf�r spannend: f�r den kleinen Unterschied sorgen Tukur, Zischler & die Machart des Films!
Foto: ZDF / Walter WehnerDie Kommissarin aus der Provinz (Anja Kling) & der eitle Medien-Zampano (Tukur)
Am Strand von St. Peter-Ording ist eine Leiche angesp�lt worden. Eine Zwangsprostituierte. In der Speiser�hre der Toten steckt ein Zettel – mit der Handynummer des Berliner Polit-Talkmasters Karl Kress. Also macht sich die Husumer Kommissarin Nora Jaspers auf in die Hauptstadt. Als ihr der Fall von einem hochrangigen LKA-Mann entzogen wird, ermittelt sie weiter – auch in eigener Sache. Jaspers findet heraus, dass Kress, dem sie bei einem Mordanschlag das Leben rettet, die Tote als Informantin benutzt hat, um den populistischen Polizeipr�sidenten Kolberg, der mit seiner neuen Partei die etablierten Politiker rechts �berholen m�chte, in seiner TV-Sendung vorf�hren zu k�nnen. Kress, selbst eifriger Prostituierteng�nger, besitzt offenbar Material, das Kolbergs „gesch�ftlichen“ Kontakte mit der russischen Mafia beweist. Was keiner wei�: Nora Jaspers ist die Tochter von Michael Kolberg. Das bringt eine besonders delikate Note in den Zweikampf der machtbeseelten Alpham�nnchen. Ist Noras Vater jetzt nicht mehr nur charakterlos, sondern ein Krimineller?!
Foto: ZDF / Walter Wehnerwie alles beginnt. "Die Frau aus dem Meer". Die Kommissarin ermittelt auch privat.
Foto: ZDF / Walter WehnerDie Ermittlungen f�hren die Kommissarin auf die Spur ihres Vaters (Hanns Zischler).
Berlin ist ein S�ndenpfuhl, wie er in vielen Drehb�chern steht: Korruption, Gier und Heuchelei beherrschen das politische Klima, Menschenhandel und Auftragskiller bestimmen das Stadtbild und die Macht der Eitelkeit treibt den Einzelnen an. Niki Stein pr�sentiert in „Die Frau aus dem Meer“ seine Gesellschafts- und Medienkritik im Genre-Gewand – als Thriller und Familiendrama. Das ist spannend, dramaturgisch nicht allzu feinsinnig und plottechnisch dick aufgetragen. Daf�r stimmen die Charaktere: ob Hanns Zischlers Hardliner oder Ulrich Tukurs Mediendompteur – die kleinen Nuancen sind es, die aus dieser vermeintlichen Polit-Kolportagestory dann doch einen achtbaren Korruptionskrimi machen. Diese Nuancen im Spiel der beiden Hochkar�ter ergeben – so sieht es auch Stein selbst – „eine Vielschichtigkeit, die wir im richtigen Leben meist vermissen, aber ohne die das Drama nicht auskommt“. Aber auch andere Nuancen machen den Unterschied aus zwischen „Die Frau aus dem Meer“ und einem x-beliebigen ZDF-Montagsthriller: Kamera, Schnitt, Musik – alles �beraus pr�zise.
Foto: ZDF / Walter WehnerUnd dann ger�t Norah Jaspers (Anja Kling) in die F�nge der russischen Mafia.
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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