Attentat auf Treuhand-Chef
RAF-Terroristin Klette könnte ungeklärten Mordfall Rohwedder lösen
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Der Fall gilt als letzter Mord der Rote Armee Fraktion (RAF): 1991 wurde der damalige Chef der Treuhand, Detlev Karsten Rohwedder, in seinem Haus erschossen. Was weiß Daniela Klette?
Düsseldorf/Berlin – „Die Mordanschläge auf Herrhausen und Rohwedder sind bis heute wirklich nicht aufgeklärt worden“ – Das sagte kürzlich der Welt-Herausgeber und Autor des Buches „Der Baader Meinhof Komplex“, Stefan Aust. Doch mit der Festnahme von RAF-Terroristin Daniela Klette könnte Bewegung in den Fall um den erschossenen Chef der Treuhand, Detlev Karsten Rohwedder kommen. Zum Mord vor fast genau 33 Jahren hat sich zwar damals die RAF bekannt, doch wer der oder die Mörder sind, ist bis heute unklar. Sogar von Verwicklungen durch die Stasi ist die Rede. Die vor kurzem in Berlin geschnappte RAF-Terroristin Daniela Klette kannte den Verdächtigen des Falles gut. Kann sie nun zur Lösung des Falls beitragen?
RAF-Mord an Rohwedder: Bundesanwaltschaft führt noch immer Ermittlungen gegen Unbekannt
Mehr als 30 Jahre später führt die Bundesanwaltschaft heute das Ermittlungsverfahren unter dem Aktenzeichen 2 BJs 62/91-2 immer noch gegen Unbekannt. Der Fall ist seit Jahren ein Cold Case.
Rückblick: Detlev Karsten Rohwedder sitzt am 1. April 1991 nachts im Pyjama an seinem Schreibtisch in seiner Villa am Rhein in Düsseldorf und arbeitet. Als Leiter der Treuhandanstalt, einst gefeiert als Retter von Arbeitsplätzen, ist der Topmanager zum „Buhmann der Nation“ geworden: Er steht vor der Mammutaufgabe, die marode DDR-Wirtschaft zu privatisieren oder, wo das nicht möglich ist, abzuwickeln. Das macht ihn zum Ziel der Frustrierten, wie er es selbst ausdrückt.
RAF-Terror: Diese Taten der „Rote Armee Fraktion“ hielten die Bundesrepublik in Atem
Als er sich erhebt, durchschneidet plötzlich ein Schuss die Stille der Nacht. Rohwedder wird am Ostermontag 1991 in den Rücken getroffen und stirbt eine halbe Stunde vor Mitternacht. Seine Frau wird am Arm verletzt, als eine zweite Kugel sie streift. Eine dritte Kugel bleibt im Bücherregal stecken.
Terroristen haben den 58-jährigen Rohwedder aus einem Schrebergarten heraus ins Visier genommen. Der Attentäter lauerte, wie später durch eine Laser-Rekonstruktion festgestellt wird, 63 Meter entfernt. Dort findet sich ein Bekennerschreiben der RAF, das von den Ermittlern schnell als authentisch eingestuft wird. Das Gewehr, aus dem die Kugeln abgefeuert wurden, wurde kurz zuvor beim RAF-Anschlag auf die US-Botschaft in Bonn verwendet.
Rohwedder-Mord: Führen Aussagen von RAF-Terroristin Klette zur Lösung?
Einer der mutmaßlichen Mörder von Rohwedder könnte Wolfgang Grams gewesen sein. Ein Haar von ihm klebte an einem Frottee-Handtuch, das am Tatort zurückgelassen wurde. Dank des wissenschaftlichen Fortschritts gelang es zehn Jahre nach der Tat, die DNA des Terroristen zu identifizieren. Doch er selbst konnte dazu nicht mehr befragt werden – er starb 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen bei einem GSG9-Einsatz.
Ob Daniela Klette aktiv am Tatablauf beteiligt war, ist unklar – Fest steht allerdings: Klette und Grams kannten sich. Ende der 1970er schloss sich die heute 65-Jährige der „Roten Hilfe Wiesbaden“ an und lernte in der dortigen RAF-Unterstützerszene Wolfgang Grams kennen. Grams gehörte später zur Kommandoebene der Dritten Generation der RAF – auch Klette, die in ihrer Wohnung Gold und Kriegswaffen hortete, könnte zu dieser Ebene gehört haben. Darüber ist die Erkenntnislage derzeit aber noch unzureichend. Möglicherweise bringen auch hier Klettes Aussagen im baldigen Prozess nun Klarheit.
Netflix verfilmte Mordfall als „Rohwedder - Einigkeit und Mord und Freiheit“
Netflix widmete dem Fall vor einigen Jahren eine eigene Doku-Reihe. Sehen Sie hier einen Trailer:
Übrigens: Derzeit klagt die inhaftierte RAF-Terroristin Klette über das Frauengefängnis in Niedersachsen. Ein Justizsprecher antwortete ihr bereits.