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Der schmale Grat

Für sein Kriegsdrama erhielt Terrence Malick den Goldenen Bären.
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Originaltitel
The Thin Red Line
Dauer
170 Min.
Kinostart
25.02.1999
Genre
FSK
16
Produktionsland
USA

Cast & Crew

Sgt. Edward Welsh
Corporal Fife
Private Witt
Private Jack Bell
Captain Charles Bosche
Captain John Gaff
Sgt. Keck
Captain Staros
John Savage
Sgt. McCron
Colonel Gordon Tall
Brigadier General Quintard
Dash Mihok
Private First Class Doll
Tim Blake Nelson
Private Tillis
Whyte Jared Leto
Second Lt.
Sergeant Storm

Redaktionskritik

1942. Amerikaner und
Japaner kämpfen um die Pazifikinsel Guadalcanal. Terrence Malick machte daraus ein Meisterwerk über Willkür und Wahnsinn des Krieges – mit Stars im Dutzend: Sean Penn, Nick Nolte, Woody Harrelson, George Clooney, John Travolta...
Die erste dieser drei denkwürdigen Kino-Stunden ist zermürbend: Nicht, daß Regisseur Terrence Malick seinem Publikum eine klare Dramaturgie einfach nur vorenthält, er vernebelt sie. Warum auch sollte der Zuschauer über mehr Durchblick verfügen als die US-Soldaten, denen auf dem fremden Guadalcanal vor lauter Tarnfarben jede Orientierung abgeht? Kino als Camouflage. <P> Trügerisch ist das Postkarten-Panorama dieser Pazifikinsel, die am Ende als Stätte eines strategischen US-Etappensieges gegen Weltkriegsgegner Japan in die Geschichtsbücher eingehen wird. Wenn in der Ruhe vor dem Sturm zunächst die Sonne das Duell mit den Wolken gewinnt und sich ihre Strahlen eine berauschende Ewigkeit lang auf wogenden Grasfeldern vortasten, wird die Lage der Männer keinen Deut erhellt. Wie auf einem Ameisenhügel krabbeln sie herum, behend und bereit zum beiläufigen Zertrampeltwerden. Es dauert lange, für ungeduldige Gemüter quälend lange, bis sich aus der amorphen Masse Gesichter und Geschichten herausschälen. Hier ist kein Platz für Kameraderie-Schwurbel, und auch Biographie-Häppchen wie in geistesschlichteren Kriegsfilmen tun nicht not. <P> Vage werden dafür Urinstinkte der verwirrten Tropen-Ausflügler fixiert. Der flackernde Ehrgeiz des Lieutenant Colonel Tall (Nick Nolte), die aggressive Angst in den zerfurchten Zügen von Sergeant Welsh (Sean Penn), die warnende Vorahnung des Captain Staros (Elias Koteas). Oder die blauäugige Neugier des Gefreiten Witt (Jim Caviezel): Er eröffnet "Der schmale Grat" weltvergessen als Deserteur, kehrt jedoch wieder zurück in Reih und Glied, wo er für den Zuschauer die einzige Identifikationsfigur des Filmes bleibt. Zwischendurch meint man Gesichter von Fußsoldaten auszumachen, die fürs erste namenlos bleiben, aber aussehen wie die Schauspieler John C. Reilly, John Cusack, John Savage oder Woody Harrelson. Beschwören will man es nicht. <P> Mit brutaler Logik formt erst das Chaos Persönlichkeiten aus der Anonymität. Irgendwann blitzt auf der Höhe eines Berges Mündungsfeuer auf, spektakulär anzusehen, bis der Hall die Schüsse ins Tal trägt und Arterien von GIs zerfetzt. Die Unverwundeten erwachen in Todesgefahr zum Leben, und so schmal der Grat zwischen Zufallsheld und Leichenfeld bleibt, so dankbar ist man der Zuspitzung. Der Feind bleibt ein Phantom. <P> Als die Kamera zum ersten Mal eine japanische Stellung erreicht, ist sie ganz plötzlich im Inneren eines Bunkers, und sie zeigt auch hier keinen Asiaten, sondern eine Handgranate, die uns von außen durch den Sichtschlitz entgegenfliegt. An anderer Stelle versucht der panische Soldat Doll (Dash Mihok) seine Position zu peilen, bis er völlig verdutzt schemenhafte Uniformen herumhasten sieht und abdrückt, ohne wirklich realisieren zu können, ob er Freund oder Feind im Visier hat. Alles bleibt ähnlich assoziativ oder überfallartig in "Der schmale Grat", und wenn es zwischen Kontrahenten doch mal zur deutlichen Aussprache kommt, irritiert die Banalität klarer Worte mehr als die tausend Fragezeichen der Inszenierung. <P> Träumerisch und traumatisch, zerrissen und zerebral ist die Adaption von James Jones’ gleichnamigem Roman. Mit dieser dritten Arbeit wird der Texaner Malick seinen Mythos als Bilder-Buddha nur mehren, nachdem er sich mit "Badlands" und "In der Glut des Südens" als Poet der Seventies-Filmer erwiesen und danach für 20 Jahre den Regie-Dienst quittiert hatte. Daß seine Rückkehr aber so radikal unter dem Zeichen unbedingten Stilwillens stehen würde, verschlägt einem dann doch die Sprache. <P> Die Mission auf Guadalcanal ist Malick ein Anlaß zur Reise in das Herz des Menschen: Dabei findet er manchmal wie Francis Ford Coppola in "Apocalypse Now" das Herz der Finsternis – wohingegen er beim Schauspieler Caviezel die Unschuld entdeckt, so wie sie einst auch Peter Weir in "Gallipoli" darstellte. Eine inhaltliche Beschreibung von "Der schmale Grat" muß banal sein. Nicht etwa, weil sich nicht an klirrenden Szenen illustrieren ließe, wie die Männer die Insel erreichen, unter hohen Verlusten einen blöden Berg in der Mitte von Nirgendwo einnehmen und anschließend durchdrehen: Sie jagen die Japaner in Erdlöchern wie Karnickel und rauben Toten die Goldzähne wie die Nazis in den Konzentrationslagern. <P> Narrative Ordnung verbietet sich vielmehr wegen der Willkürlichkeit der Szenenfolgen – und des Krieges. Über 300.000 Meter Film hat Malick beim Dreh in Australien angeblich belichtet, dreimal mehr als üblich. Und bei der ersten offiziellen US-Vorführung kurz vor der Premiere pfriemelte er immer noch am Schnitt, derweil die Produzenten vor versammelter Presse Stoßgebete in den Himmel schickten. Das ist deshalb bemerkenswert, weil "Der schmale Grat" in der Tat so diszipliniert undiszipliniert erzählt ist, daß Malick eine ganz andere Interpretation seines Stoffes abliefern könnte, wenn man ihm nur noch ein paar Wochen Postproduktion gäbe. Welch rare Freiheit. <P> Nirgends wird das deutlicher als bei Malicks Guerilla-Haltung, schauspielerische Rangordnungen zu ignorieren und sein Dutzend namhafter Mimen nahezu gänzlich im hypnotischen Fluß des Filmes aufzulösen. Herausragend in märtyrerhaften Rollen sind Elias Koteas ("Crash"), der sich in der Sorge um das Leben seiner Männer aufreibt und Befehle verweigert, sowie Newcomer Caviezel, der mit kindlicher Naivität ins Verderben zieht. Daß hier aber überhaupt niemand Vornamen oder eine Privatsphäre hat, ist mächtig mutig. Daß die Auftritte von Travolta oder Clooney unter sechzig Sekunden dauern, ist ein provozierendes Gimmick (der arme Bill Pullman wurde gänzlich herausgeschnitten). Doch daß Penn, Cusack oder Nolte ohne dramaturgische Ankündigung oder Verabschiedung durch die Story surfen und bei einer Stunde Abwesenheit bestenfalls mal aus der vierten Reihe links ihr Profil blicken lassen, hat in der Blüte des Starkultes schon was Anarchisches an sich. <P> Und etwas Selbstverliebtes, zwangsläufig. Das zeigt vor allem der direkte Vergleich mit "Der Soldat James Ryan": Nach der 25minütigen, verstörend-dokumentarischen Einstiegssequenz kam Regisseur Steven Spielberg nicht umhin, seine Pappkameraden im Schnelldurchlauf zu erklären. Und man kann ihm durchaus den Vorwurf machen, die Eröffnung seines Filmes durch die dann folgende, herkömmliche Dramaturgie verraten zu haben – zumal die Rettung Ryans dazu verführt, dem Krieg ordnenden Sinn und rechtfertigende Moral zu attestieren. <P> Solch populistischer Emotionalisierung stellt Malick manch abstrakten Stolperstein in den Weg. Figuren tauschen sich kaum aus, schon gar nicht bei Lagerfeuerschein, sondern geben ihrer Gedankenwelt durch ein inneres Gemurmel Ausdruck. Dieser massive Einsatz von Stimmen aus dem Off klingt manchmal leider nach dem Lyriker Peter Handke. Dabei muß man nicht blümerant erklärt bekommen, daß sich am Anfang alle wie in einer Schafsherde fühlen und nach Überstehen der Schlachtbank zu sturen Böcken reifen – dafür visualisiert Malick die Pein der Individualisierung viel zu gut und erhaben. Weitere Zwiespältigkeiten: Auch die wiederholte Rückblende auf ein liebkosendes Paar, die den verräterischen Frieden der Außenwelt symbolisiert, oder der exzessive Besucherblick auf Flora und Fauna der exotischen Fremde balanciert zwischen Pracht und Prätention – ein majestätisches Patchwork, aber ein Patchwork. Manchmal wünscht man sich deshalb, "Der schmale Grat" noch mehr mögen zu dürfen, als ihn respektieren zu müssen, nicht ständig an der Dechiffrierung von Malicks Manien und Manierismen zu sitzen. Dennoch: Einen Film, der rechtmäßiger einen wiederholten Blick erzwingt, hat es seit Jahren nicht gegeben. Glaube keiner, ihn versäumen zu können. <P> Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie <B>Gallipoli</B> und <B>Tage des Himmels</B> mochten. <P> <B>Text: Roland Huschke</B> <P> <B>Ci Hintergrund</B> <P> Zugunsten des Newcomers Jim Caviezel hat der Regisseur Terrence Malick Stars wie Johnny Depp und Brad Pitt die Hauptrolle verwehrt. <P> Die US-Printkampagne mußte eingestampft und neu aufgelegt werden, nachdem man bei der Fox zu spät bemerkt hatte, daß Cameo-Gast John Travolta seine Namensnennung auf den Filmpostern untersagt hatte.

Fazit

Kriegs-Wahnwitz als Meisterwerk

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Togo (US )

Redaktion
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"Der Tod hat immer das letzte Wort."
Der schmale Grat (1998) basiert auf dem Roman Insel der Verdammten und schildert wahrheitsgetreu die Geschehnisse der Schlacht um Guadalcanal. Dieser Streifen spiegelt bedingungslos und in absolut nachvollziehbaren Bildern alle Grausamkeiten eines Kriegszenarios wider. Ruhige Momente mit wunderbaren Aufnahmen der malerischen Natur wechseln sich mit schrecklichem Kriegsgemetzel ab und sorgen somit für einen äußerst trivialen und zugleich tiefgründigen Blick in das tägliche Blutvergießen an vorderster Front. James Caviezel liefert in diesem blutgetränkten Meisterwerk eine schauspielerische Spitzenleistung ab. Generell kann man sagen, dass alle Darsteller überzeugende Vorstellungen abliefern, Caviezel jedoch sticht besonder hervor. Fazit: Dieses bombastische Kriegsepos reiht sich nahtlos neben Filmen wie Apocalypse Now (1979), Die Brücke (1959) oder auch Im Westen nichts Neues (1930) in die Liste der besten Kriegsfilme aller Zeiten ein!
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Der philosophische Kriegsfilm
Bildgewaltiger Film der den Wahnsinn des Krieges verdeutlicht, dabei jedoch auch einige langatmige Sequenzen nicht vermeiden konnte.
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Jeder hat seine eigene Schlacht!
Ein starker und Bildgewaltiger Film! Das in dieser schönen Idylle ein Krieg statt findet, ist fast schon wieder surreal. Die Top-Darsteller spielen sehr gut. Wunderschöne Kameraaufnahmen und nachdenkliche Musik. Ein stimmiges Werk von Terrence Malick!
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