Rundweg am Kochelsee
Über den Felsenweg nach Schlehdorf
Die leichte, gemütliche Wanderung auf dem Kochelsee-Rundweg führt von Kochel über den Lainbachfall, das Walchenseekraftwerk und den Felsenweg nach Schlehdorf. Dabei kommt man an netten Aussichtspunkten und an ein paar Badeplätzen vorbei. Zurück fährt man ganz entspannt mit dem Bus oder dem Linienschiff. (Stand: )
Malerisch liegt der Kochelsee am Alpenrand, umrahmt vom Kranz der Münchner Hausberge. Im Südwesten erstreckt sich die Bergkette vom Herzogstand zum Heimgarten. Sie dominiert das Panorama am See. Auf der Ostseite des Kesselbergsattels stehen der Jochberg und der eher untergeordnete, aber trotzdem lohnende Sonnenspitz.
Im Norden des Kochelsees breiten sich die weitläufigen Loisach-Kochelsee-Moore aus. Sie entstanden durch die Verlandung des einst um ein Vielfaches größeren Urkochelsees, der am Ende der Würm-Kaltzeit fast bis Penzberg reichte. Diesen damals an einem Tag zu Fuß zu umrunden, wäre kaum möglich gewesen.
Die vergleichsweise schnelle Verlandung des Kochelsees hängt nur teilweise mit der Moorbildung zusammen.Die Loisach, aber auch die kleineren Bäche wie der Lainbach transportieren Unmengen an Geröll, Kies und Sand. Damit füllten sie im Lauf der Jahrtausende das flache Kochelseebecken auf.Um die weitere Verlandung zu verhindern oder wenigstens zu bremsen, darf an der Loisachmündung bei Schlehdorf Kies gewonnen werden, obwohl die Stelle in einem Schutzgebiet liegt.
Museumstipp: Das Franz Marc Museum in Kochel dürfte allen Kunstliebhabern ein Begriff sein. In der Dauerausstellung werden Werke von Mitgliedern des Blauen Reiters, der Künstlergruppe Brücke sowie der abstrakten Maler der Nachkriegszeit gezeigt. Franz Marc selbst lebte und arbeitete zeitweise in Kochel. Er und auch andere Künstler des Blauen Reiters ließen sich von der Landschaft dort inspirieren.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die gesamte Wanderung ist perfekt beschildert. Zum Lainbachfall gibt es einen steilen Anstieg auf einem manchmal batzigen Steig. Der Kochelsee-Rundweg selbst ist flach, befestigt und überwiegend sogar geteert. Am gut abgesicherten Felsenweg kann etwas Trittsicherheit nebst Schwindelfreiheit nicht schaden.Bitte beachten, dass der Felsenweg über das Winterhalbjahr gesperrt wird.Ein halber Tag reicht auch sehr gemütlichen Gehern völlig aus. So bleibt genug Zeit für das Infozentrum am Walchenseekraftwerk und einen Badestopp. Wer statt mit dem Bus per Schiff zurück nach Kochel fährt, hat zwei Kilometer mehr zu laufen.Wegbeschreibung
Lainbachfall
Man kann den Kochelsee-Rundweg auch ohne den Lainbachfall machen, doch der Umweg lohnt sich, besonders wenn man den Wasserfall noch nicht kennt.
Vom Bahnhof geht es zunächst ins Dorfzentrum zum Schmied-von-Kochel-Platz und dort links in die Kalmbachstraße. Bei der Polizei dann rechts die Straße Am Oberried zum Waldrand hinauf, wo ein einzelnes Haus steht. Bei diesem beginnt ein als Vogellehrpfad ausgeschilderter Steig in Richtung Lainbachfall.
Nach einem kurzen, steilen Anstieg im Zickzack trifft der Steig auf einen Forstweg. An den nächsten beiden Verzweigungen halten wir uns jeweils rechts und erreichen so bald den Wasserfall1. Der beachtliche Felskessel mit der großen Gumpe verdeutlicht die gewaltigen Erosionskräfte des Wildwassers. Das widerstandsfähige Gestein dort heißt Oberrhätkalk. Es entstand in der Trias aus einem Korallenriff.Übrigens ist der Lainbachfall im Winter, wenn er zu einer Eissäule erstarrt, ebenfalls sehr reizvoll.
Beim Wasserfall überbrückt ein Steg den Lainbach. Der Weg folgt nun dem Bachlauf mit weiteren Wasserfällen bergab und wechselt später zurück auf die rechte Seite. Gleich danach passieren wir die alte steinerne Zimmermoosbrücke2.
Zahlreiche Bäche der Bayerischen Alpen heißen Laine. Der Gewässername tritt vor allem im Ammergebirge, im Werdenfels und den Kocheler Bergen auf. Laine ist aber nicht einfach als Synonym für Bach zu verstehen. Vielmehr könnte Laine mit Lahne, dem bairischen Dialektwort für Lawine, verwandt sein. Gemeint wären somit Bachläufe, die Schlamm- und Gerölllawinen zu Tal befördern. Andere Deutungen führen Laine auf das mittelhochdeutsche Wort liunen für auftauen zurück. Eine Laine wäre demnach ein Schmelzwasserbach. Mehr Info
Zur Lainbachmündung am Kochelsee
Auf der anderen Seite der Zimmermoosbrücke verläuft eine langweilige Forststraße hinunter zum See. Wir begeben uns deshalb besser nicht über die Brücke, sondern wechseln einige Meter weiter an der Kehre links auf einen bezeichneten Steig. Dieser zieht sich oberhalb des Lainbachs durch den Hang und überquert dann nach ein paar Minuten ebenfalls den Bach. Von da leitet rechts ein breiter Weg zum See.
An der Lainbachmündung lädt ein netter Badeplatz mit großartigem Alpenpanorama zum Rasten ein. Ein kleines Stück südwärts entlang der Mittenwalder Straße befindet sich das Seehotel Grauer Bär3. Hinter dem Hotel legt das Passagierschiff an.
Nach Altjoch am Kesselberg
Vom Seehotel Grauer Bär muss man dann einen Kilometer neben der stark befahrenen Mittenwalder Straße wandern. Besonders das Knattern der Motorräder stört. Der Kesselberg bildet eine beliebte, wegen ihrer gefährlichen Kurven leider auch berüchtigte Motorradstrecke.
Danach geht es wie beschildert auf einer Nebenstraße beim Campingplatz Kesselberg vorbei zum Weiler Altjoch. Der Ort gab übrigens dem Jochberg seinen Namen, denn die Bauern von Altjoch trieben früher ihre Kühe auf die Jocheralm. Bei Altjoch gibt es einen Badeplatz und eine Schiffsanlegestelle. Einen Abstecher wert wäre der nahe Kesselfall4, wenn gerade genug Wasser den Bach herabkommt.
Am Walchenseekraftwerk
Technisch Interessierte sollten sich auf jeden Fall das Infozentrum im Walchenseekraftwerk5 ansehen. Mit dem großen Reliefmodell und den interaktiven Stationen veranschaulicht es gut die Funktionsweise des Speicherkraftwerks. Sehr beeindruckend ist der Blick in die Maschinenhalle und auf die Fallrohre.
Das Kraftwerk läuft seit 1924. Für die damalige Zeit war es eine herausragende technische Errungenschaft. Bei seinem Bau fanden viele Menschen Arbeit. Es gab aber auch kritische Stimmen aus der Umweltbewegung, vor allem wegen der Wasserentnahme aus der Isar und dem Rißbach. Der natürliche Wasserzufluss des Walchensees reicht nämlich für den Betrieb des Kraftwerks nicht aus. In Umweltfragen beriet der Bayerische Landesausschuß für Naturpflege. Er konnte immerhin die geplante maximale Absenkung des Walchensees um bis zu fünfzehn Meter deutlich reduzieren. Heute sind 6,5 Meter erlaubt.
Felsenweg am Seeufer
Mit dem Schlehdorfer Felsenweg6 kommt nun der schönste Abschnitt der Wanderung. Er beginnt ein paar Hundert Meter nordwestlich des Walchenseekraftwerks, dort wo der Jochbach in den See fließt und ein kleines Delta bildet.
Die Passage wurde um 1893 auf Initiative des Schlehdorfer Verschönerungsvereins durch den Fels gesprengt. Als Inspiration diente der Bau des Pionierwegs ein Jahr zuvor.
Ein Geländer sichert den Felsenweg gegen die bis zu zwanzig Meter abfallende Ufersteilwand ab. Auf halber Strecke ragt eine Felsnase mit Aussichtspunkt in den See hinaus.
Am Ende des leider viel zu kurzen Felsenwegs kann man je nach Belieben entweder gleich rechts in Seeufernähe bleiben oder geradeaus beim Felsenkeller7 vorbeiwandern. In der wohl teils natürlichen Höhlung des Felsenkellers lagerte die Klosterbrauerei Schlehdorf früher das Bier. Später entwickelte sich daraus eine beliebte Ausflugswirtschaft. Während der Bauarbeiten am Kraftwerk diente der Felsenkeller als Unterkunft und Kantine. Seit nunmehr vielen Jahrzehnten schon ist er geschlossen.
Über die Raut nach Schlehdorf
Der Weg über die Wiesen der Raut nach Schlehdorf zieht sich zuletzt noch ein wenig. Raut kommt von reuten und bedeutet gerodete Fläche.
In Schlehdorf gibt es wieder einen Badeplatz. Sehenswert ist die ehemalige Klosterkirche St. Tertulin, erbaut im 18. Jahrhundert von den damals ansässigen Augustiner-Chorherren. Die Kirche bildet eine kunstgeschichtliche Besonderheit, weil sie Elemente des Barocks mit dem Klassizismus vereint.
Der letzte Abschnitt von Schlehdorf auf dem Fußweg entlang der Straße nach Kochel macht keinen Spaß mehr. Besser, man nimmt den Bus oder noch schöner, man fährt mit dem Ausflugsboot. In Kochel sind es von der Anlegestelle knapp zwei Kilometer bis zum Bahnhof.
Zeitreise im Schusterhaus: Gegenüber des Kocheler Bahnhofs steht das 1581 erbaute Schusterhaus. Seit 2024 kann es von Mai bis September besichtigt werden. Das komplett original erhaltene Inventar ist teils mehrere Jahrhunderte alt. Die Sendung Heimatgschichtn vom München TV durfte vor der Eröffnung eine Führung durch das Gebäude machen.