Der geilste Tag - Die Filmstarts-Kritik auf FILMSTARTS.de
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    Der geilste Tag
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der geilste Tag
    Von Carsten Baumgardt

    Neben dem schon lange regierenden einheimischen Box-Office-König Til Schweiger (trotz des Flops mit „Tschiller: Off Duty“) und seinem neuesten Thronfolger Elyas M'Barek („Fack ju Göhte“) sind sie die momentanang wohl größten Zugpferde des deutschsprachigen Kinos: Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz. Wenn diese beiden nun gemeinsam in der heiteren Sterbe-Tragikomödie „Der geilste Tag“ auftreten, dann soll die doppelte Star-Power natürlich für einen Hit sorgen. Der von Fitz auch inszenierte Film (seine zweite Kinoregiearbeit nach „Jesus liebt mich“) ist als Mischung aus „Knockin‘ On Heaven’s Door“, „Das Beste kommt zum Schluss“ und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ angelegt, allerdings gelingt die Balance zwischen den unterschiedlichen Elementen nicht so recht: Der manchmal arg unbedarfte Humor gewinnt bei der vielleicht letzten Reise zweier Sterbekandidaten allzu deutlich die Oberhand über die dem Thema natürlicherweise innewohnende Melancholie. Und so gibt es, auch wenn emotionale Tiefe angestrebt wird, nur bemühte Süßlichkeit in schicken Postkartenmotiven – trotz der gewohnt engagierten Stars.

    Endstation Münchener Hospiz: Der ehrgeizige Pianist Andi (Matthias Schweighöfer) leidet an einer Lungenfibrose und hat nicht mehr lange zu leben. Sein neuer Nachbar im Sterbeheim ist eine verkrachte Existenz namens Benno (Florian David Fitz), dem ein diagnostizierter Gehirntumor den Garaus zu machen droht. Anstatt tatenlos auf Gevatter Tod zu warten, überredet der vorbestrafte Benno den Leidensgenossen Andi dazu, sich durch Kredite und Finanzierungskäufe Geld zu beschaffen, das sie aufgrund ihrer geringen Lebenserwartung niemals zurückzahlen werden. Auf ihrer Flucht aus dem Hospiz zurück ins Leben wollen sie den „geilsten Tag“ erleben und dokumentieren ihre Reise in einem Video-Blog auf YouTube. Nachdem genügend Geld zusammengekommen ist, fliegt das Duo ins kenianische Mombasa. Benno ist noch fit, abgesehen von seinen gelegentlichen Ohnmachtsanfällen, aber für Andi ist die strapaziöse Reise mehr als anstrengend. Um noch mehr zu erleben, kauft Benno ein Wohnmobil und steuert in Richtung Südafrika – wo seine Ex-Freundin Mona (Alexandra Maria Lara) gerade einen Arzt heiraten will. Mit ihr hat Benno eine gemeinsame Tochter und es ist sein größter Wunsch, das Kind kennenzulernen, wovon der pedantische Andi allerdings nichts ahnt.

    Die Idee zu „Der geilste Tag“ stammt von Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Florian David Fitz („Die Lügen der Sieger“), der Matthias Schweighöfer („Keinohrhasen“) persönlich von der Tragkraft der Geschichte überzeugte. Der sprang ins Boot, produzierte die Tragikomödie mit seiner Firma Pantaleon Films und übernahm gleich noch die zweite Hauptrolle. Für Schweighöfer ist der Job als Co-Star nach seinen vier erfolgreichen Regiearbeiten „What A Man“, „Vaterfreuden“, „Schlussmacher“ und „Der Nanny“ nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch die Chance zu einer vorsichtigen Kurskorrektur: „Der Nanny“ war zwar mit 1,7 Millionen Zuschauern in Deutschland immer noch ein Hit, aber das Murren über die immer selben Geschichten und Typen war endgültig nicht mehr zu überhören. Mit „Der geilste Tag“ bricht Schweighöfer aus diesem Trott aus und sucht sich mit der Figur des hypochondrischen Sterbekandidaten Andi eine neue Herausforderung. Florian David Fitz wiederum bedient sich mit der malerischen Postkartenoptik und den ausgiebigen gefühligen Musikcollagen durchaus beim von Til Schweiger und Schweighöfer etablierten inszenatorischen Repertoire für den deutschen Wohlfühlkinohit.

    So ist „Der geilste Tag“ unter Fitz‘ Fittichen mehr lockere Komödie als betroffen machendes Drama. Der tragikomische Erzählton, den er gemeinsam mit Regisseur Ralf Huettner bei „Vincent will meer“ noch so gut getroffen hat, weicht hier über weite Strecken einem heiteren Schwank voller Situationskomik. Der Film lebt von dem offensichtlichen Gegensatz zwischen den beiden Hauptfiguren: Der chronisch bankrotte Bruder Leichtfuß, der sein Leben nicht im Griff hat, trifft auf den depressiven Kontrollfreak, der sich nichts mehr zutraut! Fitz hat als Hallodri die dankbarere Rolle, weil er seinen hemdsärmeligen Charme voll ausspielen kann und spontaner wirken darf als Schweighöfer, der seinen Todeskandidaten (Typ Brustbeutelträger) als leichenblassen Spießer voller Spleens und Ticks spielt. Das ist zuweilen dick aufgetragen, sorgt aber für jede Menge komische Reibung. Die abgedroschene Hintergrundgeschichte über Bennos verlorene Liebe und seine ungelebte Vaterschaft wirkt dagegen grob kalkuliert und arg überzuckert – echte Gefühle haben da keine Chance. Überhaupt hat „Der geilste Tag“ seine besten Szenen, wenn Fitz und Schweighöfer Verrücktes anstellen: Dass sich die beiden Protagonisten nicht, wie in der ersten Szene des Films angedeutet, 17 Tage später gegenseitig eine Kugel ins Hirn jagen ist hier jedenfalls sehr schnell klar. Dafür lernen sie einmal mehr, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind.

    Fazit: Zwei fröhliche Sterbende in Afrika - die Chemie zwischen den erstmals zusammenspielenden Stars Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer stimmt, auch einige Witze sitzen, doch die großen Emotionen fehlen.

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