Der englische Patient (1996)

Von wegen, die W�ste biete nichts als Sand. Als Schauplatz berauschender (Film)Bilder wusste sie immer schon zu faszinieren. Der endlose Blick �ber sanfte Sandh�gel, das weiche Licht der Abendsonne - Bilder von grenzenloser Leidenschaft. Genau von dieser handelt auch "Der englische Patient", ein Film, auf den die Assoziation "Kino pur" hundertprozentig zutrifft. Ein explodierendes Flugzeug unterbricht das sagenhafte Schattenspiel �ber der afrikanischen W�ste j�h. Vorerst ist mal Schluss mit Idylle, der Krieg tobt, die W�ste bebt - und der Patient ist "geboren". Verbrannt bis zur Unkenntlichkeit, einem Monstermovie entstiegen - seine Geschichte daf�r l�ngst nicht ausgel�scht. In einem florentinischen Kloster siecht er vor sich hin, wartet nur noch auf eines: seinen Tod. Doch der l�sst sich Zeit und gibt Gelegenheit, in R�ckblenden die Geschehnisse vor dem Ungl�ck zu erhellen. Mit raffinierten �berblendungen springt Regisseur Anthony Minghella zwischen dem kl�sterlichen Kriegslazarett und dem Schauplatz W�ste hin und her und breitet die Erinnerungen einer leidenschaftlichen Liebe aus, die zerbrach, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Wie ein Puzzle f�gen sich die Bausteine zusammen, mit jedem Teil steigert sich die Tragik. Mit dem letzten Teil taucht dann auch wieder das Eingangsbild auf, jenes Flugzeug am Himmel, das sich �ber den weiten D�nen der W�ste einem schrecklichen Schicksal n�hert - mit dem Unterschied, dass diese traumhafte Bildkomposition eben ihre inhaltliche Schattenseite hat.
Das Rezept Abenteuer und Liebe funktioniert in dieser dem Roman von Michael Ondaatje zugrunde liegenden Verfilmung so gut wie selten zuvor. Was mitunter auch an den vielschichtig und nicht sofort durchschaubar angelegten Figuren liegt, allesamt dargestellt von einer Gruppe exzellenter Schauspieler. Da ist Rotkreuzschwester Hana (Juliette Binoche), die dem englischen Patienten (der eigentlich Ungar ist) regelm��ig schmerzlindernde Morphiumspritzen verabreicht. Er wird gespielt von Ralph Fiennes, dessen spr�de M�nnlichkeit zuweilen ungest�me Z�ge annimmt. Dann die Figur des Caravaggio (Willem Dafoe), der als Schl�sselfigur Gegenwart und Vergangenheit miteinander verbindet. Und schlie�lich Kristin Scott Thomas, die eigentliche Entdeckung in diesem leidenschaftlichen W�stendrama.