Dieses erstaunlich aktuelle, hier auf seine Kernbestandteile eingedampfte Werk weitet und verbessert sich der Blick und es werden Grundpfeiler für das Verständnis und damit auch der Kritik des Kapitalismus und seiner sozial zersetzenden Dynamik gesetzt. Diese findet sich später ganz woanders wieder wie bei Schumpeter für den Unternehmer als 'schöpferischem Zerstörer' oder bei der Begierde als selbstbezüglicher Antrieb bei Sedlácek oder das Konzept des Zinses und noch interessanter der 'Zinsknechtschaft' bzw. der anthropologischen Kritik der Schuldwirtschaft (David Graeber) des 'Konsumismus' als gesellschaftlicher Problemzone wie beim Kommunikationstheoretiker Nobert Bolz..
Ansonsten natürlich alles Grundwissen: Ob Historischer Materialismus, Mehrwerttheorie oder die Fetisch-Perspektive auf die Warenwelt und auch weitere Bausteine: Wenn man die politische Radikalität vergisst, mit der die Marxisten die durchaus bei Marx schon angelegten politischen Anweisungen umgesetzt haben.
Erhellend war die parallele Lektüre mit dem Kommunitischen Manifest, dass sich passagenweise erstaunlich frisch anfühlt. Wie uns überhaupt die Innovationsfreudigkeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur technisch sondern auch sozial eigentlich nur beschämen kann. Da gibt es vieles, was politisch auch ganz pragmatisch weiterzuentwickeln wäre. Gemeineigentum muss ja nicht nur auf der oberen politischen Ebene stattfinden. In Dänemark zahlt jeder Windkraftanlagenbetreiber 25% der Erlöse in die jeweilig zuständige Gemeindekasse. Das Kapital findet den Weg in die Daseins- und Qualitätssicherung kommunaler Infrastruktur. Nur so ein Beispiel neben der Bürger-Stiftung, der europäisch reformierten Genossenschaft etc. - Das sind die interessanteren Anwendungen als die historischen. Allerdings ist es wohl auch eine Illusion zu glauben, dass Reformen ohne das Stellen der Machtfrage funktionieren. Marx gibt da wichtige Impulse und liefert Bausteine für ein grundlegendes Verständnis der Wirtschaft. - Nicht mehr aber auch nicht weniger.
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