Der Rote Baron Manfred von Richthofen: Umstrittener Held der Lüfte - FOCUS online
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Der Rote Baron Manfred von Richthofen: Umstrittener Held der Lüfte
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Manfred von Richthofen
dpa Nicht immer heldenhaft: Manfred von Richthofen

Lange galt Manfred von Richthofen als heldenhafter Kampfflieger, der einen sauberen Krieg führte. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

„Die Leiche wies nur einen einzigen Schuß auf. Es war ein Schuß ins Herz“, meldete der Amsterdamer Berichterstatter der Nachrichtenagentur Reuters im April 1918. Der, dessen Herz durchschossen wurde, war der erfolgreichste deutsche Kampfflieger des Ersten Weltkriegs, der gerade einmal 25 Jahre junge Manfred von Richthofen. Der, den die Oberste Heeresleitung zum sauberen, ritterlichen Krieger, zum Vorbild stilisiert hatte – zum Helden in einem gar nicht ritterlichen, erbitterten Kampf an den Fronten. Es ist zugleich jener Held, der noch heute, in diesen Tagen in Gestalt Matthias Schweighöfers als „Roter Baron“ auf der Kinoleinwand, zu posthumen Ehren fliegt – ein wenig zu heldenhaft, zu unreflektiert.

Der Rote Baron war eigentlich gar kein Baron, er war Freiherr und Nachfahre des berühmten preußischen Feldmarschalls Leopold von Anhalt-Dessau. Zum „Baron“ wurde er erst nach seinem Tod, aufgrund eines Übersetzungsfehlers. Für die Gegner war er ohnehin der „Rote Teufel“, auf dessen Leben die Briten das „Victoria-Cross“, die höchste militärische Auszeichnung, und 5000 Pfund auslobten.



80 Luftkämpfe konnte von Richthofen in seinen meist rötlich angemalten Dreideckern, seinem Markenzeichen, für sich entscheiden, durch Abschüsse und geschickte Flugmanöver. 33 seiner Gegner fanden den Tod, das Schicksal von 16 weiteren Piloten liegt im Ungewissen. Und dennoch wurde Manfred von Richthofen zum Symbol des edlen Siegers, der den Gegner lieber schone statt ihm den Todesstoß zu versetzen, ganz so wie es das ritterlich-höfische Ethos verlangte – ein Ethos aus archaischer Zeit, das in den neuen, technisierten Kriegen so gar keinen Platz jenseits des Mythos hatte. Er wurde „zu einem Idol, ja, einer Erlösergestalt für die demoralisierte Truppe in den verschlammten Grabensystemen und in der hungernden Heimat“, bilanziert der Historiker Joachim Castan, der im vergangenen Jahr eine Biografie verfasste, die erstmals mit jenem verklärten Bild Manfred von Richthofens aufräumte.

Ich schieße immer den Führer ab“

Ganz anders der übliche Blick zurück auf einen der wenigen deutschen Kriegshelden: „Die Taktik von Richthofens ist nicht zuletzt geprägt von seiner Auffassung der soldatischen Ehre. Grundlage war der Respekt auch gegenüber dem Feind. Dieser Respekt verbot es, sinnlos Menschenleben zu zerstören. Wenn möglich, landete man neben dem abgeschossenen Gegner und nahm ihn persönlich gefangen“, befand noch 1990 der damalige Nato-Generalsekretär Manfred Wörner über von Richthofen.


Bewertungen wie jene stehen in scharfem Kontrast zu dessen eigenen Bekenntnissen. „Ich schieße nie in die Maschine, schieße immer gleich den Führer ab“, notierte der Rote Baron in seiner Autobiografie. Von „Menschenjagd“ ist dort die Rede, die es in disziplinierter Übung zu perfektionieren gelte, aber auch von der inneren Motivation des Helden: „Nicht das Fliegen, sondern der Luftkampf ist mir zum Lebensbedürfnis geworden.“
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