ZDF zeigt am Montag „Der Polizist, der Mord und das Kind“ Ein Film über Carlos Benede
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ZDF-Film: Wie ein Dachauer für einen traumatisierten Buben zum Held wurde

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Ein Blick ins Familienalbum: Carlos Benede (r.) adoptierte Alex, als dieser elf Jahre alt und schwer traumatisiert war. Benede wurde Alex zum Vater. 
Ein Blick ins Familienalbum: Carlos Benede (r.) adoptierte Alex, als dieser elf Jahre alt und schwer traumatisiert war. Benede wurde Alex zum Vater. © hab

Das ZDF zeigte am Montagabend den Film „Der Polizist, der Mord und das Kind“. Darin geht es um das Leben des Dachauer Polizisten Carlos Benede, der einen traumatisierten Buben bei sich aufnahm.

Dachau – Ein Elfjähriger muss mit ansehen, wie der eigene Vater die Mutter ermordet. Doch dann kommt ein Polizist, nimmt sich des Buben an und adoptiert ihn. Am Ende sind die beiden eine Familie. Eine dramatische Kindheit findet ein Happy End.

Was nach dick aufgetragenem Hollywood-Kitsch klingt, ist Realität. Die Zuschauer heute Abend werden zur besten Sendezeit erfahren müssen: Das Leben schreibt manchmal die traurigsten, aber gleichzeitig die besten Geschichten.

Der Opferschutzkommissar Carlos Benede nahm tatsächlich den elfjährigen Alex bei sich auf, der Augenzeuge der Ermordung der eigenen Mutter geworden war. Benede wurde Alex zum Vater, stand mit ihm eine schwierige Pubertät durch und erzog diesen traumatisierten Jungen zu einem verantwortungsbewussten, vernünftigen, zielstrebigen und mitfühlenden Erwachsenen.

Neben Alex adoptierte Benede aber auch noch einen zweiten Buben: einen Vierjährigen, der dabei war, als der Vater die Mutter anzündete. Im Gegensatz zu Alex, der nach Abschluss seines Studiums der Sportwissenschaften mittlerweile in eine eigene Wohnung gezogen ist, lebt der Kleine noch bei seinem Adoptivvater. „Er geht zur Schule, es geht ihm gut“, sagt Benede, der ansonsten das Privatleben seiner Kinder, so gut wie es eben geht, zu schützen versucht.

Während sich der ZDF-Film auf die Beziehung zwischen Benede und Alex konzentriert, findet der Einsatz des Polizisten für benachteiligte Jugendliche noch eine Fortsetzung. Im Jahr 2012 hing Benede seinen Polizisten-Job an den Nagel und gründete seinen Verein „Weitblick Jugendhilfe“. Im ehemaligen Hotel Aurora in Dachau-Ost eröffnete er ein Jugendheim, in dem heute 20 Jugendliche leben.

2014 musste sich der Sohn einer spanischen Gastarbeiterin und eines unbekannten Vaters seine bewegte Vergangenheit von der Seele schreiben, „Meine Jungs, mein Leben, unser Weg“ heißt Benedes Autobiografie, die das ZDF nun verfilmt hat. „Der Film ist sehr realistisch, toll umgesetzt, hat keine Schnörkel, genau so, wie’s passiert ist“, sagt Benede zum Film. Er und Alex seien eng in die Produktion eingebunden gewesen. Ohnehin habe er dem Film nur sein Okay gegeben, „weil Alex zugestimmt hat. Ohne Alex hätte ich nicht mitgemacht“, betont der 54-Jährige. Drehbuchautorin Dorothee Schön habe dabei viel Rücksicht genommen, beispielsweise werde die Tötung selbst – auf expliziten Wunsch seines Adoptivsohns – nicht im Film gezeigt. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, so Benede, sei es wohl der Titel: „Der Polizist, der Mord und das Kind“ klinge tatsächlich etwas langweilig, „aber das war wohl der Wunsch des ZDF“.

Benede und seine Jungs sahen den Streifen bereits im Juli beim Münchner Filmfest. Klar, natürlich sei es schmeichelhaft, wenn das eigene Leben verfilmt werde. Doch Benede hofft, dass der 90-Minüter weitere Kreise zieht: dass nämlich auch alle anderen Pflegeeltern endlich die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. „Es gibt viele Carlos“, ist er überzeugt.

Die Krönung seines Schaffens will Benede im Film ohnehin nicht sehen. Dafür hat er noch zu viel vor. Mit seinem älteren Sohn arbeitet er derzeit an einem neuen Projekt: einem Sportcampus für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Alex hat „am Konzept toll mitgearbeitet“, lobt der Adoptivvater, Ende 2019 will er das erste dieser Heime einweihen. Die Franziskanerinnen von Kalzhofen, in deren Kinderheim er selbst aufgewachsen war, stellen ihm dafür ihr Grundstück zur Verfügung. „Da schließt sich für mich der Kreis“, sagt er zufrieden.

Jetzt will er aber erst mal Weihnachten feiern, mit seinen beiden Jungs. Denn auch wenn Alex nicht mehr daheim wohnt: „Weihnachten verbringen wir zusammen, nur wir, unsere Familie.“

Der ZDF-Film

„Der Polizist, der Mord und das Kind“ lief am Montag um 20.15 Uhr. Sie finden ihn hier in der ZDF-Mediathek. Mehr über Carlos Benedes Arbeit erfährt man online unter www.weitblick-jugendhilfe.de.

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