Die Protagonisten in „Der Letzte macht das Licht aus!“ sind auf dem sozialen Abstellgleis angekommen. Da gibt es nur noch eins: Norwegen. Und so dr�cken gestandene Handwerker noch mal die Schulbank und lernen norwegisch. Wenigstens ist die Lehrerin jung und h�bsch. Aber Clemens Sch�nborn macht sich nicht lustig �ber seine Figuren, und eigentlich sind auch die Situationen nicht komisch, nur das Verhalten der liebenswerten Loser oft unangemessen. Lakonisch erz�hlt, zur�ckhaltend gespielt – eine realit�tsnahe, melancholische Kom�die!
„Liebenswerte Loser“ werden Figuren wie jene aus diesem „Kleinen Fernsehspiel“ von Clemens Sch�nborn gern genannt: Sie sind irgendwie sympathisch, aber zu etwas bringen werden sie es nie. Normalerweise finden sie dann doch ihr kleines St�ck vom Gl�ck, und ohnehin ist bei n�herem Hinsehen alles gar nicht so schlimm. Bei Sch�nborn schon: Wer hier bei Hartz IV gelandet ist, sieht auch so aus. Und weil seine Berliner Antihelden wissen, dass sie in dieser Gesellschaft auf dem Abstellgleis angekommen sind, sehen sie nur noch einen Ausweg aus ihrem eint�nigen Dasein: Norwegen; da sind Fachkr�fte Mangelware. Schon allein das ist komisch: Gestandene Handwerker dr�cken noch mal die Schulbank und lernen norwegisch. Wenigstens ist die Lehrerin jung und h�bsch.
Foto: ZDF / Jochen RoederLebensmut sieht anders aus. "Der Letzte macht das Licht aus". Tarrach, Irrek, Koch
Aber Sch�nborn macht sich nicht lustig �ber seine Figuren, und eigentlich sind auch die Situationen nicht komisch. Der Witz entsteht eher dadurch, dass ihr Verhalten der Lage nicht immer angepasst ist: weil beispielsweise Silvio (Mario Irrek) im Imbiss beim Arbeitsamt immer noch Runden schmei�t, obwohl er l�ngst pleite ist; oder weil Micha (Wolfram Koch) sich in seiner Gutm�tigkeit von Imbissbedienung Ella (Jenny Schily) ausnutzen l�sst und einfach nicht kapiert, dass sie es nicht auf seine ohnehin kaputte Waschmaschine, sondern auf ihn selbst abgesehen hat. Traurigste Gestalt in diesem Ensemble ist Norbert (J�rgen Tarrach), der einen eigenen Betrieb hatte, aber pleite machte, weil seine Kunden nicht bezahlt haben. Nun f�hlt er sich unter den anderen Arbeitslosen deplatziert, und dass er aus seinem H�uschen raus muss, will auch nicht in seinen Kopf. Immerhin, das Unternehmen Norwegen geht er mit Feuereifer an, zumal Frau und Sohn mitkommen werden. Entsprechend perplex schaut er drein, als sich die Gattin als Nachmieterin just jener Wohnung entpuppt, die er gerade mit seinen neuen Kumpels renoviert; nach Norwegen muss er wohl allein.
Die drei Hauptdarsteller und ihr zur�ckhaltendes Spiel passen perfekt zu Sch�nborns lakonischer Inszenierung. „Der Letzte macht das Licht aus!“ ist eine melancholische Kom�die, die davon lebt, dass hier echte Menschen agieren; die Imbissszenen zum Beispiel erinnern in ihrer sanften Absurdit�t an die Darbietungen Olli Dittrichs als „Dittsche“. Viele Szenen wirken improvisiert, was die Realit�tsn�he verst�rkt. So mancher Nebendarsteller kann allerdings nicht verhehlen, dass er nie eine Ausbildung als Schauspieler genossen hat.
Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker f�r Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelm��iges Mitglied der Jury f�r den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.