Der Fall „8 Passengers“: Kindesmissbrauch vor laufender Kamera | ZEITjUNG

Der Fall „8 Passengers“: Kindesmissbrauch vor laufender Kamera

Am 30. August 2023 kam es in Utah zur Verhaftung der ehemaligen YouTuberin Ruby Franke und ihrer Business-Partnerin Jodi Hildebrandt. Es standen Vorwürfe des Kindesmissbrauchs 2. Grades im Raum. Ein Großteil der Beweise wurde sogar auf Videos festgehalten.

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte der Autorin enthält.

Der trügende Schein einer gewöhnlichen Familie

Der Weg zur Festnahme der beiden Frauen war lang und umfasste unzählige Ereignisse und Aspekte, die letztlich zum jetzigen Ausgangspunkt geführt haben. Alles fing mit dem ersten Video an, welches 2015 auf dem YouTube-Kanal „8 Passengers“ hochgeladen wurde und eine Gender-Reveal-Party zeigte. Denn hinter jenem Kanal stand die Familie der Frankes, bestehend aus den Eltern Ruby und Kevin Franke sowie ihren Kindern Shari, Chad, Abby, Julie und Russel, die damals die baldige Geburt der jüngsten Tochter Eve feierten. Seitdem nahm meistens Ruby, die sich als Hausfrau überwiegend um die Kinder kümmerte, die Kamera mit in den Alltag der Frankes. Im Laufe der Zeit erlangte der Familien-Channel immer mehr Aufmerksamkeit und erfreute sich großer Beliebtheit. Dies ließ sich später auch an den insgesamt 2,7 Millionen Abonnent*innen ablesen – doch die Familie fiel nicht nur positiv auf.

Die Videos behandelten teilweise sehr intime Themen wie die erste Periode oder die erste Rasur ihrer heranwachsenden Kinder. Kritische Stimmen wiesen daraufhin auf den Mangel an Privatsphäre wegen des ständigen Filmens hin. Noch mehr polarisierten die 8 Passengers allerdings aufgrund der harten „Erziehungsmethoden“, die die Eltern in den Aufnahmen präsentierten. Der teils unmenschliche Umgang mit ihren Kindern wurde ihnen an besagtem Augusttag schlussendlich zum Verhängnis.

Aus Alberei wird Albtraum

Dass bei den 8 Passengers gestörte Familienverhältnisse vorlagen, konnte man anhand zahlreicher Szenen erkennen. Beispielhaft ist eine Aufnahme, in der Ruby mit ihrem Teenager-Sohn Chad über eine Situation spricht, in der er seinem jüngeren Bruder Russel einen Streich gespielt hat. Chad ließ ihn glauben, dass die Familie einen Trip ins Disney Land geplant habe. Die Begeisterung wurde Russel allerdings schnell genommen, nachdem Chad seine Lüge einen Moment später aufgelöst hatte.

Die scheinbar harmlose Witzelei zwischen zwei Brüdern zog für den Teenager langwierige Folgen nach sich. Seine Mutter Ruby entzog ihm nämlich nicht nur sein Bett, sondern auch sein gesamtes Zimmer. Chad musste folglich auf einem Sitzsack im Wohnzimmer des Hauses schlafen – und das sieben Monate lang. Aus der Unterhaltung ergab sich auch, dass dem Jugendlichen gegenüber nie klar kommuniziert wurde, was genau der Grund für seine Bestrafung war.