Der Boandlkramer und die ewige Liebe (2019)

Die Premiere seines letzten Films erlebte Joseph Vilsmaier nicht mehr. Der 1939 in M�nchen geborene Kameramann und Regisseur starb im Februar 2020 mit 81 Jahren. Die Corona-Pandemie machte dann auch dem urspr�nglich f�rs Jahresende 2020 geplanten Kinostart einen Strich durch die Rechnung, weshalb Vilsmaiers Verm�chtnis jetzt exklusiv beim Streaminganbieter Amazon Prime Video zu sehen sein wird. Darin bekommt es das Publikum mit einem alten Bekannten zu tun: dem Boan(d)lkramer.

Schon einmal spielte dieser Knochenkr�mer bei Vilsmaier eine Rolle, als der Filmemacher 2008 Franz von Kobells "Gschicht vom Brandner Kasper" (1871) mit Franz Xaver Kroetz in der Titelrolle auf die Leinwand brachte. An Kroetz' Seite �berraschte Michael "Bully" Herbig, der die bayerische Variante des Todes perfekt verk�rperte: abgerissen, altklug, schelmisch, dabei aber auch immer ziemlich naiv, ein Knochenkr�mer eben. In seinem zweiten Auftritt als Boandlkramer, der keine offizielle Fortsetzung ist, aber vielfach auf den ersten Film anspielt, hat Herbig nun die Gelegenheit, sein Talent in der Hauptrolle unter Beweis zu stellen.

Herbig, bekannterma�en selbst Regisseur und nach seinen kom�diantischen Anf�ngen ("Der Schuh des Manitu", "(T)Raumschiff Surprise" u. a.) inzwischen auch ernster unterwegs ("Ballon"), hat sich die Rolle des Boandlkramer auf den Leib geschrieben. Stammte das Drehbuch des ersten Films noch aus der Feder Klaus Richters, hat Herbig den weiteren Werdegang des Boandlkramers nun gemeinsam mit Ulrich Limmer und Regie-Kollege Marcus H. Rosenm�ller geschrieben und damit eine gute Mischung gefunden. Limmer zeichnete als Produzent und Co-Autor f�r Erfolgskom�dien wie "Schtonk" (1992) und Kinderfilme wie "Das Sams" (2001) verantwortlich. Rosenm�ller wiederum bewies bereits mit seinem Deb�tfilm "Wer fr�her stirbt, ist l�nger tot" (2006), dass der Heimatfilm wieder salonf�hig ist, wenn man ihn wie Rosenm�ller augenzwinkernd neu erfindet.

Herausgekommen ist eine Handlung, die ausgewogen zwischen komischen und traurigen Momenten pendelt. Eine Liebesgeschichte mit viel bayerischer Folklore, die ernste Themen anpackt, sich selbst aber nicht zu ernst nimmt – und damit perfekt in Joseph Vilsmaiers Vita passt. Der hatte schon immer einen Hang zu historischen und h�ufig heimatbezogenen Stoffen, zum Ende seiner Karriere hin allerdings die verkitschte Nostalgie gegen eine neue Leichtigkeit eingetauscht.

Vilsmaier, der lange Musik studierte, zum Film wechselte und erst sp�t sein Regiedeb�t gab, war ein Heimatfilmer, was bei der Kritik selten gut ankam. Als Kameramann war er zudem auf eine brillante Optik seiner Filme bedacht, die einen Hauch von Hollywood ins deutsche Kino brachten. Darauf setzt er bis zuletzt. Auch "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" sieht hervorragend aus, lebt in erster Linie aber von seinem toll zusammengestellten Ensemble. Herbig und Hannah Herzsprung erg�nzen sich vor der Kamera ebenso wunderbar wie Herbig und Sebastian Bezzel. Hape Kerkeling gibt in einer Nebenrolle den Teufel als sardonische Tucke, und Rick Kavanian bringt in einem Gastauftritt sein Sprachtalent kom�diantisch gewinnbringend ein.

In Erinnerung bleiben wird Vilsmaier jedoch f�r andere Werke: f�r den Kriegsfilm "Stalingrad" (1993) und das Musikdrama "Comedian Harmonists" (1997), vor allem aber f�r die Heimatfilme "Herbstmilch" (1989) und "Rama Dama" (1991). Diese Filme waren runder, in sich stimmiger. Sein letzter Film will mitunter zu viel, f�gt hier noch eine Slaptstickeinlage ein und dort noch eine h�llische Musical-Nummer, wodurch die Haupthandlung ein wenig aus dem Blick ger�t. Alles in allem ist das Wiedersehen mit diesem etwas anderen Sensenmann aber ein am�santer Spa�. Gelungene Unterhaltung f�r Gro� und Klein. Eine beschwingte Kom�die �ber das Leben, die Liebe und den unausweichlichen Tod, dem auch Joseph Vilsmaier nicht entgehen konnte.

Fazit: Dieser Film ist wie sein Macher Joseph Vilsmaier: hemds�rmelig und sympathisch. Eine unterhaltsame Kom�die �ber das Leben, die Liebe und den Tod mit viel Humor, Herz und einem tollen Ensemble."Der Boandlkramer und die ewige Liebe" ist zwar nicht Vilsmaiers bestes Werk, aber ein w�rdiger Abschluss einer au�ergew�hnlichen Karriere.