Review Transit – Decent Man On A Desperate Moon

Transit – wenn man ein weing szenekundig ist, fällt einem flott auf, dass es sich hierbei um niemand geringeres als Jan Kenneth Transeth handeln muss, der fast eine ganze Dekade als Frontmann der norwegischen Ausnahmeband In The Woods… aktiv war. Nachdem schon diverse andere ehemalige Mitglieder ihre musikalische Karriere in den unterschiedlichsten Bands fortgesetzt haben (u.a. Schlagzeuger Anders Kobro bei Carpathian Forest), ist es nun also auch für Jan Kenneth an der Zeit, die Leere nach In The Woods… wieder etwas aufzufüllen.

Ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich vor dem ersten Hördurchgang skeptisch bis ängstlich war. Zum einen deshalb, weil ich mir nicht sicher bin, das neue Werk „Decent Man On A Desperate Moon“ gänzlich frei von Jan Kenneths früherer Band einordnen zu können und zweitens deshalb – und da geht es ja auch schon los – ob es mit „normaler“ „Rockmusik“ überhaupt möglich ist, die von allen so geliebte Tiefe von In The Woods… zu erreichen. Diese bange Frage schieben wir an dieser Stelle aber erst mal bei Seite und schauen, was der Herr in den Jahren 2004 bis 2006 so alles gezaubert hat. Gleich beim Opener – und beileibe nicht nur da – erkennt man, dass TRANSIT zu allem bereit sind, nur nicht, sich selbst zu limitieren. Es wird mit allen Konventionen von Metalmusik gebrochen, ganz selten einmal wird die Geschwindigkeit ganz leicht angehoben, „Härte“ im herkömmlichen Sinne fehlt fast komplett, der Gesang bleibt fast immer in einem ganz beschaulichen Rahmen…und dennoch gefällt die Musik (auch wenn man kurz zuvor vielleicht Emperor oder Immortal gehört hat). Nun mag man leichtfertig einwerfen, dass sich Qualität eben immer durchsetzt, aber das ist an dieser Stelle einfach nur richtig; man muss nicht mal sonderlich offen sein, um „Decent Man On A Desperate Moon“ zu mögen, aber wenn man es ist, dann wird man diese CD lieben.

Das Info verkündet nicht ohne Stolz, dass TRANSIT mit „Bleed On Me“ ein waschechter Hit gelungen ist. Nun, ich denke, dass der Song sehr cool ist, aber meiner Meinung an das Highlight der Platte, den „Miller Song“, nicht heran reicht. An dieser Stelle gebietet es sich vielleicht, noch einmal auf den Begriff „Tiefe in der Musik“ einzugehen, denn hier ist er wieder, jener Raum, der sich unsichtbar unter der Musik versteckt, beinahe wie eine Falltür im Stroh, aber man lässt sich so gerne hineinfallen. Warum und weich, wie eine liebevolle Umarmung, schmiegen sich die Klänge um den Hörer, scheinen im einen Moment gar nicht mehr los lassen zu wollen, wirken dabei aber gar nicht aufdringlich, und geben einen im nächsten Augenblick wieder ganz frei. Hiervon hätte ich zu gerne noch zwei oder drei Nummern mehr gehabt, doch bleibt es der einzige etwas größere Kritikpunkt an einer Platte, deren zweites Manko die knappe Spielzeit ist. Auf der anderen Seite argumentiert man aber immer wieder gerne, dass man lieber 35 Minuten voller Qualität als 70 Minuten Langeweile präsentiert bekommt. Und so soll es hier eben auch sein, der einigermaßen aufgeschlossene Metalfan wird hier ebenso seine Freude haben, wie Anhänger von Nick Cave And The Bad Seeds oder Depeche Mode. Anchecken lohnt auf jeden Fall, man sollte sich aber gewiss sein, dass das frühere Wirken Jan Kenneths nur sehr verborgen an einigen Stellen wieder aufblitzt, unterm Strich ist es eine nüchterne, unaffektierte Platte, die zwischen „intimen Stücken, eingängigen Rockern und experimentellen Nummern“ hin und her pendelt und sicher so schnell nicht langweilig wird.

Publiziert am von Jan Müller

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