Ein Ehemann tr�gt eine schwere Schuld, mit der er seine Liebsten belastet. Jemand scheint sein Geheimnis zu kennen – und bedroht ihn. „Davon willst du nichts wissen“ erz�hlt von der Br�chigkeit des kleinen Gl�cks einer wohl situierten Kleinfamilie – und der Film zeigt, wie weit ein Mann und eine Frau zu gehen bereit sind, um ihren sozialen Status Quo zu behaupten. Dichter, handwerklich reifer Deb�tfilm, der auf jegliches Krimibeiwerk verzichtet und so den Blick f�r die pschologischen und sozialen Dimensionen der Geschichte sch�rft.
Foto: ZDF / Heike UlrichDie Situation zu Hause wird immer angespannter... Lust, Beyer, von Kessel
Das Gl�ck einer Kleinfamilie steht auf dem Spiel. Bei einem n�chtlichen Zwischenfall lassen zwei Herumtreiber die Handtasche von Ehefrau Karen mitgehen. Ihr Mann Jan kann nichts tun, muss sich sogar noch beschimpfen lassen. Durch einen Zufall st��t er noch in derselben Nacht auf einen der jungen M�nner. Er verfolgt ihn – und muss mit ansehen, wie dieser auf der Flucht von einem Zug �berrollt wird. Jan, der als Arzt in einer Klinik arbeitet, versucht, sich so gut wie nichts anmerken zu lassen. Nicht leicht bei einer Frau, der nichts entgeht. Dass sie schwanger ist, macht alles noch komplizierter. Jan plagen Alptr�ume. Bald kommt eine reale Bedrohung hinzu: Jan empf�ngt Videos – ein rasender Zug, das Haus der Familie, ihr Sohn vor der Schule. Und noch immer versucht Jan, alles mit sich selbst auszumachen.
Foto: ZDF / Heike UlrichSo f�ngt alles an. „Bist du was Besseres?“ Andreas Lust, von Kessel, Frolov, Filatov
„Davon willst du nichts wissen“ erz�hlt von der Br�chigkeit des kleinen Gl�cks einer wohl situierten Kleinfamilie – und der Film zeigt, wie weit ein Mann und eine Frau zu gehen bereit sind, um ihren sozialen Status Quo zu behaupten. Deb�tant Tim Trachte verzichtet auf jegliches Krimi-Beiwerk, bleibt ganz im Spannungsfeld der Familie. Dadurch wird der Blick gesch�rft f�r den psychologischen Subtext der Geschichte. Der Ehe-Alltag wird zu einem Spie�rutenlauf. Die Familie ist bedroht, der Vater will den m�nnlichen Besch�tzerpart spielen – doch es gelingt ihm nicht. Nach einem der seltenen intimen Momente zwischen dem Paar gesteht der Mann der Frau seine Schuld. „Ich wollte dich nicht beunruhigen“, sagt er kleinlaut. Die Frau will davon auch nicht behelligt werden. Sie will nur, dass alles so ist, wie es war, und sie fordert: „Ich will, dass du daf�r sorgst, dass wir wieder sicher sind.“
Trailer. Andreas Lust & Sophie von Kessel in "Davon willst du nichts wissen"
In dieser Familie gibt es kein „zusammen“. Jeder werkelt vor sich hin und trifft einsame Entscheidungen – aus dem Affekt heraus. Auch so lassen sich Bedrohungen aus der Welt schaffen, doch die Ehe wird so zum Ort der Schuld. Bei Tim Trachte gibt es nicht den (amerikanischen) Helden, der das kleine Familiengl�ck am Ende wieder herstellt. Und wie gro� ist �berhaupt die Bedrohung? Die beiden jungen M�nner fragen wohlweislich erst einmal nur nach einer Zigarette, bevor die Situation in der dramatischen Eingangssequenz eskaliert („Bist du was Besseres?... Du Versager!“). Beide sind offenbar Russen, die am Tag ganz normal ihrer Arbeit nachgehen. Auch das russische Kinderm�dchen passt da gut ins Bild.
Foto: ZDF / Heike UlrichEine Waffe ohne Waffenschein? Die kann ruhig etwas teurer sein! Andreas Lust
In der Geschichte spiegelt sich etwas vom Herren-und-Diener-Muster zwischen West- und Osteurop�ern. „Davon willst du nichts wissen“ leuchtet dabei die Seelenlage einer deutschen Mittelstandsfamilie aus, deren besondere „Qualit�t“ es ist, alle m�glichen Formen der Angst kultiviert zu haben. Und so muss man sich fragen: Wo h�rt die Projektion auf, wo f�ngt die wirkliche Bedrohung an? Alles nur Paranoia einer hysterischen Wohlstandsgesellschaft, die um ihre Besitzst�nde f�rchtet? Dass der Film �ber all diese Fragen hinaus trotz Arthaus-Anmutung zunehmend an klassischer Spannung gewinnt, dass er handwerklich (Kamera, Schnitt, Musik, Ton, Sounddesign etc.) vorz�glich gemacht ist, dass neben den immer �berzeugenden Sophie von Kessel und Alina Levshin mit Andreas Lust keines der �blichen Fernsehgesichter die m�nnliche Hauptrolle spielt – all das macht „Davon willst du nichts wissen“ zu einem au�erordentlich gelungenen Deb�tfilm. (Text-Stand: 5.5.2012)
Foto: ZDF / Heike UlrichMilla (Alina Levshin) ist nicht einverstanden mit den deutschen Umgangsformen...
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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