Das Haus in der Via Roma

Redaktionskritik

Ein stimmungsvolles Sittengemälde, angesiedelt im Flo renz um die Jahrhundertwende, wo ein junger Mann vom Lande (Belmondo) die schöne Prostituierte Bianca (Cardinale) kennen lernt, die in einem geschlossenen Haus arbeitet. Er verliebt sich in sie und verpulvert mit seinen zahlreichen Besuchen bei ihr sein ge samtes Erbe – immer in der Hoffnung, sie eines Tages mitnehmen zu können. Schließlich akzeptiert er sogar den Job als »Aufseher« des Etablissements, um ihr nahe sein zu können. Bianca jedoch denkt nicht daran, ihren Arbeitsplatz zu verlassen. Das Haus in d er Via Roma galt zu seiner Entstehungszeit als gewagt, spielt sich doch über die Hälfte der Handlung im Innern des Bordells ab. Bolognini sparte nicht mit realistischen Details aus dem Prostituiertenleben, und auch die Tatsache, dass das älteste Gewerbe de r Welt nicht ausdrücklich als unmoralisch verurteilt wird, rief einige Entrüstung hervor. Aus heutiger Sicht ist der Film vor allem durch die beiden Hauptdarsteller interessant, die noch in den Startlöchern zur großen Karriere steckten. Beide waren ein Jah r später in Philippe de Brocas wunderschönem Mantel- und Degenfilm CARTOUCHE DER BANDIT noch einmal zusammen zu sehen. Bolognini und Cardinale setzten ihre Zusammenarbeit in HÖRIG fort.