Das Haus der Lady Alquist | Moviejunkies
Filmplakat Das Haus der Lady Alquist

7,5/10

"Da ich doch nur als Geist im Gehirn ihrer Frau vorhanden bin, ist das wohl kaum denkbar." — Das Haus der Lady Alquist, 1944

Das Haus der Lady Alquist

Besprechung

Paula Alquist (Ingrid Bergman) war anwesend, als vor zehn Jahren ihre Tante Alice, eine große Sängerin, im gemeinsamen Haus am Thornton Square umgebracht wurde. Die letzten Jahre hat sie deshalb nicht im nebligen London, sondern in Italien verbracht, wo sie eine Gesangslehre ausübte. Bei den Gesangstunden hat sie sich in den Pianisten Gregory Anton (Charles Boyer) verliebt. Der will Paula heiraten. Er träumt davon, in London in einem schönen Haus an einem Platz zu wohnen. Auch wenn es Paula widerstrebt, ziehen die beiden Frischvermählten in Paulas altes Haus ein.

Als Paula einen Brief an ihre verstobene Tante findet, reagiert Gregory sehr verärgert und aggressiv. Paula kann sich nicht vorstellen wieso. Paula verlässt das Haus kaum. Gregory sorgt sich um seine Frau, schottet sie von der Außenwelt ab. Als bei einem gemeinsamen Besuch der Kronjuwelen Paula ein unbekannter Mann (Joseph Cotten) zuwinkt, weiß sie nicht, wer das ist und Gregory wird misstrauisch.

Der Mann arbeitet beim Scotland Yard, sein Name ist Brian Cameron. Brian war als kleiner Junge ein großer Verehrer von Alice, mit der Paula eine große Ähnlichkeit hat. Brian interessiert sich für den Fall der Lady Alquist. Zwar sagt ihm sein Chef, er solle die Finger davon lassen, da der Fall abgeschlossen sei. Brian hat aber so ein Gefühl, dass irgendwas nicht mit der jungen Alquist zu stimmen scheint. Derweil verschlechtert sich der Zustand von Paula, die immer wieder Dinge verliert oder vergisst.

Meinung von

Das Haus der Lady Alquist basiert auf einem Theaterstück von Patrick Hamilton. Im Original heißt der Streifen Gaslight und "gaslighting" wurde davon abgeleitet. Das ist das Hauptthema des Films. Heute würde man dazu "psychologischer Missbrauch" sagen. Gregory macht nämlich genau das. Er hat eine dunkle Agenda und die setzt er um, indem er Paula langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Alles, was Gregory macht, ist genauestens berechnet. Er schenkt Paula eine Brosche, entwendet sie aber auch gleich wieder. Paula muss denken, sie habe die Brosche verloren. Das ist das erste Vorkommen. Wir merken schnell, dass Gregory seine Frau unter absoluter Kontrolle hat.

Er geht sogar soweit, dass er das neue Zimmermädchen Nancy (Angela Lansbury) dazu anstiftet, gegen ihre neue Herrin zu sein. Nancy wird nicht angehalten aktiv gegen Paula vorzugehen, aber Gregory weiß die junge Haushälterin zu manipulieren. Gregory manipuliert alle um sich herum. Die Lansbury gab in Das Haus der Lady Alquist ihr Filmdebüt. Sie hatte keinerlei Ausbildung, aber Regisseur George Cukor schwärmte von ihrem "natürlichen Talent".

Ingrid Bergman besuchte vor Drehbeginn eine Nervenheilanstalt, um eine Frau zu studieren, die einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Diese Erfahrungen hat sie dann in ihre Darstellung einfließen lassen. Die Bergman spielt eine zarte, zerbrechliche Frau, die unter einer unsichtbaren Fuchtel ihres Mannes steht. Der setzt alles daran, dass sie selber glaubt, sie sei verrückt. Man sieht das Leid der Paula. Für ihre Darstellung erhielt Ingrid Bergman ihren ersten von drei Oscars in ihrer Karriere. Mit diesem Oscar stach sie seinerzeit unter anderem Barbara Stanwyck aus, die für ihre Darstellung in Frau ohne Gewissen ebenfalls nominiert war.

Der Schwarzweiß-Film ist bedrückend. Schnell wird klar, dass Gregory ein mieses Spiel spielt. Es gibt Momente, da schleppt sich Paula von Gregory fort – und wenn sie nur seinen Blick sehen könnte, wüsste sie, dass er eine dunkle Seele hat. Das Spiel von Charles Boyer brachte dem in Frankreich geborenem Schauspieler ebenfalls eine Oscar-Nominierung ein. Oh, der Blick von Boyer ist echt finster und gemein.

Erst gen Ende nimmt der Film richtig Fahrt auf. Davor ist es ein leises Spiel um eine Frau, die systematisch fertig gemacht wird.