Sophia Thomalla über ihren Film „Da muss Mann durch“ - WELT
WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Panorama
  3. Sophia Thomalla über ihren Film „Da muss Mann durch“

Panorama Sophia Thomalla

„Wotan, Du musst mir auf die Brüste starren!“

Redakteurin Nachrichten & Gesellschaft
Sophia Thomalla ist 25, steht aber schon zehn Jahre vor der Kamera. Ein Gespräch über das Leben als „Tochter von“, Nacktszenen, Vorteile von Patchwork-Familien und die Sorge um Ziehvater Rudi Assauer.

Sie kommt pünktlich zum Interview und ist dann gleich sehr präsent: Sophia Thomalla, Schauspielerin, TV-Star und Werbegesicht. Die Tochter von Schauspielerin Simone Thomalla („Tatort“) trägt an diesem Tag Schwarz, dazu Plateau-Sneakers und klimpernden Schmuck. Alles an ihr ist ständig in Bewegung, Thomalla lacht und gestikuliert viel, ihre langen Haare fliegen immer wieder von rechts nach links. Die Dreharbeiten für ihren neuen Film „Da muss Mann durch“ haben auch optisch Spuren hinterlassen: Die 25-Jährige ist vom Dreh auf Mallorca leicht gebräunt, ihre sonst dunklen Haare sind fast blond. In der Komödie, die an diesem Donnerstag startet, spielt Thomalla eine der Schwestern von Lena von Beuthen (Julia Jentsch), die sich in Paul (Wotan Wilke Möhring) verliebt. Dann aber merkt Lena, dass sie noch von ihrem Ex-Freund ein Kind erwartet. Verwirrende Familienverhältnisse, aber damit kennt sich Sophia Thomalla aus. Oder?

Die Welt: Frau Thomalla, in Ihrem neuen Film sind Sie gleich in ihrer ersten Szene nackt. Mussten Sie sich überwinden?

Sophia Thomalla: Ja und nein – für mich war es gleich der erste Drehtag, wo ich blankziehen musste. Und es war lustig, weil es auch für meinen Filmpartner Wotan (Wilke Möhring) die erste Begegnung mit mir war. Er fragte gleich: Sag mal Sophia, ist das in Ordnung, dass ich Dir immer auf die Brüste starre? Ich hab gesagt, das ist okay, dass ist der Sinn der Szene. Du musst mir auf die Brüste starren, lieber Wotan, sonst sieht das bescheuert aus! Das war mein erster Dialog mit ihm – alle Tabus waren gefallen, alle Brücken gebrochen. Näher konnten wir uns nicht kommen. (lacht)

Die Welt: Dennoch, nackt bleibt nackt, und es war ja nicht nur Wotan Wilke Möhring am Set.

Thomalla: Ich habe 2013 ein „Playboy“-Shooting gemacht. Das war viel härter als hier in diesem Film! Da waren es minus 20 Grad, plus 20 Männer, die um mich herumstanden und mir alle auf die Brüste starrten. Von daher war ich mit Wotan noch gut bedient.

Die Welt: „Da muss Mann durch“ zeigt einen Mann, dessen Freundin noch vom Ex geschwängert wurde und was das für Probleme macht. Sie selbst hatten nach der Trennung ihrer Mutter vom Vater etliche Ziehväter. Wie haben Sie das erlebt?

Thomalla: Viele Leute sagen ja, man muss seinen Kindern ein ganz gefestigtes Umfeld bieten. Mutter, Vater, Kind, alles schön behütet. Ich kann sagen: Das muss gar nicht sein! Ich hatte die entspannteste, glücklichste Kindheit, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, und das mit gleich mehreren Vätern! Ich hatte immer das Glück, das sich alle Menschen, mit denen meine Mutter ihr Leben geteilt hat, untereinander gut verstanden haben. Meine Mutter hat sich gut mit meinem leiblichen Vater André (Vetters) vertragen, der wiederum verstand sich gut mit ihrem späteren Lebenspartner Sven (Martinek). Mein Vater hatte auch ein freundschaftliches Verhältnis zu Rudi (Assauer). Wir sind eine große, glückliche Patchwork-Familie.

Die Welt: Wie schaffen Sie das, woran andere scheitern?

Thomalla: Das ist eine Sache der Organisation, aber auch der Lebensfreude. Jeder respektiert sich und die Vergangenheit des anderen. Dann kann man hervorragend miteinander leben.

Anzeige

Die Welt: Über ihren leiblichen Vater ist öffentlich nicht viel bekannt. Was ist er für ein Typ?

Thomalla: Wir sind alle Künstler, aber mein Vater ist so „der“ Künstler in der Familie. Er ist hochgebildet, ein wunderschöner Mann und ein toller Theaterschauspieler. Was ich an ihm besonders liebe, ist, dass er total entspannt ist. Er hatte nie den Drang nach der großen Karriere. Er ist ein guter, zufriedener Theatermacher. Es muss ja auch nicht jeder immer vor der Kamera stehen!

Die Welt: Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Rudi Assauer?

Thomalla: Nein. Habe ich nicht. Nicht, weil ich nicht will, sondern wegen der Sachen, die sich so entwickelt haben, mit seiner Tochter, die sich jetzt um ihn kümmert. Er ist ein Mensch, den ich sehr lieb habe, er war schon eine Art Vaterfigur für mich. Ich sage ganz ehrlich, dass ich ein bisschen Angst vor dem Zusammentreffen hätte. Ich habe ihn in einer so guten Erinnerung – aber wie würde es mir danach gehen? Erkennt er mich noch?

Die Welt: Sie sind erst 25, stehen aber schon zehn Jahre vor der Kamera. Nur der ganz große Durchbruch, ob in Film oder Fernsehen, der lässt noch auf sich warten. Warum?

Thomalla: Ich habe mir in meinem Leben noch nie Ziele gesetzt. So ein Typ Mensch bin ich nicht. Mit dem, was mir Spaß macht, mein Geld zu verdienen, das habe ich ja schon geschafft. Das ist ein Glück! Ich kann gut von dem leben, was ich mache. Aber Träume haben? Ne. Lieber nicht. Das wird man nur verbittert. Es gibt so viele Schauspieler, die unbedingt eine bestimmte Rolle wollen, sie dann aber nicht kriegen. Ich habe immer festgestellt, wenn ich etwas unbedingt will, genau dann kriege ich es nicht.

Die Welt: Zuletzt haben Sie für eine Lidl-Werbekampagne posiert. Wäre das was – Model sein?

Anzeige

Thomalla: Ich finde es geil, mich nicht festlegen zu müssen. Ich bin ein junger Mensch, der sich gerne auslebt und ausprobiert. Model, Schauspielerin, Moderatorin, Tänzerin? Ich sage: Stimmt! Bin ich alles! Aber vielleicht sage ich in zehn Jahren – moderieren finde ich doof. Oder Fotos machen.

Die Welt: Könnte auch Schauspielern uninteressant werden?

Thomalla: Es gibt immer weniger Geld für Drehs, die Budgets werden immer kleiner. Das Privatfernsehen und deren TV-Shows sind längst viel üppiger finanziert als Filme. Ich weiß nicht, wie sich meine Schauspielkarriere weiter entwickelt. Und wenn ich in zehn Jahren den Eindruck habe, man kann mit Schauspielern seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen, dann werde ich in eine andere Richtung gehen. Es gibt so viele Leute, die wollen unbedingt schauspielern, können aber nicht mal ihren Kühlschrank füllen.

Gemeinsam drehen? Nur, wenn es ein außergewöhnlicher Stoff ist, sagt Sophia (r.) über Projekte mit Mutter Simone
Gemeinsam drehen? Nur, wenn es ein außergewöhnlicher Stoff ist, sagt Sophia (r.) über Projekte mit Mutter Simone
Quelle: picture alliance / dpa

Die Welt: Warum haben Sie eigentlich noch nie mit Ihrer Mutter Simone gedreht?

Thomalla: Anfragen gab es gefühlt schon millionenfach. Wenn wir mal was machen, das haben wir uns versprochen, dann muss es richtig gut sein. Nicht diese „Rosamunde Pilcher“-Nummer, Mutter liebt Tochter, Tochter liebt Mutter. Sondern viel Geschichte, viel Drama, viel Tragik. Irgendetwas, womit die Leute nicht rechnen und wir auch nicht.

Die Welt: Hat Ihre Mutter ihnen zu Beginn Ihres Arbeitslebens eigentlich sehr geholfen?

Thomalla: Natürlich. Am Anfang war ich knapp 14 Jahre alt. Da wäre was los gewesen, wenn ich meine Mutter nicht ans Filmset mit gebracht hätte! Viele sagen aber noch heute: Guck mal, die hat das alles nur durch Ihre Mutter geschafft. Stimmt nicht. Ich bin jetzt 25, ich gehe schon lange meinen eigenen Weg, kann nicht mehr sagen, Mutter, mach mal.

Die Welt: Ist Ihre Mutter eine Übermutter? So eine, die zu Besuch kommt und als erstes in den Kühlschrank guckt?

Thomalla: (lacht) Meine Mutter hat völliges Vertrauen zu mir. Sie weiß, dass mir zuhause immer alles tipptopp ist. Und wenn, dann schaut sie nur in den Kühlschrank rein, weil sie gerade selber etwas zu essen sucht. Gut gefüllt ist er jedenfalls immer!

Die Welt: Wie sehr nerven Sie die Mutter-Tochter-Vergleiche noch?

Thomalla: Mittlerweile ist es mir relativ wurscht. Am Anfang war es schwer. Die Leute wissen ja nichts über mich, außer, dass ich die „Tochter von“ bin. Und das kann ich ihnen dann auch nicht übel nehmen, wenn sie Vergleiche ziehen. Aber wenn man selber mehr zu bieten hat, dann nimmt das ab. Ich werde halt immer nach meiner Mutter gefragt und das ist auch in Ordnung. Wenn ich in zehn Jahren einen Oscar bekomme – was eher unwahrscheinlich ist – werden mich die Leute ja trotzdem fragen – und, wie hat es Ihrer Mutter gefallen?

Die Welt: Im Film geht es auch um den Streit um ein Kind. Möchten Sie selbst welche haben?

Thomalla: Ja, ich möchte definitiv Kinder haben. Meine Mutter wäre nämlich die beste Oma der Welt! Ich war und bin übrigens sehr glücklich darüber, dass meine Mutter eine so junge Mutter war. Sie ist jetzt 49, und ich bin schon 25, das ist wirklich toll. Ich kann mit ihr auf jede Party gehen, und sie geht immer noch als junger, heißer Feger durch. Andererseits gibt es ja Frauen, die sagen, sie wollen erst mit Mitte 30 ein Kind, weil sie sich erst dann gefestigt fühlen. Ich denke, danach sollte es gehen – wann man sich danach fühlt.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant