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Kopf des Tages Oliver Cromwell

„Ich habe nie einen schrecklicheren Angriff erlebt“

Nach der Hinrichtung seines Vaters Karl I. versuchte der Stuart Karl II. 1650/51, den Thron Englands zu gewinnen. Aber Oliver Cromwell hielt dagegen und vernichtete die schottische Armee binnen eines Jahres bei Dunbar und Worcester.
'Oliver Cromwell and his Troops at Dunbar Singing the 118th Psalm', 1926. Cromwell (1599-1658) commanded the forces of Parliament during the English Civil War. After the war England, Scotland and Ireland became a commonwealth. Cromwell was head of state as Lord Protector of the Commonwealth from 1653 until his death. From "An Outline of Christianity, The Story of Our Civilisation", volume 3: "The Rise of the Modern Church", edited by RG Parsons and AS Peake, published by the Waverley Book Club (London, 1926). 'Oliver Cromwell and his Troops at Dunbar Singing the 118th Psalm', 1926. Cromwell (1599-1658) commanded the forces of Parliament during the English Civil War. After the war England, Scotland and Ireland became a commonwealth. Cromwell was head of state as Lord Protector of the Commonwealth from 1653 until his death. From "An Outline of Christianity, The Story of Our Civilisation", volume 3: "The Rise of the Modern Church", edited by RG Parsons and AS Peake, published by the Waverley Book Club (London, 1926).
3. September 1650: Oliver Cromwell siegt bei Dunbar über die Schotten
Quelle: picture-alliance / /HIP
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Man kann nicht sagen, dass Karl II. keinen Mut hatte. Er war 18 Jahre alt, als ihn 1649 die Nachricht erreichte, dass das englische Parlament seinen Vater Karl I. zum Tode verurteilt und hingerichtet hatte. Dass ihn Monarchisten umgehend zum Nachfolger proklamierten, war nach deren vernichtenden Niederlagen gegen die Parlaments-Armee nicht unbedingt ein Kapital, auf das man setzen wollte. Aber Karl war Manns genug, sich nach Schottland zu wagen, wo er ebenfalls zum König erhoben worden war. Dafür zeigte er sich bereit, den Presbyterianern des Landes Glaubensfreiheit zu garantieren. Damit aber rief er den Mann auf den Plan, gegen den schon sein Vater den Kürzeren gezogen hatte: Oliver Cromwell (1599–1658).

Der Sohn aus einer verarmten Gentry-Familie hatte seit 1645 die New Model Army im Dienst des Parlaments aufgebaut. Nicht Abstammung, sondern Leistung, Disziplin statt Verwegenheit gaben in ihr den Ton an, denn Cromwell war überzeugt, „dass derjenige, der am besten betet, am besten kämpfen wird“. Die Gebete aber entstammten der Glaubenswelt der strengen Puritaner, denen sowohl Englands Hochkirche als auch die Presbyterianer Schottlands und vor allem die Katholiken suspekt waren.

Obwohl ihr Anführer keine militärische Ausbildung genossen hatte, bewies die New Model Army wiederholt ihre Schlagkraft gegen die „Cavaliers“ Karls I. und sicherte dem englischen Parlament damit den Sieg. Anschließend landete Cromwell in Irland, um den dortigen Aufstand niederzuschlagen. Die Brutalität, mit der er das als „Werkzeug Gottes“ exekutierte, hat sich tief in die irische Erinnerungskultur eingeprägt.

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Oliver Cromwell (1599–1658), "Werkzeug Gottes"
Quelle: picture alliance / prisma

Nachdem sich die Schotten für Karl II. erklärt hatten, erschien Cromwell im Sommer 1650 in Schottland. Da seine Gegner um die Schlagkraft der New Model Army wussten und zudem viele ihrer eigenen Veteranen ihren Abschied genommen hatten, verweigerten sie den Engländern die Schlacht, sondern zogen sich – etwa 12.000 Mann stark – nach Norden zurück, wobei sie nicht vor der Strategie der verbrannten Erde zurückschreckten.

Darüber geriet die New Model Army in erhebliche Versorgungsschwierigkeiten, sodass sich Cromwell im August auf seine Versorgungsbasis Dunbar westlich von Edinburgh zurückfallen ließ. „Unser Lagern verzehrt täglich unsere Männer, die unvorstellbar krank werden“, berichtete der Feldherr unverblümt dem Parlament. Da sah der schottische General David Leslie seine Chance. Am 2. September rückte er von Süden gegen die Stadt vor, wobei er seine Truppen zwischen dem eingeschnittenen Tal des Spott Burn und dem Doon Hill führen musste.

'Cromwell at Marston Moor', 1909, (c1930). Oliver Cromwell after the Battle of Marston Moor in Yorkshire, fought on 2 July 1644, during the First English Civil War. Painting made in 1909, in the Towneley Hall Art Gallery & Museum, Burnley, Lancashire. From "Modern Masterpieces of British Art". [The Amalgamated Press Ltd., London, c1930] (The Print Collector/Heritage Images)
Bei Marston Moor errangen Cromwell und seine New Model Army 1644 ihren ersten großen Sieg
Quelle: picture alliance / Heritage-Imag

Cromwell erkannte, dass diese Aufstellung die Schotten hinderte, schnelle Positionsveränderungen vorzunehmen. Für den gläubigen Puritaner war das ein Gottesgeschenk: „Der Herr hat sie in unsere Hände gegeben“, erklärte er. Daraufhin konzentrierte er seine Kräfte gegen Leslies rechte Flanke. Obwohl mit 11.000 Soldaten in der Unterzahl, gewann Cromwell an dieser Stelle ein deutliches Übergewicht. Cromwells Sekretär John Rushworth schrieb: „Ich habe nie einen schrecklicheren Infanterieangriff erlebt, als von unserer Armee gegeben wurde. Allein unsere Infanterie ließ die schottischen Fußsoldaten für drei Viertel einer Meile zurückweichen.“ Den Rest besorgte eine Kavallerie-Attacke der Engländer, die die Schotten über mehrere Meilen vor sich hertrieb.

Wie in Schlachten jener Zeit üblich forderten derartige Fluchtbewegungen die meisten Opfer. Die Schotten sollen bis zu 3000 Mann an Toten und Verwundeten sowie mehr als 5000 an Gefangenen verloren haben. Davon starben zwei Drittel beim Marsch nach Durham, die Überlebenden wurden als Arbeiter in die amerikanischen Kolonien geschickt. Cromwell gelang umgehend die Besetzung von Edingburgh, doch dauerte es noch bis zum 3. September 1651, bis er bei Worcester die letzte schottische Armee aufreiben konnte.

Karl II. musste fliehen. Cromwell dagegen errichtete mit der New Model Army eine Art Militärdiktatur, die das Parlament entmachtete und ihm als „Lordprotector“ die entscheidende Machtstellung im Land zubilligte. Nach dessen Tod und der Abdankung von dessen Sohn konnte Karl II. 1660 doch noch den Thron von England besteigen.

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