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Geschichte Legendärer Krieger

„Ein guter Tag zum Sterben!“, rief Crazy Horse im Sturm auf die US-Kavallerie

Die Schlacht am Little Bighorn gegen die US-Kavallerie machte Crazy Horse zur Legende. Seit Jahrzehnten wird in South Dakota an einem gewaltigen Denkmal für den Krieger der Oglala-Lakota-Indianer gearbeitet. Sollte es je fertig werden, wäre es die zweitgrößte Statue der Welt.
Managing Editor Geschichte
Steinernes Monument von Crazy Horse wird 50 Steinernes Monument von Crazy Horse wird 50
So soll die Crazy-Horse-Kolossalskulptur einmal aussehen: Ein Marmormodell vor dem noch unvollendeten Denkmal im Hintergrund
Quelle: picture-alliance/dpa/Jerzy Dabrowski
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Der amerikanische Patriotismus ist sehr ausgeprägt, und davon zeugen etliche monumentale Denkmäler und Skulpturen. In der US-Hauptstadt Washington D.C. steht etwa das tempelartige Lincoln Memorial, 58 Meter lang, 36 Meter breit und 30 Meter hoch. Darin ist eine Statue, die den 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten sitzend zeigt und knapp sechs Meter hoch ist. Unweit davon befindet sich das Washington Monument, ein 169 Meter hoher Obelisk, der den ersten US-Präsidenten George Washington würdigt.

Gut 2600 Kilometer westlich davon können Besucher eine Skulptur bestaunen, bei der das Motto ebenso lautete: think big. Vom 1800 Meter hohen Granitfels des Mount Rushmore im Bundesstaat South Dakota blicken seit 1941 die Köpfe der vier US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Sie sind jeweils 18 Meter hoch und in Summe 56 Meter breit.

So erhaben der Anblick dieser Kolossalskulptur ist, so problematisch ist jedoch die Auswahl ihres Ortes. Denn für die Indianer („American Indians“, „Native Americans“, „Natives“ – die Eigenbezeichnungen sind nicht einheitlich) ist der Berg und seine Umgebung ein heiliger Ort. Das kümmerte die weißen Siedler jedoch wenig, die den Ureinwohnern das Gebiet wegnahmen, den Berg nach dem Anwalt und Unternehmer Charles Rushmore benannten und das Denkmal darauf realisierten – welches ausschließlich Weiße zeigt.

Dabei hätte es nicht so kommen müssen: Bereits im Jahre 1931, als die Arbeiten am Mount Rushmore in vollem Gange waren und noch zehn Jahre andauern sollten, schrieb Luther Standing Bear, der ältere Bruder des Chiefs der Oglala-Lakota-Indianer Henry Standing Bear, einen Brief an den Bildhauer Gutzon Borglum, der das Projekt leitete. Darin schlug Standing Bear vor, den Köpfen der US-Präsidenten noch das Gesicht eines legendären Anführers der Oglala Lakota (auch Oglala Sioux genannt) hinzuzufügen: Crazy Horse. Borglum antwortete jedoch nie auf das Schreiben.

Crazy Horse (Tashunke Witko in der Sprache der Ureinwohner) galt als einer der entschlossensten und kompromisslosesten Kämpfer gegen die weißen Siedler, die in der Hoffnung auf Gold in den Black Hills in die Buffalo-Jagdgründe der Indianer vordrangen. Zwischen 1840 und 1845 geboren, erhielt er noch als Jugendlicher seinen Ehrennamen. Der Legende nach sah er in einer Vision einen Krieger auf einem Pferd, der unverwundbar den Kugeln der Feinde entgegenritt. Seither soll er selbst so wie ein verrücktes Pferd geritten sein.

Crazy Horse wurde zu einem der Kriegshäuptlinge, die die Indianer zu ihrem letzten großen Sieg über die US-Kavallerie führten. Diese wurde am 25. Juni 1876 am Little Bighorn River im heutigen Bundesstaat Montana in eine Falle gelockt. Eine Koalition von Kriegern der Cheyenne und Sioux unter der Führung von Sitting Bull und Crazy Horse schlug dabei das 7. US-Kavallerieregiment unter Oberstleutnant George Armstrong Custer. „Kommt, dies ist ein guter Tag zum Sterben“, soll Crazy Horse seinen Männern todesmutig zugerufen haben, als er auf die gegnerischen Truppen zustürmte.

Die Truppe von Custer, der im Sezessionskrieg als Kavalleriegeneral große Popularität erlangt hatte, gehörte zu einem Verband, der die Indianer aus den Black Hills vertreiben soll, in denen Gold gefunden worden war. Der einstige Kriegsheld der Union unterschätzte leichtfertig die Kampfkraft der Indianer und teilte seine 650 Mann in drei Abteilungen. Auch wartete er nicht, wie befohlen, auf Verstärkungen, sondern griff ohne sichere Aufklärung ein Indianerdorf an. Seine Soldaten verfügen nur über einschüssige Gewehre.

"Custer''s Last Charge"
„Custer's Last Charge“: zeitgenössische Lithographie
Quelle: picture-alliance / newscom / Picture History

Mehrere tausend indianische Krieger kesselten Custers Truppen ein. Während sich die beiden Detachements unter schweren Verlusten halten konnten, ging Custer mit der bei ihm verbliebenen Truppe, 204 Mann, unter.

An der langfristigen Aussichtslosigkeit des indigenen Widerstands änderte das indes nichts, dem bald einsetzenden Vergeltungsfeldzug der US-Einheiten hatten die Indianer nicht mehr viel entgegenzusetzen. Crazy Horse und seine Krieger lieferten sich letzte Gefechte mit den US-Truppen am 8. Januar 1877 am Wolf Mountain in Montana. Sie endeten mit einem Rückzug der Indianer. Wenig später sah sich Crazy Horse durch Hunger und Kälte schließlich gezwungen, seinen Stamm in eine Reservation zu führen. Crazy Horse wurde am 5. September 1877 im Alter von 32 Jahren in einer Auseinandersetzung mit einem US-Soldaten tödlich verletzt, als er festgenommen werden sollte. Über die genauen Umstände gibt es widersprüchliche Zeugenberichte.

„Auch der rote Mann hat große Helden“

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Gebrochen war der indigene Widerstand damit jedoch nicht, vielmehr flammte er auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder auf. Zunehmend öffentlichkeitswirksame Protestaktionen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung seit den 1950er-Jahren sorgten hierbei für eine neue Welle. Es gab vermehrt Demonstrationen, Protestsongs und auch Besetzungen symbolischer Erinnerungsorte, eine „Red Power-Ära“ brach an, mit sowohl friedlichen als auch militanten Aktionen gegen die weitverbreitete Diskriminierung und Benachteiligung.

Weltweite Beachtung fand etwa die Besetzung der symbolträchtigen Ortschaft Wounded Knee in South Dakota im Jahre 1973. Rund 200 Aufständische der militanten indianischen Gruppe „American Indian Movement“ (AIM) und Mitglieder der Oglala Lakota belagerten den Ort monatelang und lieferten sich Scharmützel mit der US-Staatsmacht.

Die Arbeiten an einem Monument für Crazy Horse waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnten im Gange. Denn einige Jahre nach dem erfolglosen Brief seines Bruders an den Rushmore-Erbauer Borglum hatte sich Chief Henry Standing Bear im Jahr 1939 an Korczak Ziolkowski geschrieben, einen jungen Bildhauer polnischer Abstammung, der als Assistent von Borglum gearbeitet hatte.

„Auch der rote Mann hat große Helden“, erklärte Standing Bear, und es gelang ihm, Ziolkowski für seine Idee einer Kolossalskulptur zu gewinnen. Gemeinsam mit Standing Bear suchte Ziolkowski den Ort dafür aus: den Thunderhead Mountain, 27 Kilometer entfernt von Mount Rushmore.

Steinernes Monument von Crazy Horse wird 50
Das Gesicht von Crazy Horse wurde bereits fertiggestellt (Foto vom Juli 1998)
Quelle: picture-alliance/dpa/Jerzy Dabrowski

Am 3. Juni 1948 wurden die ersten zehn Tonnen Granit aus dem Berg gesprengt. Millionen Tonnen Fels wurden in den folgenden Jahrzehnten bewegt. Anfang der 1950er-Jahre gründete Ziolkowski eine Stiftung, die Crazy Horse Memorial Foundation. Die Non-Profit-Organisation finanziert das Projekt auf Spendenbasis, Unterstützung seitens der US-Regierung lehnen die Indianer ab.

Lange nach dem Tod von Henry Standing Bear und Ziolkowski gehen die Arbeiten noch immer weiter. Bis das Monument fertig ist, was voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern wird, zeigt ein fast fünf Meter hohes Marmormodell, wie es final aussehen soll: Crazy Horse auf seinem vorpreschenden Pferd, die Linke wie zum Angriff nach vorn weisend ausgestreckt.

Die meisten seiner indigenen Nachfahren begrüßen das Vorhaben, aber es gibt auch Kritiker. Sie betrachten die Skulptur als Entweihung eines heiligen Ortes und monieren, dass es nicht auf den tatsächlichen Gesichtszügen beruht – denn Crazy Horse hat zeitlebens abgelehnt, sich fotografieren zu lassen (die Authentizität einer einzigen erhaltenen Aufnahme wird angezweifelt).

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1998 wurde zunächst das knapp 27 Meter hohe Gesicht fertiggestellt. Sollte das Denkmal je vollendet werden, wäre es die zweitgrößte Statue der Welt, übertroffen nur von der 240 Meter hohen Statue der Einheit in Indien.

Mit 195 Metern Länge und 172 Metern Höhe wäre das Crazy Horse Memorial zudem sehr viel größer als die Skulptur am Mount Rushmore – und drei Meter höher als der Obelisk zu Ehren George Washingtons in der Bundeshauptstadt.

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