Colonia Dignidad - Es Gibt Kein Zur�ck (2015)

Im Jahre 1961 gr�ndete der Deutsche Paul Sch�fer die ca. 400 Kilometer s�dlich von Santiago de Chile gelegene "Sociedad Benefactora y Educacional Dignidad" ("Gesellschaft f�r Wohlt�tigkeit und Erziehungsanstalt der W�rde"), besser bekannt unter dem Kurznamen "Colonia Dignidad". Bei ihr handelte es sich um ein festungsartiges 30.000 Hektar gro�es Areal, das von einer Sekte von Auslandsdeutschen bewohnt wurde. Die unglaublichen Menschenrechtsverletzungen, die dort stattgefunden haben sind sehr gut dokumentiert. Dabei gelang es bis zur endg�ltigen Schlie�ung der Kolonie nach Sch�fers Festnahme im Jahre 2005 nur einer Handvoll von Lagerinsassen zu entkommen. Der deutsche Regisseur Florian Gallenberger ("John Raabe") pr�sentiert in "Colonia Dignidad - Es gibt kein Zur�ck" die Sektenkolonie anhand der fiktiven Geschichte von Daniel und Lena. Dabei betonen die Macher, dass s�mtliche gezeigten Vorg�nge bis in den genauen Wortlaut einzelner Aussagen Sch�fers hinein auf Aussagen einstiger Koloniebewohner basiert. Das Ergebnis ist eine Geschichtsaufarbeitung in Gestalt einer an Hollywood orientierten Mischung aus Thriller und Liebesdrama.

Die Geschichte beginnt recht wackelig mit der Einf�hrung des Liebespaars, wobei der idealistische Deutsche - wenig �berraschend - von "unserem" Gutmenschen vom Dienst Daniel Br�hl verk�rpert wird. Das erscheint f�r den deutsch-spanischen Mimen nach seiner genialen Rolle als Charakterdarsteller in "Rush - Alles f�r den Sieg" zun�chst als ein klarer R�ckschritt in alte Rollenklischees. Im Verlaufe der Handlung darf Br�hl jedoch noch zeigen, dass er sich durchaus auch f�r schwierige Rollen empfiehlt. F�r die Britin Emma Watson ("The Bling Ring") ist ihre Rolle als Lena ihr erster Part als eine Erwachsene in einem Spielfilm. Das mangelnde sichtbare Knistern zwischen Lena und Daniel wird in "Colonia Dignidad" durch viel verbale Erotik zu kaschieren versucht. Ganz gro� ist daf�r der Schwede Mikael Nyquist ("Millenium Trilogy") in der Rolle des sadistischen Sektenf�hrers Paul Sch�fer. Allerdings wird der vielfache Kindermissbrauch, f�r den Sch�fer letztendlich ins Gef�ngnis kam, in fast schon verharmlosender Weise zur Zaghaft angedeutet. Aber die fatale Mischung aus religi�sem Fanatismus und aus reinem selbstherrlichen Sadismus von Sch�fer macht Nyquist bereits mit seiner Erscheinung mit langen Haaren und irrem Funkeln in den Augen auf be�ngstigende Weise greifbar.

Ebenfalls deutlich greifbar werden mit der Zeit die perfiden Systeme der Kontrolle und der Unterwerfung, die das System der "Colonia Dignidad" �berhaupt erst m�glich machten. So leiden alle Sektenmitglieder an den unmenschlichen Verh�ltnissen. Aber wenn es darum geht eine Frau bei einem "Herrenabend" zu dem�tigen und verpr�geln sind pl�tzlich fast alle mit Inbrunst dabei. Es scheint, dass die Unterdr�ckten sich freuen, wenn sie selbst einmal Macht aus�ben k�nnen. Es gibt in der Kolonie auch keine separaten Aufseher. Denn sollte einmal jemand einen Fluchtversuche unternehmen, wird er sofort von den bewaffneten m�nnlichen Sektenmitgliedern mit Hunden gejagt. Hinzu kommt die unheilvolle Zusammenarbeit von Sch�fer mit dem Pinochet-Regime. F�r die Milit�rs l�sst er in der Kolonie Maschinengewehre und Giftgas produzieren. Unter dem Gel�nde befindest sich ein Tunnelsystem, in dem Pinochets Schergen Kritiker, wie Daniel foltern, bis von ihnen am Ende aufgrund zu starker Hirnsch�den durch Elektroschocks oft kaum mehr als Gem�se �brig bleibt. Wenn sie bis dahin noch nichts preisgegeben haben sollten, �bernimmt Sch�fer mit seinen psychischen Methoden, um Menschen zu brechen. Dies bedeutet auch, dass wer klassische Action erwartet, von "Colonia Dignidad" als Thriller entt�uscht sein k�nnte. Denn erst gegen Ende kommt in die Atmosph�re umfassender L�hmung auch �u�erlich sichtbare Bewegung. Diese orientiert sich wiederum sehr stark an den Thrillerstandards Hollywoods. Das steigert nicht immer die Glaubw�rdigkeit, sorgt jedoch im Endspurt f�r atemlose Spannung bis ins letzte Bild hinein.

Fazit: "Colonia Dignidad" ist sehr solide Thrillerkost vor einem bitteren historischen Hintergrund, der im Film jedoch eher noch ein wenig zu harmlos dargestellt wird.