Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist tot. Der pensionierte General starb im Alter von 84 Jahren an Komplikationen in Folge einer Corona-Infektion, wie seine Familie am Montag im Onlinenetzwerk Facebook mitteilte. Er war demnach gegen das Virus geimpft worden. „Wir haben einen bemerkenswerten und liebenden Ehemann, Vater, Großvater und einen großartigen Amerikaner verloren“, erklärte die Familie.
Laut amerikanischen Medien litt Powell an Multiplen Myelomen, eine Blutkrebserkrankung, die den Körper unter anderem daran hindert, Infektionen zu bekämpfen. Powell gehörte damit zu einer Risikogruppe, in der Impfdurchbrüche durch Immunsupression am wahrscheinlichsten sind.
Der Republikaner war von 2001 bis 2005 unter Präsident George W. Bush als erster Afroamerikaner der Geschichte Außenminister der USA. Bekannt ist Powell unter anderem für einen umstrittenen Auftritt vor den Vereinten Nationen 2003, wo er zur Begründung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte, die Bagdad gar nicht besaß.
Vor seiner Zeit als Außenminister war Powell – ebenfalls als erster Afroamerikaner – US-Generalstabschef. Vor der Präsidentschaftswahl im vergangenen November stellte der Republikaner sich hinter den demokratischen Kandidaten Joe Biden und gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump.
Bush zeigt sich betrübt – auch Blair, Maas reagieren
Später litt sein Ruf darunter, dass er 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat für den Krieg gegen den Irak warb und sich dabei auf falsche Informationen stützte. Der irakische Machthaber Saddam Hussein habe heimlich Massenvernichtungswaffen gelagert, sagte er – ein Vorwurf, der sich später als falsch herausstellte.
„Er war ein großartiger Staatsdiener, angefangen mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam“, erklärte Bush und fügte hinzu, dass Powell „im In- und Ausland hoch geachtet“ gewesen sei.
Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, der den Krieg der USA im Irak nachdrücklich unterstützt hatte, sagte: „Es war wunderbar, mit ihm zu arbeiten, er vermittelte Loyalität und Respekt und war eine jener Führungspersönlichkeiten, die ihre Untergebenen stets mit Freundlichkeit und Fürsorge behandelten.“
Der amtierende US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte, der Verstorbene gehöre zu den „größten Führungspersönlichkeiten, die wir je erlebt haben“, und beklagte den Verlust „eines großartigen persönlichen Freundes und Mentors“. Austin, der selbst der erste afroamerikanische Verteidigungsminister ist, betonte Powells Vorreiterrolle als erster Schwarzer in zahlreichen Spitzenämtern.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nannte Powell einen „geradlinigen Außenpolitiker“. Europa verliere „einen transatlantischen Brückenbauer“. Powell sei Deutschland „als General zur Zeit der Wiedervereinigung“ sehr verbunden gewesen.