Clara Zetkin - Entstehungsgeschichte - Verein | Waldheim Stuttgart e.V.

Clara Zetkin

Clara Zetkin 
in der Eingangstür des Waldheims in Sillenbuch 


Clara Zetkin bei einer Massenkundgebung der KPD am 31. August 1921 in Berlin 

Fact-Sheet zu Clara Zetkin
Diskussion über Tübinger
Straßennahmen

Clara Zetkin wurde am 5. Juli 1857 im sächsischen Wiederau geboren, dort lernte sie schon früh die Not der arbeitenden Menschen kennen. Sie war die älteste Tochter des Dorfschullehrers Gottfried Eißner und seiner Frau Josephine. Für Mädchen war es damals nicht üblich, eine bessere Ausbildung zu erlangen, doch dank der Beziehungen ihrer Mutter konnte Clara ein Lehrerinnenseminar besuchen. 

Die Bismarckschen Sozialistengesetze, als Antwort auf das Erstarken der sozialistischen Arbeiterbewegung, sollten Clara entscheidend beeinflussen. Clara kam in Kontakt mit sozialistischen Zirkeln und lernte dort auch Ossip Zetkin, einen russischen Revolutionär, kennen. Clara stand konsequent zu ihrer Überzeugung und entschied sich gegen ein gesichertes bürgerliches Leben. Ossip Zetkin musste auf Grund der Sozialistengesetze das Land verlassen, Clara folgte ihm 1882 nach Paris. 


Das waren entscheidende Jahre für Claras Entwicklung. Sie erlernte den Beruf einer Journalistin, widmete sich dem Studium der marxistischen Theorie und schrieb Artikel. 1883 kam ihr ältester Sohn Maxim zur Welt, 11/2 Jahre später Kostja. Clara und Ossip waren nicht verheiratet, trotzdem nahm sie den Namen Zetkin an. Am 29. Januar 1889 starb Ossip, für Clara ein schrecklicher Verlust. Jahre später formulierte sie einmal, nur die Kinder und der Wille das kämpferische Werk Ossips fortzusetzen hielten sie am Leben. Materiell waren die Jahre in Paris die härtesten für Clara, aber hier reifte ihre sozialistische Überzeugung, der Internationalismus, die sie nie aufgab. 1889 fand in Paris der Gründungskongreß der II. Internationale statt. Clara sprach zum ersten Mal vor einer großen Menge über die Lage der Arbeiterinnen im kapitalistischen System. 

1890 kehrte Clara Zetkin nach Deutschland zurück und zog, da Württemberg damals etwas liberaler als Preußen war, nach Stuttgart. 1903 bezog sie mit ihrem Mann Friedrich Zundel, einem 18 Jahre jüngeren Maler, ein Haus in Stuttgart-Sillenbuch. Es entstanden neue Freundschaften zu Franz Mehring, Rosa Luxemburg etc. Claras Haus war ein gastfreundliches, weltoffenes Haus, nicht nur für die Stuttgarter Sozialisten, auch für internationale Gäste z. B. Lenin. Clara arbeitete an der Durchsetzung klarer Positionen zur Frauenfrage, die sie zuallererst als ökonomisches Problem sah und grenzte sich von der bürgerlichen Frauenbewegung ab. Der Verleger Dietz übertrug ihr die Verantwortung für die gerade ins Leben gerufene Frauenzeitung „Gleichheit. Ihre materielle Situation verbesserte sich. Ab der Jahrhundertwende wuchs die Abonnentinnen zahl der Gleichheit rasant und Clara hatte so eine relative Autonomie innerhalb der Sozialdemokratie. 

 

Gab es 1907 beim Internationalen Sozialistenkongreß in Stuttgart eine Mehrheit, die sich gegen den imperialistischen Krieg aussprach, so fielen danach immer mehr der sozialdemokratischen Führer nun ein in den chauvinistischen Chor der Regierung. Die „Gleichheit“ war das einzige sozialdemokratische Organ, das die chauvinistische Linie nicht mitmachte. Im Dezember 1914 stimmte Karl Liebknecht als einziger sozialdemokratischer Abgeordneter gegen die Kriegskredite. Während des 1. Weltkrieges organisierte Clara Zetkin 1915 in Bern eine internationale sozialistische Frauenkonferenz. Die Erklärung gegen den Krieg fand international große Beachtung. Vom SPD- Parteivorstand wurde Clara deswegen angegriffen und von der Regierung inhaftiert. 

1917 zerbrach ihre Ehe mit Zundel, was sie sehr mitnahm, Claras Gesundheitszustand verschlechterte sich. 

Aufgrund des rechten Kurses der Parteiführung gründete sich in der SPD 1916 die Spartakusgruppe. Als sich 1917 die USPD von der SPD abspaltete, trat auch Clara Zetkin dieser bei. Sie verlor daraufhin die Redaktion der Gleichheit. 

 Die russische Oktoberrevolution 1917 wurde von Clara von Beginn an vorbehaltlos begrüßt. In den Kämpfen der Novemberrevolution 1918 erkannte Clara Zetkin zwar, dass die USPD nicht die revolutionäre Partei war, die eigentlich gebraucht wurde, wollte sich aber noch nicht von ihr trennen. Nach einem Grundsatzartikel „Die Revolution und die Frauen“ bekam Clara den Auftrag, für die „Rote Fahne“, die Zeitung der Spartakusgruppe, eine wöchentliche Frauen-Beilage zu redigieren. 

 Ende 1918 gründeten die Spartakisten die KPD. Am 15. Januar wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von der Konterrevolution ermordet. Es kam zu großen Protestdemonstrationen der Arbeiterschaft und Clara sprach auf vielen Versammlungen. Aber auch sie war ständig von Konterrevolutionären bedroht. 


Am 12. Januar 1919 wurde Clara auf der USPD-Liste in den Württem­bergischen Land­tag gewählt. Am 4. März auf dem Kongreß der USPD trennte sie sich dann offiziell von dieser Partei. Clara wurde in die Zentrale der KPD gewählt und bekam den Auftrag, die Frauenzeitung herauszugeben. Am 1. Mai 1919 erschien die erste Ausgabe der „Kommunistin“. In der jungen KPD trat Clara immer konsequent gegen Sektierertum, für die Einheit der Arbeiterklasse, auf. 1920 konnte der Kapp-Putsch durch die Aktionseinheit von SPD, USPD und KPD zurückgeschlagen werden. Diese erste gemeinsame Aktion war für Clara der Beweis für die Richtigkeit ihrer Positionen. Im Juni 1920 wurde Clara für die KPD in den Reichstag gewählt. Als sie im Herbst zum ersten Mal nach Sowjetrußland fuhr, entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zu Lenin. 

Clara Zetkin arbeitete an einer Analyse zur Erfassung des Phänomens des Faschismus, die uns auch heute noch einiges zu sagen hat. Weg von vereinfachenden Darstellungen, hin zu einer Analyse der relativ breiten Trägerschaft und der Ursachen. Sie wand sich immer gegen die falsche, sektiererische These vom Sozialfaschismus, die die Möglichkeiten für eine breite Aktionseinheit verhinderte. 1927 übersiedelte sie nach Berlin. Als Alterspräsidentin eröffnete sie den Reichstag am 30. August 1932. Dort hielt sie ihre letzte große Rede, sie klagte den Faschismus an und rief nochmals zur Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus auf. Sie verließ Deutschland, wo sie nicht mehr sicher war und lebte fortan bei Moskau. Zum internationalen Frauentag am 8. März 1933 ließ sie es sich nicht nehmen, mit einer Ansprache an die Frauen noch einmal öffentlich aufzutreten. Am 20. Juni 1933 starb Clara Zetkin, die große kommunistische Kämpferin für die Rechte der Frauen. 

Günther Klein 
(Vorsitzender Waldheim Stuttgart e. V. „Clara-Zetkin-Haus“) 

Clara Zetkin Lebenslauf

  • 5.7.1857: Geburt in Wiederau bei Chemnitz in Sachsen
  • 1876: Reifeprüfung und Ausbildung als Fachlehrerin für moderne Sprachen am LeipzigerAuguste-Schmidt-Seminar 
  • 1878: lernt sie Ossip Zetkin kennen und tritt in die Sozialistische Arbeiterpartei ein 
  • 1878-1882: Erzieherin und Hauslehrerin in Sachsen und Österreich
  • 1882-1885: Übersiedlung nach Paris zu Ossip Zetkin, Geburt der Söhne Maxim und Kostja1886-1887 Arbeit als Journalistin, z B. für die Volksbühne 
  • 1889: Ossips Zetkins Tod. Rede „Für die Befreiung der Frau“ auf dem Gründungskongress der
    II. Internationale in Paris. Broschüre Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart
  • 1891: Umzug nach Stuttgart. Übernahme der Redaktion „Die Gleichheit“ (bis 1917) 
  • 1893: Broschüre Frauenarbeit und gewerkschaftliche Organisation 
  • 1895-1896: Als erste Frau in ein leitendes Organ der Partei, in die Kontrollkommission gewählt. Referat auf dem Parteitag in Gotha über die Agitation unter den Frauen und die frauenpolitische Arbeit der Partei. Sie lernt Friedrich Zundel kennen. 
  • 1899: Broschüre „Der Student und das Weib“. Beginn der Freundschaft mit Rosa Luxemburg 
  • 1900: Mitglied des SPD-Parteivorstands (bis 1917) 
  • 1902: Referat über „Die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts'
  • 1906: Referate zum Frauenstimmrecht und zur Volkserziehung. Mitglied im zentralen Bildungsausschuss (bis 1917) 
  • 1907: Zur Sekretärin des Internationalen Frauensekretariats der sozialistischen Arbeiterinternationale in Stuttgart (I. Internationale Sozialistischen Frauenkonferenz) gewählt. Resolution zum Kampf ums Frauenstimmrecht. 
  • 1910: Begegnung mit Lenin. Beschluss zum Internationalen Frauentag auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Leipzig
  • 1911: Broschüre „Kunst und Proletariat“ 
  • 1912: Rede aus dem Internationalen Sozialistenkongress in Basel 1912. Teilnahme an der Internationalen Frauenkonferenz in Bern. 1915 Antikriegskonferenz internationaler Sozialistinnen (Appell an die Frauen der Welt) Mehrmalige Verhaftung 
  • 1915: Verhaftung
  • 1916/17: Mitbegründerin des Spartakus-Bundes. Beitritt der USPD
  • 1918/19: Beteiligung an der Revolution in Stuttgart. Austritt aus der USPD. Eintritt in die KPD. Wahl in die Leitung. Chefredakteurin der „Kommunistin“
  • 1920: Als KPD-Spitzenkandidatin in den Deutschen Reichstag gewählt Reisen nach Sowjetrussland. Rede auf dem Gründungskongress der KPF in Tours. Verantwortlich für die Kommunistische Fraueninternationale (bis 1925). Richtlinien für die Frauenarbeit.
  • 1921: Delegierte der Internationale auf dem SP-Parteitag in Mailand. Vorsitzende der Internationalen Arbeiterhilfe. Leiterin des Internationalen Frauensekretariats 
  • 1922/23: Rede zu den Grundsätzen kommunistischer Schulpolitik im Reichstag. Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Referat über die Perspektiven der Weltrevolution. Referat auf dem EKKI-Plenum über den Faschismus. Reisen in den Kaukasus
  • 1925/26: Präsidentin der Internationalen Roten Hilfe (bis 1933). Präsidentin des Roten Frauen-und Mädchenbund. Referat über Fragen der Kultur im EKKI. Buch Im befreiten Kaukasus. 
  • 1927/28: Leiterin der Frauenabteilung zum Studium der Theorie und Praxis der Internationalen Frauenbewegung an der Moskauer Akademie. Teilnahme an der Moskauer Frauenkonferenz der „Ostvölker“ (Zentralasien). Buch: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands. 
  • 1932: Beteiligung an der Vorbereitung des Amsterdamer Internationalen Kongresses gegen den Krieg. Eröffnung des Reichstags als Alterspräsidentin. Aufruf zur Einheitsfront gegen den Faschismus. 
  • 20.6.1933: Tod in Archangelskoje bei Moskau. Beisetzung an der Kreml-Mauer


Literatur: Gilbert Badia, Clara Zetkin. Eine neue Biographie, Dietz-Verlag, Berlin 1994 (vergriffen) 
Florence Herve (Hg.), Clara Zetkin oder: Dort kämpfen, wo das Leben ist, Dietz-Verlag, Berlin Frühsommer 2007