Gengenbach: Mitreißendes Konzert der Musikkapelle Reichenbach
Die Mönch-Richo Halle in Reichenbach war voll besetzt. Neben allen Ortsvorstehern wollte sich auch Bürgermeister Thorsten Erny mit Gattin Britta das Frühjahrskonzert der Musikkapelle Reichenbach am letzten Aprilsamstagabend nicht entgehen lassen.
Die Erwartungen an die Vorstellung der Musikerinnen und Musiker, erstmals unter der Leitung des jungen Dirigenten Arturo Sevilla Quintana (28), waren hoch. Standing Ovations nach dem Konzert, großer Beifall und begeisterte Zurufe nach jedem Stück zeigten: Der am Konservatorium in Straßburg studierende Musiker verkörpert Musikalität pur.
Funke der Begeisterung
Körpersprache, Stabführung, Mimik: Quintana lebt in und mit der Musik vom ersten Einsatz zu „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fucík bis zum Finale der letzten Zugabe „Radetzkymarsch“. Wegen der kurzen Probenzeit seit Januar 2024 konnte Quintana kein völlig neues Konzertprogramm einstudieren, bat Vorstandssprecherin Katja Sum um Verständnis. Aber der überspringende Funke der Begeisterung war in jedem Stück zu spüren.
Und die nach der Pause Simon Siebel in der Moderation ablösende Katja Sum zitierte die ganz offensichtlich von den Instrumentalisten verinnerlichte Probenansage von Sevilla: „Wir müssen mit unseren Instrumenten singen!“ Und wenn der Mann aus Ecuador mit „El Camino Real“ lateinamerikanische Rhythmen des amerikanischen Komponisten Alfred Reed auf der Showbühne der Mönch-Richo Halle tanzen lässt, bleibt kein Zuhörer ruhig sitzen und Quintana scheint in den treibenden Flamencorhythmen zu baden wie der Fisch im Wasser.
Zur Eröffnung schreien fetzige Blechsträhnen, alsbald schlagen die Kastagnetten als typische Elemente des Flamencotanzes und galoppierende Rhythmen jagen durch alle Register. Gleichsam endlos versiegende Klangströme geraten auf dunkel und seltsam fremd wirkende Tonstränge. Aus diesen steigen hell leuchtend die Trompeten, während am entfernten Orchesterrand dunkel das tiefe Blech rollt. Feines Schlagwerk setzt ein, erneut Kastagnetten und kumulierend ballt sich die instrumentale Klangmacht zum fetzigen Finale.
Unmittelbar vor der Pause erfolgten Ehrungen (Bericht folgt.) Nach der Pause ein völlig verändertes Klangbild. Und der erste Titel „Let Me Entertain You“ nach Noten von Robbie Williams hatte durchaus programmatischen Charakter für den gesamten Konzertabend. Unterhalten und geradezu mitgerissen durften sich die Zuschauer aber den gesamten Konzertabend über wähnen.
Flatternde Klangfahnen
Rhythmisch flatternde Klangfahnen versetzen die Zuhörer sofort wieder in den Konzertmodus. Überraschende Einsprengsel von Klarinetten oder Trompeten überraschen wie Stromschnellen im wallenden Fluss. Ein betörendes Solo am Saxofon bot Manfred Wußler mit einnehmender Dynamik und bezauberndem Vibrato in Enrico Morriccones „Cinema Paradiso“.
„Mambo Greats“ von Stephen Bulla war ein Mitbringsel des Dirigenten aus seinem südamerikanischen Kulturkreis. Ein kurzer, blechern schreiender Einstieg und schon schwingen die Mamborhythmen über die Showbühne. Auch optisch wird etwas geboten. Alle spielen mit schwarzen Hüten. Die stechenden Einsätze des Taktstocks sitzen.
Pointierte Schlagwerkrhythmen führen zum satten Finale. „Wow“, raunt es im Saal. Nach der „80er Kult(tour)“ nach Thiemo Kraas, einem rasanten Medley mit Titeln wie „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Ohne dich schlaf ich heut’ Nacht nicht ein“ hält es die Zuhörer nicht mehr auf ihren Sitzen.
Und nach der ersten Zugabe beweist Arturo Sevilla Quintana, dass er eifrig dabei ist, die deutsche Sprache zu erlernen. Er bedankt sich bei Musikern, Vorstandsmitgliedern und Publikum für die herzliche Aufnahme in Reichenbach: „Ich bin glücklich.“