"Jetzt bin ich der Tod geworden" - Christopher Nolans "OPPENHEIMER" | Seite 2 von 2 | ZEITjUNG

„Jetzt bin ich der Tod geworden“ – Christopher Nolans „OPPENHEIMER“

Nähe zur Realität

Nach Angaben des Regisseurs basiert der Film auf „J. Robert Oppenheimer: Die Biographie“, einem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Buch von Kai Bird und Martin J. Sherwin. Nicht nur Nolan diente dieses als Inspiration, sondern auch Cillian Murphy bereitete sich unter anderem mit der Biographie vor. Durch die realistische Erzählung, in Verbindung mit der verständlichen Darstellung des hin- und hergerissenen Gewissens von Oppenheimer, fühlen sich die Events für die Zuschauer*innen greifbar an. Zusätzlich wird eine enorme Spannung durch die ständigen Zeitsprünge aufgebaut.

Auch wenn man weiß, dass die Atombombe erfunden wurde und nicht die ganze Erde zerstört hat, fiebert man mit den Physiker*innen mit. Nolan beschreibt das auch als seinen größten Anhaltspunkt, an welchem er den Film orientierte. Er wollte sich besonders mit der Angst auseinandersetzen, die die Wissenschaftler*innen des Manhattan-Projekts so bewegt hat; dass sie daran Schuld sein könnten, die ganze Welt zu zerstören. Oppenheimer sei Nolans Meinung nach einer der wichtigsten Menschen, die je gelebt haben, weil er unsere heutige Welt zu geprägt hat. „Seine Geschichte muss man gesehen haben, um sie zu glauben“, sagt der Regisseur in einer Pressemitteilung über die Erlebnisse des Physikers.

Kritik

An einem Film von dem ausgezeichnetem Regisseur Christopher Nolan, mit einer Besetzung von mehreren weltbekannten Darsteller*innen, etwas auszusetzen, ist gar nicht so leicht. Weniger also eine Kritik und mehr eine Vorwarnung: Es ist nicht unbedingt ein einfach verständlicher Film, wenn man den Verlauf des zweiten Weltkrieges nur sehr grob kennt. Die Sprünge zwischen verschiedenen Zeiten, in Verbindung mit den vielen Charakteren, kann etwas verwirren. Besonders, weil einige Charaktere zwar oft genannt, deren Gesichter aber nicht oft genug gezeigt werden. Bei einem Film über einen theoretischen Physiker gibt es natürlich die eine oder andere Berechnung, die eine Rolle spielt. Die Gespräche über Wissenschaft, die man vielleicht nicht unbedingt versteht, sind etwas abschreckend.

Womöglich können sich Geschichtsprofis, die in ihrer Freizeit Physik-interessiert sind, etwas mehr an diesem Film erfreuen. Aber auch für Zuschauer*innen, die nicht detailliert informiert sind, ist es sehr spannend. Der Soundtrack macht alle Szenen gleich noch spannungsgeladener. Durch die Art und Weise, auf die Oppenheimers Innenleben dargestellt wird, versteht man den Konflikt sofort, auch ohne die physikalischen oder politischen Hintergründe komplett nachvollziehen zu können. Christopher Nolan hat den Film zu einem gemacht, der für einige einen genauen Ablauf des Lebens des Physikers verfolgt, für andere aber trotzdem auch spannend und dramatisch ist. Besonders die letzte Szene bringt alle Zuschauer*innen zur Gänsehaut.

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