Für Besuch in JVA: FC Bayern Frauen gewinnen Sepp-Herberger-Award

Für Besuch in JVA: FC Bayern Frauen gewinnen Sepp-Herberger-Award

Die Auszeichnung der ältesten Fußballstiftung Deutschlands in der Kategorie "Resozialisierung" ging an die Frauenmannschaft des FC Bayern für ihren prägenden Besuch in der Justizvollzugsanstalt in Aichach.

Karin Danner nahm den Award stellvertretend für die Bayern-Frauen entgegen.
Karin Danner nahm den Award stellvertretend für die Bayern-Frauen entgegen. / Tristar Media/GettyImages
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Anfang diesen Jahres stand für die FC Bayern Frauen ein hartes Kontrastprogramm auf dem Plan: Gemeinsam besuchten sie die JVA Aichach, die größte Haftanstalt für Frauen in Bayern. Dort unterhielten sich die Fußballerinnen auf Augenhöhe mit Frauen, die wegen Diebstahl oder Mord in der Justizvollzugsanstalt einsitzen. Das Ganze fand in Zusammenarbeit mit der Sepp-Herberger-Stiftung statt, um in den wichtigen Austausch mit den Gefangenen zu treten.

Jetzt wurde das besondere Engagement der Münchenerinnen bei den Sepp-Herberger-Awards in der Kategorie "Resozialisierung" offiziell ausgezeichnet.

Ein "prägender und emotionaler" Besuch

Als "Herzensprojekt" beschrieb Karin Danner, ehemalige Managerin der FC Bayern Frauen und heutige Botschafterin Frauenfußball beim amtierenden Deutschen Meister, den Besuch der Damenmannschaft im schwäbischen Gefängnis. Ziel der Initiative war es, den Gefangenen einen Schritt zurück in die Gesellschaft zu bieten. Gleichzeitig profitierten auch die Fußballprofis aus München von diesem Austausch: "Wir leben ein bisschen in unserer Fußball-Bubble und sind sehr viel unterwegs. Da ist es wichtig, dass man mitbekommt, was sonst noch in der Gesellschaft passiert", erklärte Bianca Rech, Managerin des FCB, die Hintergründe des Besuchs.

Nach einer Führung durch die JVA fanden sich die Spielerinnen in einer Lagerhalle wieder. Dort hatten die Insassinnen einen Stuhlkreis aufgebaut, in dem alle gemeinsam Platz nahmen. Ein Sportpsychologe betreute das Gespräch und initiierte ein Spiel, bei dem beide Parteien jegliche Hemmungen verloren und sich die Stimmung lockerte. Nach dem Besuch fiel das Fazit aller ähnlich aus: Emotional und prägend sei es laut Rech gewesen.

Katharina Naschenweng, Verteidigerin der Bayern, nannte einen weiteren wertvollen Aspekt: "Es war einiges dabei, das einfach traurig ist. Man fängt auch selber an, über gewisse Dinge nachzudenken." Sie habe eine "Dankbarkeit" darüber gespürt, wie behütet sie aufgewachsen ist. Es habe ihnen durchaus gutgetan, "auch mal eine komplett andere Seite zu sehen".

Platz 1 in der Kategorie "Resozialisierung"

Alljährlich werden die Sepp-Herberger-Awards für "beeindruckendes ehrenamtliches Engagement" an Akteure des organisierten Fußballs verliehen. Die Kategorien berufen sich auf die vier Stützen, die die Sepp-Herberger-Stiftung supportet: der Behindertenfußball, die Förderung des Fußball-Nachwuchses in Schulen und Vereinen, das DFB-Sozialwerk und die Resozialisierung von Strafgefangenen. In eben letzterer Kategorie "gewannen" die FC Bayern Frauen nun den ersten Platz. Hinter ihnen wurden sowohl die JVA Fuhlsbüttel (Hamburger Fußball-Verband) als auch
Bielefeld United (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen) geehrt.

Sepp Herberger
Namensgeber der Stiftung: Sepp Herberger. / United Archives/GettyImages

"Die Auszeichnung der Frauen-Mannschaft des FC Bayern steht heute stellvertretend für das jahrzehntelange soziale Engagement des Klubs, der schon so oft Gutes getan und meistens nicht darüber gesprochen hat", so DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Auch Christine Lambrecht, Kuratoriumsmitglied der Stiftung und ehemalige Verteidigungsministerin, zeigte sich von dem Projekt begeistert: "Den Frauen in der JVA tut es unheimlich gut, wenn ihnen Perspektiven aufgezeigt werden. Es geht nicht nur um Fußball, sondern auch das Leben nach der Haft zu organisieren und dabei zu helfen. Das ist ein Projekt, das unbedingt weitergeführt werden muss."

Laut Karin Danner sei das auch das Ziel des FC Bayern, das Projekt "zukünftig noch intensiver" weiterzuführen. Das Preisgeld in Höhen von 10.000 Euro könnten die Münchenerinnen dafür auch gleich einsetzen.