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Christian Gauck – "Er entschied immer alles alleine"

Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet, verteidigt seinen Vater gegen Kritiker. Doch er spricht auch über Fehler Joachim Gaucks Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet, verteidigt seinen Vater gegen Kritiker. Doch er spricht auch über Fehler Joachim Gaucks
Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet, verteidigt seinen Vater gegen Kritiker. Doch er spricht auch über Fehler Joachim Gaucks
Quelle: Tabea Fachklinik
Kritik aus der eigenen Familie: Joachim Gauck sei "immer unterwegs" gewesen. Für andere habe er sich mehr eingesetzt als für die eigene Familie, sagt der älteste Sohn.

Zwei Wochen vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten verteidigt Joachim Gauck s ältester Sohn Christian seinen Vater gegen Vorwürfe, er sei zu DDR-Zeiten kein wirklicher Widerständler gewesen. Der frühere evangelische Pfarrer habe „sich nicht gegen alles gestellt, aber er hat als Pastor sehr konkret geholfen.

Damit war er für uns ein Bürgerrechtler im wahrsten Sinne des Wortes“, sagte Christian Gauck der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Der Philosoph Peter Sloterdijk rechnet unterdessen damit, dass Gauck aufgrund seiner „pastoralen Identität“ bald vielen „auf die Nerven gehen“ könnte.

Als Bürgerrechtler gewürdigt

Der langjährige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde und ehemalige DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck soll am 18. März von der Bundesversammlung zum elften Bundespräsidenten gewählt werden. Der 72-Jährige wurde nach dem Rücktritt von Christian Wulff von Union, SPD, FDP und Grünen als gemeinsamer Kandidat für das höchste Staatsamt nominiert.

Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung gilt Gaucks Wahl als sicher. Die Linke schickt Beate Klarsfeld (73) ins Rennen, die als Nazi-Jägerin bekannt wurde.

„Viele haben meinem Vater schon in der Wendezeit schwer übelgenommen, dass er die DDR nicht reformieren, sondern abschaffen wollte“, sagte Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet. Frühere DDR-Oppositionelle hatten zuvor Gaucks Rolle in der Bürgerrechtsbewegung relativiert. So warf der Mitbegründer der DDR-Bürgerrechtsbewegung „Neues Forum“, Hans-Jochen Tschiche, Gauck vor, sich 1989 erst sehr spät der Opposition angeschlossen zu haben. Dennoch habe er es sich gefallen lassen, als Bürgerrechtler gewürdigt zu werden.

"Kamen als Familie an zweiter Stelle"

Christian Gauck sagte, von der abermaligen Nominierung seines Vaters für das Amt des Bundespräsidenten sei die Familie überrascht worden. Über seinen Vater und das Familienleben berichtete er: „Wir kamen als Familie immer an zweiter Stelle, er hat alles allein entschieden.“

Joachim Gauck sei „immer unterwegs“ und „für uns selten der Familienvater“ gewesen. In seiner Arbeit als Pfarrer in Rostock-Evershagen, wo er eine Gemeinde aufbaute, sei der Vater aufgegangen, was beeindruckend gewesen sei. Für andere aber habe er sich immer mehr eingesetzt als für die eigene Familie, was ihn, Christian, oft „unglaublich enttäuscht“ habe.

Der Philosoph Peter Sloterdijk sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus“: „Es gibt schon jetzt Kommentatoren, die sagen, Merkel und Gauck, so viel politischen Protestantismus haben wir nicht verdient.“ Man könne sich „gut eine katholische Reaktion vorstellen, eine atheistische Reaktion, eine antiautoritäre Reaktion“, so der Philosoph. „Wir tun zwar so, als wäre uns eine moralische Autorität im höchsten Staatsamt willkommen, aber sobald sie sich äußert, wird man sich gegen sie auflehnen.“

EPD/jm

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