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Charlton Heston, der Über-Lebensgroße

Charlton Heston ist tot, er starb am Samstag im Alter von 84 Jahren. Der wenig wandlungsfähiger Schauspieler war dank seines Charismas genau der Richtige für Hollywoods Monumentalfilme. Später wandelte er sich zum trotzigen Konservativen, der für die Rechte von Waffenbesitzern in den USA kämpfte.

In den letzten Jahren ist Charlton Heston immer wieder gefoppt und gedemütigt worden. In dem Dokumentarfilm "Celluloid Closet" plauderte Gore Vidal 1995 genüsslich aus, wie er als einer der Drehbuchautoren darüber brütete, wie man "Ben Hur" interessanter gestalten könnte. Die Lösung war eine verschmähte schwule Liebe des Gegenspielers Messala. Regisseur William Wyler stimmte zu, der Darsteller des Messala war begeistert, das Ergebnis dramaturgisch effizient. Aber alle drei waren sich einig: "Charlton darf's nicht merken." Er merkte es nicht.

Als das Gerücht aufkam, "Planet der Affen" werde neu verfilmt, empörte sich Heston, er würde keinesfalls mitwirken: "Zum Affen lasse ich mich nicht machen." Als Tim Burton 2001 das Remake drehte, war Heston dann doch dabei: im Nachspann ungenannt, unter Schimpansenmaske nicht zu erkennen und doch an der markanten Stimme deutlich herauszuhören.

Das könnte Zeugnis einer gewissen Selbstironie sein; aber als Ober-Affe erteilt er den Befehl, alle Menschen zu liquidieren, "weil sie mit Schußwaffen umgehen können". Das ließ Burton ausgerechnet den Präsidenten der National Rifle Association sagen, die sich vehement für das Recht auf Waffenbesitz einsetzt.

Schließlich klingelte vor einigen Jahren ein dicker, schmuddeliger Basecap-Träger namens Michael Moore an Hestons Tor, um ihn als Fürsprecher der Waffenlobby indirekt für das Massaker an der Columbine-Highschool verantwortlich zu machen. Und Heston, sichtlich verstört, wusste sich keinen anderen Rat, als Moore stehen zu lassen. Das sollte Charlton Heston sein? Der Mann, der "Ben Hur" war? Der in "El Cid" noch als Toter in die Schlacht prescht?

Charlton Carter, der sich nach seinem Stiefvater Heston benannte, hat mehr historische Größen auf dem Buckel als jeder andere Darsteller: von Johannes der Täufer bis Heinrich VIII., von Marc Anton bis Richelieu, von Thomas More bis Michelangelo.


Als der Leutnant der US Air Force zum Film kam, ging die große Zeit Hollywoods gerade zur Neige. Die Massen guckten zuhause lieber fern, die Studios suchten sie durch pompöse Monumentalepen ins Kino zurück zu locken. Da war der junge, durchtrainierte Heston mit seiner sonoren Stimme und dem edlen Profil der Mann der Stunde.


Er glänzte nie durch besondere Wandlungsfähigkeit; es ging um Charisma, Präsenz, "Größe". Und die hatte er, buchstäblich: Mit seinen 1,91 Meter überragte er alle anderen und war prädestiniert für das Über-Lebensgroße. Charlton Heston war kein Schauspieler, er war ein Monolith; sein Antlitz kein bewegtes Bild, sondern in Würde zum Denkmal versteinert.

Zuletzt machte Heston fast nur noch durch seine Parolen als Waffen-Lobbyist von sich reden. Trotzig schwang er denn auch noch einmal eine Winchester, als er sich im April 2003 Jahres zu seiner Alzheimer-Krankheit bekannte und verabschiedete.

Der Heilige von Hollywood, der ewige Kämpfer, der starke Mann in so vielen Führungsrollen: Nein, dieses schleichende Ende hat er nicht verdient. Vorsorglich sprach er zuvor, in einem Trickfilm fürs Fernsehen, noch einmal jene Rolle, die man auf ewig mit ihm verbinden wird: Ben Hur.

Am Samstag starb er im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills.

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