Carmen-Maja & Jennipher Antoni: Gemeinsam stärker!
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© Yorck Maecke für SUPERillu
Herzliche Familienbande

Carmen-Maja & Jennipher Antoni: Einfach ein tolles Mama-Tochter-Duo!

Die Schauspielerinnen über ihre tiefe Verbindung, einen schweren Schicksalsschlag und lustige Erlebnisse zu zweit …

Wir erwarten Carmen-Maja, 75, und Jennipher Antoni, 44, im Café Zuccherino im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Während die Mutter lässig angeradelt kommt, läuft die Tochter lachend neben ihr her – ein äußerst harmonisches Bild. Jennipher Antoni beendete gerade die Arbeit am Hörbuch „Berliner Briefe“, und Maja, wie sie von vielen liebevoll genannt wird, dreht aktuell einen „Krause“-Film. Am 23. August hatte sie Geburtstag und sie sprüht nur so vor Energie und guter Laune – wie ihre Tochter …

Sie beide verbringen offenbar gern Zeit miteinander. Als wir  den Termin vereinbarten, waren Sie gerade zusammen im Usedom-Urlaub, dann all die gemeinsamen Lesungen etc.

Carmen-Maja Antoni: Absolut! Wir sind eine Familie und verstehen uns wunderbar. Wir können uns allerdings auch ganz schön fetzen, zugleich aber viel voneinander annehmen. Na ja, und hinzu kommt eben, dass wir denselben Beruf ausüben – der verbindet auch ungemein …

Jennipher Antoni: Zeit ist das Kostbarste. Und wir versuchen tatsächlich, jeden Tag welche miteinander zu verbringen. Das zu können, empfinde ich als das größte Glück! Wir wohnen auch nur zwei Straßen voneinander entfernt.

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Gut drauf und in trauter Eintracht: Carmen-Maja und Jennipher Antoni während unseres Treffens

Was lieben Sie aneinander?

Maja: Jennys unglaublichen Fleiß, ihre Beharrlichkeit. Sie hat Biss, und den braucht man als Freiberufler. Sie hat es von Anfang an abgelehnt, von mir protegiert zu werden, und es war auch lange nicht leicht für sie, als „Tochter von“ gesehen zu werden. Außerdem liebe ich Jennys Wut und Verrücktheit. Ja, ich habe ein wunderbar wildes Kind, das andererseits auch eine ganz entzückende scheue Seite hat.

Jennipher: Und ich habe in ihr eine ganz, ganz wunderbare Mama, Freundin und Kollegin, die auch eine tolle Oma ist. Sie hat meinen Bruder Jacob und mich Freundlichkeit, Verlässlichkeit und Treue – auch uns selbst gegenüber – gelehrt. Und wie wichtig es ist, nach einem Streit wieder zueinanderzufinden. Neben vielem mehr.

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Happy Family! Die Antonis 1990 im Venedig-Urlaub. Von links: Jacob, Carmen-Maja, Malte (†) und Jennipher

… und offenbar auch, hart zu sich selbst zu sein, Disziplin. Maja, Sie haben direkt nach dem Tod Ihres geliebten Mannes Malte 1998 einen Film zu Ende gebracht und auf der Bühne gestanden.

Maja: Ja, und die Kinder saßen in der Garderobe, um mich aufzufangen. Wir hatten schon immer einen großen Zusammenhalt in der Familie. Und doch hat sein Tod in jedem von uns eine Wunde gerissen, mit der irgendwann auch jeder für sich allein klarkommen musste. Die Kinder haben da schon in jungen Jahren eine ordentliche Backpfeife vom Leben bekommen, denn sie hatten ein sehr inniges Verhältnis zum Vater. Er war einfach ein so kluger und starker Typ. Und wir haben in dieser Familie immer so gerne gelacht … So ein Verlust macht demütig, aber man kann auch daran wachsen und stärker werden, wenn man sich nicht brechen lässt.

Die Kinder sind dann wieder zu Hause eingezogen …

Jennipher: Ja, wir waren dann alle wieder unter einem Dach, um uns gegenseitig zu stützen. Und tatsächlich ist damals das Bewusstsein gereift, dass man immer den Moment leben muss und nach vorn schauen sollte. Mir fällt auch in diesen Corona- Zeiten auf, wie viele Menschen sich beschweren. Dabei leben wir vergleichsweise luxuriös, und an die paar Regeln kann man sich doch halten. Man muss sich einfach arrangieren und das Beste aus der Situation machen. Ich kann seit Kurzem zum Glück wieder für die Cajewitz-Stiftung arbeiten, für die ich mich schon lange engagiere, und den Senioren Kultur zugänglich machen: Literatur, Musik ... Das bedeutet mir und den Menschen dort sehr viel. Die haben mich schon vor Jahren quasi adoptiert. (lacht)

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Carmen-Maja Antonis äußerst lesenswerte Autobiografie „Im Leben gibt es keine Proben“ ist im Eulenspiegel Verlag erschienen (272 Seiten, 19, 99 Euro; eBook: 14, 99 Euro)

Maja, konnten Sie nach dem Tod Ihres Mannes wieder eine Beziehung zulassen?

Maja: Ich denke, so nach 15 Jahren wäre ich offen gewesen, aber es ergab sich einfach nicht. Ich hab auch einfach so viel gearbeitet und dann ja am Berliner Ensemble unter Claus Peymann eine richtig steile späte Karriere gemacht mit all den Brecht-Rollen. Der Applaus, die Ovationen jeden Abend – das gab mir so viel Glück. Davon konnte ich mich emotional gut ernähren.

Während Sie, Jennipher, anfangs gegen das „Tochter von“-Etikett anspielen mussten, hatten Sie, Maja, nach der Wende Probleme: eben noch gefeierter Star, plötzlich mit kleinen Rollen abgespeist und sogar mal für die Maskenbildnerin gehalten, wie Sie in Ihrem Buch „Im Leben gibt es keine Proben“ schildern …

Maja: Da hab ich oft mit Frechheit reagiert. Es ist einfach auch nicht meine Art, mich beeindrucken zu lassen. Schon in der DDR. Ich war schwierig – nur dann nicht, wenn ich mein Ding machen konnte. Ich hatte einfach meinen Stolz und wurde beispielsweise mal wegen angeblicher politischer Untragbarkeit von einem Gastspiel ausgeschlossen, aber das war mir wurscht. Und später nach der Wende am Berliner Ensemble blieb ich einfach zäh, ließ mich auch nicht mit einer Abfindung abspeisen. Es dauerte ein Weilchen, bis der Bann gebrochen war und ich plötzlich im hohen Alter Peymanns Star war … Wir wussten über die West-Schauspieler ja alles, hatten uns in der DDR vieles heimlich besorgt: Videos von Aufführungen etc. – die hingegen wussten nichts von uns. Ein totales Desinteresse schlug uns da entgegen. Keinerlei Respekt.

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Im Interview fragten wir Jennipher Antoni, was sie ihrer Mutter zum 75. wünsche. Sie: „Sie hat so viel, das sie zu einem großartigen Menschen macht, von daher einfach nur Gesundheit. Das ist das Wichtigste. Sie soll auch noch ganz lange ihre Enkel Giovanna und Leo erleben!“

Sie beide machen ja viele gemeinsame Lesungen, und da bleiben auch kuriose Erlebnisse nicht aus …

Jennipher: Oh ja! Mal waren wir bei einer Weihnachtslesung in einer Kirche im tiefsten Brandenburg. Es war so kalt, dass wir unseren Hauch sehen konnten. Unser Publikum: eine riesengroße pelzbehangene Kaffeefahrtgruppe. Als alles vorbei war, fuhr der Bus weg und wir bekamen als Vergütung einen Bildband über einen uns unbekannten Ort irgendwo im Westen samt Karte mit Dank und Weihnachtsgruß. Ein anderes Mal fehlte bei einer Lesung die letzte Seite und wir mussten heimlich improvisieren und so tun, als gehöre das zum Programm. Völlig irre! Die Veranstalterin aber schwärmte hinterher: „Das war ja mal was anderes. Toll!“ (lacht)

Maja: Ja, das ist das Schöne: Wir haben ein blindes Vertrauen zueinander, und es passiert immer irgendwas Lustiges, wenn wir zusammen unterwegs sind!

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Mutter und Tochter Antoni mit SUPERillu-Chefreporter Björn Wolfram vor dem Café Zuccherino im Berliner Stadtteil  Prenzlauer Berg. Drinnen fand das Gespräch statt, draußen entstanden, bei herrlichem Sonnenschein, die Fotos